Neu in Düsseldorf Tätowierung auf feminine Art

Düsseldorf · An der Talstraße gibt es jetzt ein nur von Frauen geleitetes Tattoo-Studio, in der Branche die absolute Ausnahme. Im „3 Dots“ stehen Einfühlungsvermögen und Wohlfühlcharakter so hoch im Kurs wie florale oder tierische Motive.

Caro Jansen, Lilian Hansen und Lisa Rosenfeld sind die „3 Dots“. So heißt ihr gemeinsames Tattoo-Studio.

Foto: Marc Ingel

Sich tätowieren zu lassen, ist in der Regel ja etwas für die Ewigkeit. Es will gut überlegt sein, in wessen Hände man sich da begibt, denn das Werk eines Pfuschers ist nur schwer zu tilgen. Bei Caro, Lisa und Lilian ist diese Gefahr sicher nicht gegeben, die drei jungen Frauen Ende 20 haben ihr Handwerk gelernt. In den maskulin geprägten Studios, in denen sie zuvor gearbeitet haben, hat sie eins jedoch immer gestört: die Atmosphäre, dieses Sterile, der fehlende Wohlfühlcharakter. Dass gerade weibliche Kundinnen zudem bisweilen ihr Schwierigkeiten damit haben, bei derart intimen Eingriffen Männer an ihre Haut zu lassen, kam erschwerend dazu. Und: Auch die Auswahl an Motiven war dann doch meist wenig feminin.

„Totenköpfe sind bei uns nicht gefragt“, sagt Caro Jansen, und mit „uns“ meint sie die „3 Dots“, denn so heißt das Tattoo-Studio an der Tal-/ Ecke Kirchfeldstraße, das die drei Frauen zusammen eröffnet haben. „Wir haben ziemlich schnell festgestellt, dass wir uns auf einer Wellenlänge bewegen und einen gemeinsamen Traum haben“, erzählt Lilian Hansen.

Die Katze ist von Caro (@distel.tattoo auf Instagram).

Foto: 3 Dots

Ein rein weiblich geführtes Tattoo-Studio ist in der Branche immer noch die absolute Ausnahme, „wir stechen aus der breiten Masse heraus“, präzisiert Lilian und bleibt damit im Bild. Der Umbau des dunklen, wenig heimeligen Ladenlokals, in dem auch vorher schon ein Tattoo-Studio war, wurde weitgehend in Eigenleistung durchgeführt. Und das mit der Wohlfühlatmosphäre hat das Trio dann natürlich ebenso umgesetzt: Alles wirkt warm, es duftet angenehm nach Räucherstäbchen, Vintage-Möbel und Pflanzen lassen den Kunden glauben, er sitzt in einem gemütlichen Wohnzimmer.

Der Frosch ist von Lisa (@lisarosetattoo).

Foto: 3 Dots

Natürlich können sich hier auch Männer tätowieren lassen, „aber zu 80 Prozent kommen schon Frauen“, sagt Caro. Das liegt nicht zuletzt an der breiten, ausnahmslos selbst entwickelten Motivauswahl, an die 400 Motive dürften es schon sein, und auf Wunsch der Kundinnen werden ständig neue entwickelt – wenig Schwarz, dafür viel Farbe, oft florale oder auch tierische Motive sind darunter. Das wichtigste aber bleiben das gezeigte Einfühlungsvermögen, die Hygiene, bedenkenlos die Kontrolle abgeben zu können, dass nicht gestarrt und schon gar nicht nach der Handynummer gefragt wird. „Haben wir alles schon erlebt. Wir legen hier großen Wert auf Privatsphäre, überschreiten keine Grenzen“, berichtet Lisa Rosenfeld.

Das Herz ist von Lilian (@liliannox.tattoo).

Foto: 3 Dots

Genau genommen ist das Trio sogar ein Quartett, denn mit Mackenzie Sewell ist eine kanadische Tätowierkünstlerin ständiger Gast im „3 Dots“. Und bei ihr wird sich der Wunsch, das Tätowieren zum Beruf zu machen, wohl ganz ähnlich wie bei den drei Deutschen entwickelt haben. „Ich habe schon immer gerne gezeichnet, später ein Studium abgebrochen, weil ich gemerkt habe, dass ich etwas anderes will“, sagt etwa Lisa.

Der Adler stammt von Mackenzie (@cryingintheheat).

Foto: 3 Dots

Caro wurde dabei sogar von ihrem Vater unterstützt, „Hauptsache, das Kind ist glücklich“. Auch Lilian hat nach dem Abi erst noch ein Studium der Biowissenschaften absolviert, „aber ich wusste schon früh, dass ich das später auf gar keinen Fall machen wollte“. Mit dem ersten eigenen Tattoo öffnete sich dann eine andere Welt, mit der Ausbildung durch renommierte Profis dann auch die Tür für den Traumberuf. Dass alle vier Tätowiererinnen mal gleichzeitig im Laden sind, ist übrigens eher die Ausnahme, gearbeitet wird fast nur nach festen Terminen.

Wer einmal mit Tätowierungen begonnen hat, kann womöglich nicht mehr damit aufhören. „Die meisten wollen nur dieses eine, kleine. Aber zu 95 Prozent kommen sie dann eines Tages wieder“, erzählt Caro. „Man sieht irgendwann nur noch die blasse Haut zwischen den Tattoos, die es zu füllen gilt“, sagt Lisa. Geschmack und Stille ändern sich dabei im Laufe der Zeit. „Es gibt eigentlich nie diesen einen Favoriten, man hat da ohnehin viele Freiheiten, kann sich selbst verwirklichen. Und das Letzte ist natürlich immer das Beste“, so Lilian. Daher müssen sich die drei Frauen in ihrem Beruf auch immer weiterentwickeln, dazulernen, „das ist wie eine Reise. Und der Weg ist das Ziel“, berichtet Lisa fast schon ein wenig philosophisch.