Düsseldorf: Prozess um versuchten Mord mit Happy-End

Die Familie bekam vom Gericht noch eine Chance. Opfer und Ehefrau verließen den Justizpalast als verliebtes Paar.

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Düsseldorf. Prozesse vor dem Landgericht, bei denen es um versuchten Mord geht, haben in der Regel kein Happy-End. Dass am Ende des Verfahrens die Angeklagte und das Opfer Händchen halten den Justizpalast verlassen und sogar die Staatsanwaltschaft glaubt, dass die Familie eine zweite Chance bekommen sollte, ist ein bisschen wie eine Geschichte aus einem schlechten Drehbuch — aber am Montag tatsächlich passiert. Auf freien Fuß gesetzt wurde eine 53-jährige Asiatin, die ihren zwei Jahre jüngeren Mann fast umgebracht hätte. Staatsanwaltschaft und Gericht sind überzeugt, dass von der Frau keine Gefahr mehr ausgeht.

Dabei begann die Geschichte wie in einem Horrorfilm. Blutüberströmt klingelte eine 53-Jährige im Januar am frühen Morgen bei einem Nachbarn in Vennhausen. „Mein Ehemann hat meinen Sohn umgebracht“, erklärte die völlig aufgebrachte Frau. Doch die Polizei fand bald heraus, dass etwas ganz anderes passiert war. Die 53-Jährige hatte versucht, ihren schlafenden Ehemann mit zwei Beilen und einer Brechstange zu töten. Der Computerspezialist überstand den Angriff mit leichten Verletzungen, nachdem es ihm gelang, seine Ehefrau nach draußen zu befördern.

Seitdem wurde die Asiatin in der geschlossenen Psychiatrie behandelt. Zur Tatzeit war sie in einer schwierigen Situation, hatte gerade ihren Job verloren, litt unter Depressionen und Wahnvorstellen — auch ihrem Sohn ging es prima. Der hatte nur in der Tatnacht bei einem Freund geschlafen.

Inzwischen ist die 53-Jährige mit Medikamenten so gut eingestellt, dass es wohl zu keinem Rückfall kommen wird. Der Ehemann hat ihr längst verziehen. Beide knutschten während des Prozesses vor dem Richtertisch, was der Richter in dem Fall ungestraft durchgehen ließ. Auf Bewährung wurde die Angeklagte nach Hause entlassen.