Düsseldorfer Altstadt Düsseldorf verbietet Außerhausverkauf für Altstadt-Gaststätten und Kioske

Düsseldorf · In Düsseldorf gilt nun ein Verbot von Außerhausverkauf für Altstadt-Gaststätten und Kioske. Das gilt werktags ab 18 Uhr, an Wochenenden ab 15 Uhr. Sonderregelungen gibt es für das Fortuna-Büdchen und die „Kastanie“ bei Fortuna-Spielen.

Kein Alkoholverkauf mehr abends: Nicht nur in der „Fill-up-Trinkhalle“ an der Bolkerstraße sorgt diese Nachricht für Sorgen.

Foto: Olaf Kupfer

Pippo aus der Kastanie hat noch keine Ahnung, als diese Zeitung ihn am Donnerstagmittag anruft. Von einer Einzelverfügung weiß er nichts. Dabei ist dem Besitzer der Kastanie, dem Treff der Ultras von Fortuna Düsseldorf in Stockum an der Kaiserswerther Straße wie auch dem Fortuna-Büdchen am Joseph-Beuys-Ufer gerade per Einzelverfügung verboten worden, bei Bundesliga-Spielen von Fortuna Düsseldorf Alkohol auszuschenken.

„Oh mein Gott, noch eine Einschränkung mehr. Es ist schwierig für uns“, sagt er. „Noch können wir die fünf Angestellten halten, aber das Geld reicht nicht mehr“, sagt Pippo – Corona geplagt. Er will die Kastanie am kommenden Samstag, wenn Fortuna Düsseldorf ab 15.30 Uhr in einer weitgehend leeren Arena gegen den SC Paderborn in der Fußball-Bundesliga spielt, nun erst ab 17 Uhr öffnen. „Ich will keinen Ärger, kann ich nicht gebrauchen.“

Pippo leidet unter neuen Beschränkungen der Stadt. Aber er ist nur einer von vielen. Die gelten nämlich nicht allein für die Zeit der Fortuna-Geisterspiele, sondern sind viel umfassender. Weil die Stadt sich bereits in den vergangenen Tagen an großen Menschenaufläufen in der Altstadt gestört hat, kommt es noch viel ärger. Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), Polizei und Ordnungsamt haben für neuralgische Punkte Vorkehrungen getroffen: Für das Gebiet der Altstadt inklusive der Ratinger Straße, der Heinrich-Heine-Allee, des Carlsplatzes und des Rheinufers/Untere Rheinwerft gilt jetzt werktags ab 18 Uhr und am Wochenende ab 15 Uhr erstens ein Verbot von TV-Übertragungen auf Terrassen und von Innenübertragung mit „Ausstrahlungswirkung“ in den öffentlichen Raum und zweitens eine Beschränkung von Außerhausverkauf von Alkohol für Gaststätten und Kioske. In einem Gebiet analog des Glasverbots an Karneval.

Kioskbetreiber Necati Daggülü

Foto: Olaf Kupfer

Vor allem für Kioske ist das ein harter Schlag. Sagt zum Beispiel Necati Daggülü vom Kiosk an der Bolkerstraße entsetzt, als er davon erfährt: „Dann kann ich wieder zumachen. Ich muss meinen Strom zahlen, habe keine Solarpanels auf dem Dach.“ Daggülü will „alles dafür tun, um vor dem Virus zu schützen“, aber das sei ja nun ohne Sinn. Er meint: „Hier werden einzelne bestraft. Die Menschen beschaffen sich dann anderswo Alkohol und treffen sich auf der Straße.“ Er sieht in dem Vorstoß einen erneuten Angriff von Oberbürgermeister Thomas Geisel auf die Klientel der Altstadt. „Man will hier ein anderes Publikum.“

OSD und Promotionteams sind in der Stadt unterwegs

Die Stadt hält ihre Maßnahme für angebracht: „Der Außerhausverkauf einzelner Kneipen und Hausbrauereien führte mehrfach zu unzulässigen Ansammlungen und Einsätzen von Polizei und Ordnungsamt“, sagt Geisel. „Infektionsherden durch unzulässige Ansammlungen von Menschen müssen wir begegnen.“ Ordnungsdezernent Christian Zaum empfiehlt zudem, den Mund-Nasen-Schutz zu nutzen, wenn Abstände in der Altstadt nicht eingehalten werden.

Ordnungs- und Servicedienst der Stadt (OSD) und zusätzliche 40 Mitarbeiter aus sogenannten Promotionteams sind zur Einhaltung der Regeln auf der Straße, zudem ist das Konzept mit der Polizei abgestimmt. Ein Alkoholverkaufsverbot könne auch an anderen Stellen „mit der Polizei“ durchgesetzt werden, heißt es von der Stadt, man habe „die Spots im Auge“. Dass die Stadt durchaus zugriffsbereit ist, hat sie unter Beweis gestellt: In den jüngsten Wochen ist es nach Angaben der Stadt zu rund 300 Bußgeldverfahren gekommen, meist im gewerblichen Bereich, sagt Zaum. Für den Dehoga bat Giuseppe Saitta, Vorsitzender Dehoga Düsseldorf, um Einhaltung der neuen Regeln. „Wir haben sehr für die Lockerungen gekämpft. Jetzt sind wir darauf angewiesen, dass das funktioniert, um den Weg hin zu Normalität weitergehen zu können.“

Bei der Polizei ist die Sorge nicht sonderlich groß, was den direkten Bereich um die Arena während des Spiels angeht. Laut Polizeisprecher Marcel Fiebig ist das Spiel gegen Paderborn ein „niederschwelliges“, gilt also als nicht als „Risikospiel“. Dass Fans aus Ostwestfalen in großer Zahl kommen, hält die Polizei für unwahrscheinlich. „Wir haben das Geschehen im Blick und können flexibel reagieren“, sagt Fiebig. Der Kräfteaufwand sei aber mit einem herkömmlichen Bundesliga-Spiel mit Zuschauern nicht zu vergleichen. Wohlgemerkt: Das gemeinsame Schauen von Fußball im privaten Bereich ist durch die Coronaschutzverordnung nicht verboten. Nur darf das nicht auf den öffentlichen Raum auswirken.