Studie vergleicht deutsche Großstädte Düsseldorf bei Solarenergie abgeschlagen
Düsseldorf · Im Vergleich mit anderen Großstädten liegt Düsseldorf deutlich zurück. Nun wurden weitere Schritte für den Solarausbau auf städtischen Gebäuden vorgestellt.
Beim Solarausbau liegt Düsseldorf auf Platz 67 von 71 verglichenen Großstädten und bildet damit eines der Schlusslichter. Demnach werden in der Landeshauptstadt pro 1000 Einwohner gerade einmal 86,4 Kilowatt Strom durch Solarenergie erzeugt, der Mittelwert liegt bei 223 Kilowatt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag der Wirtschaftswoche und ImmobilienScout 24.
Dabei hat die Stadt große Pläne: Seit 2021 gibt es einen Ratsbeschluss mit dem schmucken Namen „Solaroffensive – wir machen Düsseldorf zur Sonnenstadt“. Dabei sollen die Solarpotenziale städtischer Gebäude ermittelt und in Folge auch umgesetzt werden – so weit wie möglich. Den aktuellen Stand dieser Pläne hat ein Vertreter des Umweltamtes nun im Umweltausschuss vorgestellt. Für diese Potenzial-Analyse arbeitete man insbesondere mit den Daten des Solarkatasters, das auch öffentlich einsehbar ist und für alle Gebäude Düsseldorfs festhält, wie geeignet die jeweiligen Dächer für den Einsatz von Solarmodulen sind. Auch die bislang installierten Solarthermie- und Photovoltaik-Anlagen werden dort abgebildet.
Daraus konnte errechnet werden, dass auf städtischen Gebäuden eine theoretische Photovoltaik-Leistung von rund 62 000 Kilowattpeak (kWp) gibt. Das Maß Kilowattpeak gibt dabei die Höchstleistung an, die eine Anlage erbringen kann, Kilowattstunden (kWh) umschreibt die tatsächlich erzeugte Strommenge. Damit seien bis zu 51 Gigawattstunden Strom erzeugbar, so der Referent. Aktuell liegt der Stromverbrauch bei etwa 65 Gigawattstunden – mit dem Ausbau könnte also eine theoretische Autarkie von bis zu 78 Prozent erreicht werden.
Nun ist all dies erst einmal Theorie, die weiter untersucht werden muss. So müssen Prüfungen vorgenommen werden, die ein technisches Potenzial darstellen; dazu zählen die Überprüfung von Statik, Dacheindeckungen und technischen Anschlussmöglichkeiten. Darauf aufbauend müssen zunächst „organisatorische und rahmenrechtliche Anforderungen“ geprüft werden, bevor sich das tatsächlich realisierbare Potenzial ermitteln lässt. An der Stelle spielen unter anderem das benötigte Personal, die finanziellen Mittel und auch das Energierecht eine Rolle.
Derzeit gibt es
53 städtische PV-Anlagen
Die Verwaltung geht aktuell davon aus, dass 75 Prozent des theoretischen Solarpotenzials – also 46 500 kWp – langfristig umsetzbar sind. Aktuell liegt die Leistung der städtischen PV-Anlagen, von denen es derzeit 53 gibt, bei 2600 kWp. Im kommenden Jahr sind weitere 63 Anlagen geplant, sodass es zu einem Zuwachs von 7300 kWp kommen soll. Von der angestrebten Menge ist das noch weit entfernt.
Auch im Hinblick auf die Klimaneutralität bis 2035 streben die Pläne des Umweltamtes einen jährlichen Zubau von 3900 kWp bis dahin an. Dabei setzt man auf eine parallele Strategie: Einerseits kümmert sich die Stadt selbst um weiteren Zubau. Dies soll im Rahmen von Sanierungs- und Neubauprojekten erfolgen und so auch den Planungs- und Arbeitsaufwand minimieren. Gleichzeitig sollen aber auch abseits dessen Anlagenpotenziale identifiziert und realisiert werden.
Andererseits soll ein sogenanntes Contracting-Modell inklusive eines Pilotprojektes entwickelt werden. Der Vertragspartner soll dabei für die Planung, den Bau und Betrieb inklusive Wartung, Instandhaltung und Versicherung zuständig sein. Hierfür gibt es hohe Baukostenzuschüsse und Möglichkeiten der Pachtminderung, gleichzeitig sollen Fördermöglichkeiten von Bund und Land zu tragen kommen. Dies sei aktuell eine größere Hürde, erklärt der Referent. Der Partner dürfe Überschussmengen vermarkten und angedacht sei die Umsetzung eines Piloten auf einfach zu realisierenden Dachflächen. Für Flächen mit höherem Planungs- und Prüfungsaufwand soll weiterhin die Stadt selbst zuständig sein. Aktuell geht man davon aus, dass 25 Prozent der Potenzialflächen einfach zu erschließen seien.
Angedacht ist zudem ein sogenanntes Bilanzkreis-Modell. Dabei kann Strom bei einem städtischen Gebäude erzeugt und in einem anderen, an diesen Bilanzkreis angeschlossenen Gebäude der Stadt verbraucht werden. Insbesondere Schulen, die fast 50 Prozent der Potenzialflächen ausmachen, könnten hierfür interessant sein, wenn etwa an Wochenenden, am Abend oder in den Ferien die erzeugte Energie nicht genutzt werden kann. Hierfür sei man in Gesprächen mit den Stadtwerken.