Startnext-Kampagne Wälder schützen auf Madagaskar

Düsseldorf · Auf der Insel heizen viele Menschen mit Holz oder Holzkohle, doch dadurch stirbt der Wald. Hier setzt ein Projekt aus Düsseldorf an.

Julian Spratte untersucht die Effizienz der Kocher, die in Madagaskar eingesetzt werden sollen.

Foto: Privat

8837 Kilometer Luftlinie ist Madagaskar von Düsseldorf entfernt. Doch die Probleme der Insel beschäftigen auch Studierende aus der Landeshauptstadt. Denn in diesem besonderen Land mit einer weltweit einzigartigen Biodiversität schwindet eben diese. Die meisten Menschen kochen dort auf Holz- oder Holzkohlefeuern – doch für den Rohstoff fällt immer mehr Wald. Mittlerweile sind von der ursprünglichen Waldfläche gerade einmal zehn Prozent übrig. Sollte das Tempo der Abholzung beibehalten werden, dürfte es in 40 Jahren keinen Wald mehr auf Madagaskar geben. Das führt zu großen Problemen: Die Böden erodieren, Arten sterben aus, CO2 kann schlechter gespeichert werden, es kommt zu Bränden, Dürren und damit einhergehenden Hungersnöten.

Bereits seit 2013 setzt sich vor Ort der Studierendenverband Ajper für mehr Bildung und für verbesserte Kocher ein, um den Verbrauch der Holzkohle zu minimieren. Seit einiger Zeit beschäftigt sich auch Julian Spratte mit dem Thema.

Mit Schadstoffausstoß auf Madagaskar beschäftigt

Der 28-Jährige studiert internationales Wirtschaftsingenieurswesen an der Hochschule Düsseldorf und hat sich im Rahmen einer Projektarbeit mit dem Schadstoffausstoß und der Effizienz der Kocher aus Madagaskar beschäftigt. „Drei Milliarden Menschen kochen weltweit mit fossilen Brennstoffen – und 3,8 Millionen davon sterben an Atemwegserkrankungen und anderen Folgen“, sagt er. Ein Fakt, der ihn umtreibt. Er kommt in Kontakt mit Studierenden aus Madagaskar und Hilfsorganisationen und erfährt von Ajper, die nach einer Alternative für die Holzkohle suchen.

Gefunden hat man das auf Madagaskar weit verbreitete Miscanthus-Gras. Wird dieses unter hohem Druck zu Pellets zusammengepresst, können die kleinen Brickets einen hochwertigen Ersatz für die gängigen Brennstoffe darstellen. Zudem bietet es weitere Vorteile: Die Gefahr von Buschbränden wird minimiert, das Gras wächst rasch nach, die Asche der Pellets kann später als Dünger verwendet werden und gleichzeitig reduziert es durch weniger Schadstoff-Ausstoß das Entstehen von Atemwegserkrankungen.

Unterstützt wird das Projekt von dem gemeinnützigen Unternehmen BioPelletsEnergy, dessen Geschäftsführer Julian Spratte ist. Hilfe bekommt er dabei in Düsseldorf unter anderem von Lena Kläsgen (23) und Hanna Gerbracht (25), die sich um Social Media kümmern. „Zur Finanzierung brauchen wir aber dringend Unterstützung“, sagt Lena Kläsgen und kommt auf die aktuell laufende Startnext-Kampagne zu sprechen. Dabei handelt es sich um ein Crowdfunding. Viele Menschen spenden einen Geldbetrag ihrer Wahl, entweder ohne Gegenleistung oder für einem kleinen Gegenwert – in diesem Fall stehen die Patenschaft eines Kaffeebaumes, Wildpfeffer oder Bourbonvanille von der Insel zur Auswahl. Vom Konto abgebucht wird die Summe erst, wenn die Kampagne erfolgreich war. In diesem Fall muss ein Schwellenwert von 60 000 Euro erreicht werden. „Wir hatten kurz überlegt, eine geringere Summe anzusetzen, aber wir wollten das Risiko nicht eingehen, dass wir dann in einigen Monaten wieder zu wenig Geld haben oder es doch nicht reicht“, erklärt Spratte.

Andere Länder könnten Pilotprojekt übernehmen

Denn mit dem Geld soll einiges finanziert werden: die Pelletfabrik mit Häcksler, Hammermühle und Pelletpresse vor Ort, die über Photovoltaik mit Strom versorgt werden soll. Ein Grundstück auf der Insel ist bereits in Aussicht und von der Hochschule Düsseldorf wurde ein Container für den Transport nach Madagaskar zugesichert, der später zum Energiespeicher umgebaut werden soll. Doch auch der Transport selbst wird teuer werden. „In Madagaskar ist das ein Pilotprojekt – sollte es erfolgreich sein, hoffen wir, es auch in andere Länder übertragen zu können“, sagt Spratte.

Denn die Unterstützung aus Deutschland soll lediglich den Grundstein legen, um zunächst der ärmeren Bevölkerung kostenfreien Zugang zu den Pellets und zu günstigen, effizienteren Kochern zu verschaffen. Später sollen die Menschen dort aber auch selbst als Zulieferer Geld verdienen, und die Pellets an die reichere Stadtbevölkerung verkaufen, erklärt Spratte. „Wir rechnen damit, dass sich daraus innerhalb von drei Jahren ein nachhaltiges Gewerbe aufgebaut hat.“ Angesichts

der fortschreitenden Klimakatastrophe sei es wichtig, vor Ort mit wirksamen Projekten zu helfen, die nicht an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbeigehen, sagt Lena Kläsgen. Mit besseren Kochern aus lokalen Materialien mit Brennmaterial, das Mensch und Natur weniger schadet, ist schon einmal ein Anfang gemacht – dafür braucht es nur noch eine ausreichende Finanzierung. Aktuell fehlen 10 000 Euro bis zum Ziel, alles darüber hinaus kommt jedoch auch dem Projekt zu Gute.