Coronavirus Geisel setzt Rheinbahn unter Druck: Schutzmasken ab sofort

Düsseldorf · In ungewohnt scharfer Form fordert der OB und Rheinbahn-Aufsichtsratsvorsitzende den Vorstand zum Handeln auf – und zwar vor dem 27. April. Die CDU nennt den Vorstoß „unverschämt und zutiefst widersprüchlich“.

Anfang der Woche trug und verteilte OB Thomas Geisel in U-Bahnhöfen selbst Atemschutzsmasken an Fahrgäste.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Oberbürgermeister Thomas Geisel dringt jetzt energisch auf verstärkte Schutzmaßnahmen in Bus und Bahn gegen die Ausbreitung des Coronavirus. So fordert Geisel den Vorstand der Rheinbahn am Mittwoch per Pressemitteilung auf, den Infektionsschutz in Bussen und Bahnen sowie auf den Bahnsteigen ab sofort und nicht erst mit Inkrafttreten der vom Land angeordneten Maskenpflicht am nächsten Montag (27. April) sicherzustellen. Bemerkenswert ist, dass Geisel, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinbahn ist, diese Forderung nicht erst intern, sondern sogleich öffentlich erhebt. Und das auch noch in geharnischtem Ton.

Der OB geht davon aus, dass die Fahrgastzahlen in Bus und Bahn bald deutlich ansteigen, auch, weil die Stadt ab 4. Mai wieder Parkgebühren in der Innenstadt erheben will und die Umweltspuren wieder verbindlich werden. „Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass bis dahin ein sicherer und unter Infektionsschutzgesichtspunkten gefahrloser Betrieb der Rheinbahn gewährleistet ist“, so Geisel. Das erfordere wiederum unbedingt, dass in den Fahrzeugen und auf den Bahnsteigen entsprechende Maßnahmen getroffen würden. Die für den 27. April 2020 geplante Rückkehr zum Normalfahrplan sei da zwar hilfreich, weil dann Busse und Bahnen wieder in dichterem Takt fahren, aber nicht hinreichend.

Konkret erwartet das Stadtoberhaupt, dass das Tochterunternehmen Rheinbahn selbst für die Verteilung von Atemschutzmasken und die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln sorgt. Und außerdem „die Fahrgäste ab sofort mit geeigneten Aushängen und Durchsagen an den Bahnsteigen und in den Fahrzeugen und notfalls auch per persönlicher Ansprache auffordert, eine Mund- und Nasenbedeckung zu tragen“. Nicht gut dürfte dem Rheinbahn-Vorstand um Klaus Klar dann auch dieser angeschärfte Geisel-Satz schmecken: „Ich gehe im Übrigen davon aus, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die von Ihnen beauftragten Sicherheitsunternehmen hierbei mit sichtbar gutem Beispiel vorangehen.“

Andreas Hartnigk (CDU) nennt Geisels Vorstoß „unanständig“.

Foto: Laurence Chaperon

 Offenkundig möchte nun auch Geisel unbedingt einen Corona-Rückfall und stark steigende Infektionszahlen in Düsseldorf verhindern, weil dann eine weitergehende Lockerung des „Lockdown“ mit seinen gewaltigen Schäden für die Düsseldorfer Wirtschaft torpediert würde. Insofern betont Geisel in der Mitteilung, dass es nur gelingen könne, die Infektionskurve weiter flach zu halten, wenn im ÖPNV möglichst alle Fahrgäste und Mitarbeiter Mund- und Nasenschutz tragen. Denn in vollen Bussen und Bahnen kann der Mindestabstand von 1,5 Metern gewiss nicht immer eingehalten werden.

Die Spitze der CDU-Fraktion übt sogleich scharfe Kritik an Geisels Äußerungen. Fraktionschef Rolf Tups meint: „Er verpasst dem Rheinbahn-Vorstand öffentlich eine Abmahnung. Diese Ohrfeige vor Publikum ist eine Unverschämtheit.“ Und Verkehrsexperte Andreas Hartnigk sagt: „Dieser Angriff ist nicht nur unanständig, sondern auch zutiefst widersprüchlich. Hier der scharfe Ruf nach sofortigem Infektionsschutz in Bus und Bahn, dort die Neigung zu Lockerungen im Umgang mit dem Virus“, so Hartnigk in Anspielung darauf, dass Geisel noch vergangene Woche schnellere Lockerungen empfohlen habe und öffentlich angezweifelt habe, dass es richtig sei, die Infiziertenzahl auf Dauer auf Teufel komm raus niedrig zu halten.