Schule Düsseldorfer Schüler lernen, wie sie rechte Symbole erkennen können
Düsseldorf · „Annette mischt sich ein“ heißt das Programm, das Schüler des Droste-Hülshoff-Gymnasiums durchlaufen. Es soll den Schülern Kompetenzen zur Einordnung verschaffen.
Auf dem Klassenboden liegen laminierte Pappkarten mit Symbolen. Einige sind bekannt, einige eher nicht. Aber allen ist gemein, dass auf ihnen Zeichen zu sehen sind, die von der rechten Szene verwendet werden. „Was seht ihr hier?“ fragt Uwe Augustin. Er ist Historiker und leitet die AG „Annette mischt sich ein“ am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Benrath.
„Man sieht einen Adler, der sich auf einen Fisch stürzt“, sagt Felix. Der Fisch stehe für das Christentum, der Adler sei das Tier der Germanen, so Augustin. Das Bild steht also für einen Angriff auf das Christentum. „Jede Woche sehe ich solche Symbole auf Autos“ sagt Augustin. Das allein reiche aber nicht, um jemanden politisch rechts zu verorten. Es gebe noch andere Gruppierungen, die dem Germanentum huldigen, zum Beispiel Heavy-Metal-Fans oder Anhänger des Neu-Heidentums. Deshalb müsse man immer noch weitere Zeichen suchen, um sich ein Bild zu machen.
Uwe Augustin widmet sich in dieser Stunde den Symbolen der Rechten Szene. Es ist nur einer von vielen Aspekten, an denen man politisch Rechtsgesinnte erkennen kann. Das mache es auch so schwer, sie zu identifizieren. „Die rechte Szene ist sehr intelligent“, sagt Augustin. Das Klischee vom dumpfen Nazi in Springerstiefeln stimme an vielen Stellen nicht mehr. Deshalb sei es so wichtig, darüber aufzuklären. Die AG gibt es seit diesem Schuljahr, etwa 15 Schüler aus den Klassen 8 und 9 nehmen regelmäßig an dem Zusatzangebot teil. „Wir freuen uns, dass es die AG gibt. Sie wurde von den Schülern eingefordert“, sagt Barbara Maerker, die Schulleiterin des Gymnasiums.
„Gerade in Zeiten, in denen Europa einen Rechtsruck erlebt, muss man sich informieren“, findet Adrian, der auch privat viel zum Thema liest. Uwe Augustin will aufklären und die Propagandatricks der Rechten deutlich machen. Es gibt zum Beispiel zahlreiche Modelabels, deren Träger damit eindeutig eine rechte Gesinnung zum Ausdruck bringen wollten, wie z.B. Constaple, in dem das Wort NSDAP zu lesen ist. Überhaupt arbeiteten die Rechten gerne mit Wortspielen, so Augustin und zeigt weitere Beispiele, von denen viele nur über das Internet erhältlich sind. „Da muss es bei euch klingeln“, sagt Augustin. Andere Marken wie New Balance oder Lonsdale seien hingegen von Rechten instrumentalisiert worden.
Aber auch mit entsprechender Kleidung sei die politische Einstellung nicht eindeutig zu erkennen. Die Rechten verschenkten häufig Klamotten und Musik. „Das ist doch eine clevere Sache, wenn die dann von unwissenden Jugendlichen getragen werden“, sagt Augustin. Zumal die Klamotten zum Teil sehr cool aussähen, wie die der Identitären Bewegung. Die Gruppe mit dem gelben Symbol auf schwarzem Hintergrund gilt als neue Rechte. „Ich bin erstaunt, wie viele rechte Modelabels es gibt“, sagt Felix dazu.
Aber nicht nur die zahlreichen Modelabels machten es schwer, Rechte zu erkennen. Es sei auch nicht mehr eindeutig, wer dazu gehören darf. „Die „Generation Identitaire“ aus Frankreich nimmt zum Beispiel auch Migranten auf. Sanaa findet: „Es ist unglaublich, wie verstrickt das ist.“ Sie kennt in ihrem Freundeskreis ein Mädchen, deren Eltern sich politisch rechts äußern. Uwe Augustin sagt dazu: „Da wäre es am besten nachzufragen.“ Helfen würden Fragen, wie: „Wie meinst Du das? Meinst Du auch mich damit?“ Es helfe wenig, denjenigen zu konfrontieren, da stoße man schnell auf Gegenwehr. „Besser ist es, Gefühle und Empathie zu schüren, um den anderen zu erreichen“, sagt Augustin.
Seine Mission ist es, aufzuklären und Leute zurückzuholen. „Das geht sehr gut mit Jugendlichen“, sagt er. Um sie zu erreichen, müsse man sie im Gespräch überzeugen. Bislang gebe es aber noch viel Unwissenheit – bei Schülern und Lehrern. Am Annette-Gymnasium ist deshalb eine Lehrerfortbildung zum Thema geplant.