Start-up für Frauen „Mütter werden oft unterschätzt“

Düsseldorf · In einem sechsmonatigen Programm werden Frauen mit Kindern wichtige Inhalte zur Gründung eines Start-ups vermittelt. Wie das die Gründerinnen der Online-Plattform FreeMom weitergebracht hat.

Lena Pieper (l.) und Anika Schmidt haben die Online-Plattform „FreeMom“ gegründet.

Foto: FreeMom

Die meisten Frauen gründen Start-ups nebenberuflich und alleine. Diese Erfahrung hat Ekaterina Arlt-Kalthoff gemacht und so war es auch bei ihr, als sie 2015 ihr Unternehmen Mami Poppins gründete, ein Shop, in dem Kunden Babyausstattung mieten, testen und kaufen können. Zwei Jahre später nahm sie an einem Accelerator Programm von Startplatz Düsseldorf teil, mit dem sie ihre Prozesse und Abläufe optimieren konnte. Jedoch musste sie sich als junge Mutter und Einzelgründerin durch das Programm „durchkämpfen“, da viel Zeit in Anspruch genommen wurde. Ein Problem, das sie häufig in der Branche sieht: „Mütter werden oft unterschätzt.“

Mit ihrem Start-up ist die Düsseldorferin stark in der Reisebranche vertreten, 2020 erschwerte die Corona-Pandemie das Geschäft. „In der Zeit haben mich einige Mütter angeschrieben, wie sie einen Online-Shop aufbauen können“, erzählt die Gründerin. Sie startete einen Blog, um praktische Tipps zu diesen Themen zu geben. So war die Idee zu ihrer neuen Plattform geboren, auf der Mütter, die ihr eigenes Unternehmen aufbauen möchten, Beratung und Starthilfe erhalten können.

Ein Teil ihres Online-Portals „StartUpMom“ ist der Mom Accelerator, ein sechsmonatiges Programm, bei dem Gründerinnen von Expertinnen aus allen wichtigen Bereichen der Firmengründung lernen, ihre Geschäftsidee auf allen relevanten Ebenen zielgerichtet zu entwickeln. Das Programm ist in zwei Themenbereiche aufgeteilt: „Learn“ in den ersten drei Monaten und „Grow“ in der zweiten Hälfte. Dabei sollen wesentliche Inhalte abgedeckt werden, die für die Gründung benötigt werden. Neben Arlt-Kalthoff vermitteln sieben Mentorinnen wesentliche Informationen zu BWL und Marketing, Finanzierung, Steuern und Versicherungen, Feel-Good-Mentoring oder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Programm Mom Accelerator
kostet 699 Euro pro Monat

Die Zeiten und Kurse seien so flexibel, dass sie auch im Nachhinein angeschaut werden können, beispielsweise wenn das Kind krank sein sollte. Die Kosten betragen 699 Euro pro Monat, der Kurs dauert sechs Monate. Es sei möglich, sich für das Gründerstipendium NRW des Landes zu bewerben, das mit 1000 Euro pro Monat ein Jahr lang die unterstützt, die in die Start-up-Szene einsteigen wollen. Die Kosten des Programms führen allerdings dazu, dass „man es ernster nimmt, wenn es was kostet. Man nutzt jede Minute an Material und Workshops – da trennt sich die Spreu vom Weizen“, meint Lena Pieper, die gemeinsam mit Anika Schmidt die Plattform „FreeMom“ gegründet und das Programm von Arlt-Kalthoff besucht hat. Die beiden haben sich auf die Vermittlung von ortsunabhängigen und familienfreundlichen Freelancing-Projekten zwischen selbstständigen Müttern und Unternehmen spezialisiert. Pieper ist eher zufällig auf das Programm gestoßen, nach und nach entwickelten die Freundinnen, die sich seit mehr als 15 Jahren kennen, die Idee weiter, bis sie 2022 an dem Mentoring-Programm teilnahmen. Das habe ihnen viel „Klarheit und Struktur“ gebracht, sagt Anika Schmidt. Außerdem bieten sie Informations- und Lernangebote an, bei denen über sämtliche Fragestellungen zum Thema Freelancing und Vereinbarkeit informiert wird.

Die Gründerinnen sind überzeugt, dass Mütter eine unterschätzte Zielgruppe am Arbeitsmarkt sind, und möchten eine neue Möglichkeit für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen. Am 14. Mai ging ihre Plattform online – der Tag, an dem sowohl Muttertag als auch „Tag des Freelancers“ war. In 36 Stunden waren 100 Mütter registriert, die Zahlen steigen weiter: „Das entwickelt sich viel schneller als erwartet“, sagt Schmidt. Derzeit sind sie noch auf der Suche nach Unternehmen, die mit den Müttern „gematcht“ werden können.

Die Teilnehmeranzahl in dem Programm werde bewusst klein gehalten, sagt Arlt-Kalthoff, bisher wurden 20 Unternehmensgründungen erfolgreich begleitet. Zwei weitere Start-ups, die nach dem Programm gestartet sind, sind die Granny Angels GmbH, bei der Leihomas und -opas für die Betreuung von Kindern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gegen Einsamkeit im Alter vermittelt werden, und die Femindex GmbH, die Expertinnen mit Unternehmen zusammenbringt.