Jugendbühne in Düsseldorf Das „Sams“ kommt in den Pfarrsaal

Düsseldorf · Die KAB-Jugendbühne spielt nach langer Coronapause, die viele Änderungen mit sich brachte, das Stück „Eine Woche voller Samstage“.

Die Jugendbühne der KAB Heerdt probt für das Stück „Eine Woche voller Samstage“, das am ersten Novemberwochenende Premiere feiert.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Tilda Reineke stöhnt laut auf. „Ich kann gar nicht richtig sitzen und bekomme so schlecht Luft“, sagt sie. Zum ersten Mal proben die jungen Schauspieler der Heerdter KAB-Jugendbühne in ihren Kostümen. Tilda trägt unter ihrem Kleid ein dickes Kissen, um ihre Rolle glaubhaft rüber zu bringen. Die 13-Jährige spielt Frau Rotkohl, die strenge Vermieterin aus Paul Maars „Eine Woche voller Samstage“. Und noch ein Problem gibt es mit dem Kissen: „Das riecht total nach Hot Dogs“, erzählt die junge Schauspielerin. Tilda nimmt es mit Humor, schließlich liebt sie die Schauspielerei und dafür kann man auch ein wenig leiden. Und eigentlich ist das Ganze auch gar nicht so schlimm, denn gerade das Verkleiden gefällt ihr so gut. „Andere können das nur zu Halloween oder Karneval“, sagt sie.

Lara Streicher, die Herrn Taschenbier spielt, ist froh, endlich im Kostüm und mit Requisiten zu spielen. „Das macht es leichter. In dem Moment, in dem man sein Kostüm trägt, ist man erst so richtig in seiner Rolle und fühlt sich ein“, sagt sie. Beim Schauspielern sei sie wie in einer anderen Welt. Und sie lerne auch sehr viel. „Man bekommt Einblicke in andere Personen und fühlt, wie sie sich fühlen. Herr Taschenbier ist zum Beispiel sehr zurückhaltend und bekommt durch das Sams viel Selbstvertrauen“, erzählt die 15-Jährige.

Und für die, die das Sams noch nicht kennen, eine kurze Zusammenfassung des Stücks: Herr Taschenbier ist ein ängstlicher Mensch. Eines Samstags läuft ihm das furchtlose und freche Sams über den Weg und beschließt bei ihm zu bleiben. Wohl ist Herrn Taschenbier bei dieser Idee nicht, und er versucht, das Sams auf alle möglichen Arten loszuwerden. Doch je länger das Sams bleibt, desto lieber gewinnt er es.

Ob die KAB-Jugendbühne nach der Coronapause überhaupt wieder auftreten würde, war gar nicht so sicher. „Im Grunde hat sie sich während der Pause aufgelöst.

Während Corona hat sich die
KAB-Jugendbühne aufgelöst

In der Zwischenzeit ist auch unser langjähriger Leiter Karl-Heinz Stoffels verstorben. Wir mussten einen neuen Mitarbeiterstab zusammenstellen und mit Rosi Krämer haben wir zum Glück eine neue Leitung gefunden“, berichtet Kassiererin Gaby Melzer. Die jungen Schauspieler neu zusammen zu stellen, sei aber nicht so schwer gewesen. Das liegt wahrscheinlich auch an der guten Stimmung bei der Jugendbühne. „Die Atmosphäre stimmt, weil es nicht so ernst, sondern spielerisch zugeht. Aber trotzdem lernen wir viel und haben dabei Spaß“, meint Anna Bahners. Neben einigen alten Hasen komplettieren viele Neue die 19-köpfige Gruppe zwischen acht und 16 Jahren. „Wir haben noch einige Baustellen. Ganz dringend brauchen wir noch Helfer, die uns bei den Proben unterstützen. Und Herr Stoffels, der immer mit Herzblut dabei war und sich um jedes Detail gekümmert hat, fehlt uns sehr. Bei den ersten Aufführungen werden wir wahrscheinlich merken, was wir alles vergessen haben“, sagt Melzer mit einem Lachen.

Die Proben zeigen, dass auch das neue Team seine Arbeit gut macht und die Kinder viel Spaß haben. Leni Zeitz geht voll in ihrer Rolle als Sams auf. „Das ist meine erste große Rolle und ich fühle mich richtig wohl auf der Bühne. Ich finde es lustig, in andere Personen hineinzuschlüpfen. Das Sams ist allerdings ganz anders als ich. So bin ich zu Hause nicht“, versichert die 13-Jährige. Als das Sams Herrn Taschenbier ein Schlaflied vorsingen soll, bekommt es einen Lachanfall, der kaum zu bremsen ist. „Es tut mir so leid“, ruft Leni. Die Regie nimmt es gelassen. „Lach dich aus und fang noch mal an. Und schau beim Singen ins Publikum.“ Der Tipp hilft sofort und Leni ist wieder in ihrer Rolle.

Probleme bereiten noch die vielen Schauplätze im Stück. „Wir haben die Anzahl der Umbauten unterschätzt“, sagt Melzer. Zum Glück gibt es den Erzähler, dargestellt von Anna, der die ganze Zeit auf der Bühne präsent ist und die Wartezeiten mit viel Humor und Improvisationstalent überbrückt und das Publikum bei Laune hält. „Mein Hut ist vom Schreiner Rainer am Handweiser“, erzählt sie dem fiktiven Publikum und bringt gleich noch Lokalkolorit ins Stück. Warum der Hut vom Schreiner kommt? Natürlich weil da auch Holz drinnen ist, erklärt die 13-Jährige locker. Anna ist begeistert, endlich mal einen Mann spielen zu dürfen. „Ich hatte gehofft, auch mal mit so richtig tiefer Stimme singen zu dürfen“, sagt sie.