Düsseldorf Düsseldorf wächst: Stadt knackt die 640 000er-Marke
Einwohnerzahl wächst 2017 aber deutlich schwächer als in den Vorjahren, was vor allem an der sinkenden Flüchtlingszahl liegt.
Die Einwohnerzahl wächst in diesem Jahr weiter — allerdings deutlich langsamer. 639 121 Düsseldorfer registrierten die Stadt-Statistiker am 31. Oktober, die 640 000er-Marke wird an Silvester also gewiss noch geknackt. Vor einem Jahr lebten 635 704 Menschen in der Landeshauptstadt (siehe Grafik). „Die detaillierte Analyse steht noch aus, aber der gebremste Anstieg resultiert auch aus den deutlich geringeren Flüchtlingszahlen in diesem Jahr“, sagt Manfred Golschinski, der Leiter des Amtes für Statistik und Wahlen.
Dass die Einwohnerzahl aber überhaupt weiter ansteigt, hat wohl auch 2017 zwei schlichte Gründe: Es kommen mehr Kinder in Düsseldorf auf die Welt als Menschen sterben; es ziehen mehr Bürger in die Stadt als weg. Bis Ende Oktober lag die Zahl der registrierten Geburten bei 5308, Sterbefälle wurden 5188 gezählt.
Generell hält die Stadt an ihrer im Frühsommer erstellten Prognose fest, wonach Düsseldorf bis 2030 auf 660 000 Einwohner kommen soll. Doch Golschinski weiß genau, wie schnell solche Hochrechnungen wegen unerwarteter Entwicklungen Makulatur werden können: „Auch uns sind schon manche älteren Annahmen davongelaufen.“
Jenseits aller Zahlen stellt sich natürlich die Frage, ob ein anhaltendes Bevölkerungswachstum der Stadt noch gut tut. Als Düsseldorf Ende 2010 endlich wieder 600 000 Einwohner vorweisen konnte, waren Freude und Stolz einhellig. Doch in der Folge wurde immer klarer, dass das Wachstum seinen Preis hat. Vor einem Jahr schlug der Stadtsoziologe Volker Eichener im WZ-Gespräch Alarm: „Die Stadt hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht.“ Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, schlechte Luft und verstopfte Straßen durch immer mehr Autos, zu wenig Plätze in Kitas und Schulen — trotz immenser Investitionen der Stadt.
Alexander Fils, der Stadtplanungsexperte der CDU, differenziert: „Teilen der Infrastruktur tut eine höhere Auslastung ja gut, etwa in der Kultur. Aber beim Verkehr und im Bereich Kinder sind die Spielräume aktuell ziemlich ausgereizt.“ Verwaltung und Politik müssten sich fragen, was sie den jetzigen Einwohnern noch zumuten könnten, ohne dass deren Lebensqualität leide. Fils: „Sicher dürfen wir Freiflächen nicht auf Teufel komm raus zubauen.“
Martin Volkenrath (SPD) meint, dass sich die Stadt der Nachfrage schon stellen muss: „Wir können nicht einfach die Schotten dicht machen, sondern müssen Wohnen und Arbeiten näher zusammenbringen, um den Pendlerstrom einzugrenzen.“ Da der Platz in Düsseldorf begrenzt sei, helfe nur eine „Mobilitäts- und Stadtplanung im regionalen Maßstab, denn ohne den Speckgürtel geht es nicht“.