Das Anne-Frank-Haus bekommt eine neue Adresse Sonnenplatz in Garath heißt künftig Miep-Gies-Platz

Düsseldorf · Als die Jüdin Anne Frank 1945 mit einem Großteil ihrer Familie von den Nazis im Konzentrationslager umgebracht wurde, war sie gerade einmal 16 Jahre alt. So alt sind auch viele Jugendliche, die das Anne-Frank-Haus in Garath besuchen, eine offene Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung des evangelischen Jugendreferates Düsseldorf für alle zwischen sechs und 16 Jahren.

Nach der von den Nazis ermordeten Jüdin Anne Frank ist die Einrichtung benannt, die Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 16 Jahren besuchen.

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78 Jahre nach dem Ende des Nazi-Regimes ist das Bewahren des Andenkens an das jüdische Mädchen, das der Nachwelt ihr weltberühmtes Tagebuch hinterlassen hat, wichtiger denn je: Antisemitische Parolen werden wieder auf deutschen Straßen gerufen – von Rechtsextremen genauso wie bei pro-palästinensischen Demonstrationen.

Manchmal kann es Gedankenlosigkeit sein, wenn etwa Jugendliche sich das Wort „Du Jude“ als vermeintliches Schimpfwort an den Kopf werfen. Das geht gar nicht, sagt auch Nicole Manns-Rodenbach, Koordination Offene Kinder- und Jugendarbeit & Schulsozialarbeit beim Jugendreferat. Vor allem nicht in einem Haus, das den Namen von Anne Frank trägt. Umso passender ist es, dass der vor der Einrichtung liegende Sonnenplatz am 20. November einen neuen Namen bekommt, der eng mit dem jüdischen Mädchen verbunden ist. Mies Giep gehörte zu den Menschen, die der in einem Hinterhaus in Amsterdam versteckten Familie halfen und die Annes Aufzeichnungen für die Nachwelt retten konnten.

Zwar fällt die Umbenennung des Sonnenplatzes zeitlich in die Diskussion um die Änderung von elf Straßennamen in der Stadt, die nach Männern benannt sind, die in der Kolonialzeit Verbrechen begangen haben oder mit den Nationalsozialisten sympathisierten. Doch die Aktion in Garath ist davon unabhängig.

Hintergrund für den neuen Namen für den Sonnenplatz ist ein anderer. Das Anne-Frank-Haus liegt bislang an der Stettiner Straße 114, ist aber relativ weit weg von den anderen Hausnummern. Deshalb ging man auf die Stadt zu und bat um eine Namensänderung. Die Mahn- und Gedenkstätte schlug vor, den Sonnenplatz in dem Zuge neu zu benennen – nach Miep Gies.

Am 20. November um 14.30 Uhr soll das neue Straßenschild für den Platz enthüllt werden. Weil auch Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) dabei sein will, wurde der Termin hin und her verlegt. Da das Anne-Frank-Haus für die Sechs- bis 16-Jährigen montags erst um 16 Uhr öffnet, werden bei dem kleinen Festakt die Kinder und Jugendlichen, die die Einrichtung regelmäßig besuchen, nicht dabei sein, was Nicole Manns-Rodenbach sehr bedauert. Doch natürlich will das Team des Anne-Frank-Hauses um ihre Standortverantwortliche Jasmin Kniza es nicht bei einem neuen Namen für den Platz belassen. So wurde ein Begleitprogramm für eine Anne-Frank-Erinnerungswoche aufgelegt, das am 11. November startet und bis einschließlich 20. November läuft. Geplant sind unter anderem das Basteln von Laternen und der Aufbau einer Wanderausstellung (11. November); innerhalb des KinderKinoFestes wird am 14. November der neu erschienene Animationsfilm „Wo ist Anne Frank“ gezeigt; am 16. November wird die thematisch passende Mono-Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“ aufgeführt. Die Themenwoche endet mit der Eröffnung des Miep-Gies-Platzes. Im Anschluss an den feierlichen Akt werden Interessierte zu einer Tasse Kaffee und auch gerne inhaltlichen Gesprächen ins Anne-Frank-Haus gebeten.

Zur feierlichen Umbenennung soll dann auch eine große, von der Bezirksvertretung 10 finanzierte Schautafel an der Fassade aufgehängt werden. Diese informiert sowohl über die Vita von Anne Frank als auch der von Miep Gies, die mit bürgerlichem Namen Hermine Santrouschitz hieß, gebürtig aus Österreich kam und 2010 in ihrer Wahlheimat den Niederlanden starb. Auch so will die Einrichtung im Stadtteil künftig nach außen klare Kante zeigen – gegen Antisemitismus und Fremdenhass.