Roncalli in Düsseldorf Roncalli verzaubert die Landeshauptstadt
Düsseldorf · Nach vier Jahren heißt es wieder Manege frei für den Zirkus Roncalli im historischen Zelt im Rheinpark. Die ersten Gäste waren begeistert.
Spürbare Vorfreude liegt in der Luft, als sich der Platz vor dem Roncalli-Chapiteau mit dem Premieren-Publikum füllt. Nach vier Jahren Pause gastiert Bernhard Pauls Tournee-Circus am Rheinufer in Düsseldorf. „All For Art For All“ heißt das Programm, inszeniert als Hommage an die Kunst und die Künstler.
„Der Geruch nach Popcorn, die nostalgische Spielorgel“, schwärmt Sabine Tüllmann von der Bürgerstiftung, „wie lange habe ich das vermisst.“ Das Smartphone in der Hand, huscht Kommödchen-Chef Kay Lorentz mit Tochter Luzie Richtung Zelt. Er zeigt ein Foto von 2007: „Hier sind wir beide bei Roncalli, Luzie war elf. Dieses Motiv wiederholen wir jetzt.“ NRW-Innenminister Herbert Reul hat es gerade noch geschafft. „Das sah erst gar nicht gut aus, umso glücklicher bin ich nun. Ich liebe Zirkus.“ Seine Frau Gundula schränkt ein: „Ich bin kein Zirkus-Fan, Roncalli ist die Ausnahme.“ Lebendige Tiere vermisst der CDU-Politiker nicht: „Beeindruckend, wie Elefanten und Pferde mittels Holografie dargestellt werden.“ Das sieht Dolly Buster genauso: „Am schönsten finde ich, dass auf Tiere verzichtet wird. Roncalli macht gute Laune.“
Die haben Gerhart Baum und seine Frau Renate offensichtlich. „Mit diesem Zirkus verbinden wir viel“, erzählt der FDP-Politiker. „1991 hatten wir bei Roncalli in Köln unser zweites Rendezvous.“ Jacques Tilly verblüfft mit der Enthüllung: „Ich war seit meiner Kindheit nicht mehr im Zirkus und überhaupt noch nie bei Roncalli.“ Und warum jetzt? „Na ja,“, wendet der Künstler ein, „ich bin Gesellschaftsmuffel. Aber ich habe wohl wie alle hier Entzugserscheinungen und das Bedürfnis, in der Menge aufzugehen.“ Eine Menge mit viel Prominenz, darunter Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Frau Birgitt Geßner, der frühere Regierungspräsident Jochen Büssow, Jonges-Chef Wolfgang Rolshoven und Ex-Karnevalsprinz Carsten Franke.
Dann ist alles wie immer. Das Gemeinschaftsgefühl in der Enge (kaum einer trägt Maske), das stimmungsvolle Licht, das Roncalli Royal Orchestra auf der Empore. Direktor Bernhard Paul tritt vor den roten Samtvorhang, erwähnt die schweren Zeiten, die sein Unternehmen durchstehen musste: „150 Menschen, kein Roncalli, kein Apollo, kein Weihnachtsmarkt. Aber wir sind nicht hier, um zu jammern, es hat sich trotz allem eine große Kraft in uns entfaltet.“ Die Artisten seien begeistert vom Düsseldorfer Quartier. „Auch ich bin immer gerne da“, ergänzt Paul. „Dieser Platz, die Sonne, der Rhein! Wir freuen uns, Sie wieder unterhalten zu können. Manege frei!“
Sofort ist die Magie wieder da. Die Hinwendung zur Kunst drückt sich in der „wandelnden Bildergalerie“ aus, mit opulenten Kostümen, inspiriert von Vincent van Gogh, Frida Kahlo, Andy Warhol. Einem Mondrian-Werk entsteigt Schlangenfrau Maria Sarach. Derart poetische Brückenschläge zur Artistik beherrscht nur Roncalli. Nummer für Nummer sind sie in ihrer ganzen Raffinesse zu genießen. Bei Danil Lysenko als „Herr der Ringe“, beim Seifenblasen-Verzauberer Paolo Carillon und seinem qualmenden
Gefährt.
Hohe Ästhetik und atemberaubende Akrobatik unter der Kuppel zeigt das weibliche Duo Luna. Wie eine Horde wilder Zebras jagt die Truppe „Jump’N‘Roll“ mit tollkühnen Sprüngen durch die Manege. Vanessa und Sven zelebrieren auf dem weißen Flügel ihre Kunst der Equilibristik wie einen Liebesakt. Fassungsloses Staunen über das Duo Minasov und ihre rasanten Kleiderwechsel, Gänsehaut-Momente bei Hermanos Acero, den Königen der Manege. Dazu Komödianten wie Krissie Illing, Weißclown Gensi und der rührende Anatoli Akermann, so viel mehr als ein Pausenclown. Beim farbenprächtig funkelnden Finale mit dem Roncalli-Ballett steigen Ballons auf, es regnet Konfetti-Sternenstaub. Krimi-Autorin Stefanie Koch schaut sich um: „Alle strahlen wie die Kinder, auf den alten Zauber ist Verlass.“
„All For Art For All“, bis 26. Juni im Rheinpark, Programm-Infos und Tickets unter: