Flohmarkt Wenn Flingern zur großen Trödelmeile wird

Düsseldorf · Beim Flohmarkt auf dem Straßenfest Flingern entpuppt sich der Stand von Inge Reischer und Sabina Ducrée als El Dorado für Stöberer und Schnäppchenjäger.

Julia Wolff (v.l.), Inge Reischer und Sabina Ducrée hatten viel Spaß auf ihrem gemeinsamen Stand in Flingern.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Die modisch gekleidete Dame mit feuerrotem Kurzhaar ziert sich. Die schwarze Sonnenbrille der Marke Gucci hat es ihr aber angetan. „Ist die auch echt und kein Fake?“, fragt sie. Sabina Ducrée möchte 30 Euro für das gute Stück haben. Die Best Agerin zögert. Ob aus Taktik, bleibt ihr Geheimnis. Eins ist klar: Sie will dieses Accessoire! „Da ist Herzblut drin, Liebelein, zwei Euro geh ich runter“, versucht Verkaufstalent Sabina Ducrée ihr auf die Sprünge zu helfen. Mit der Aussicht auf ein Brillengeschenk on top steht dem Verkauf schließlich nichts mehr im Wege.

Derweil staffiert eine Mutter ihren Filius mit Inlinern nebst dazu gehöriger Ausrüstung aus. Ein Paar freut sich wie Bolle über eine pinke Federboa, die ihnen Inge Reischer für 4 Euro überlässt. Aber auch die Verkäuferin freut sich: „Die war vor zehn Jahren das letzte Mal im Einsatz.“

Das Geschäft brummt hier. Zahlreiche Schnäppchenjäger stöbern und wühlen sich zufrieden durch die modischen Stücke auf den Kleiderständern und in den Boxen. Inge Reischer hat sieben Meter Standfläche ergattert. Es gibt Mode _ Second Hand und neu –, Schuhe, Wohnaccessoires, Vintage-Möbel, Schmuck, Kunstbände, trendige Accessoires, Deko und anderes mehr.

Der Flohmarkt ist nicht kommerziell und macht viel Spaß

Die Inhaberin des Flingeraner Ladens „Damenwahl“ und ihre beiden Mitstreiterinnen haben die Tische liebvoll und ansprechend dekoriert und die Ware arrangiert. „Ich mache das hier beim Straßenfest Flingern seit fast 30 Jahren“, erzählt Anwohnerin Inge Reischer. Auf einem Zettel im Hausflur hat sie weitere Mitstreiter gesucht. Ihr Flohmarkttag startete  um 5 Uhr. „Um 6.15 Uhr fing ich an aufzubauen“, erzählt sie. Es ist noch nicht Mittag, da freut sie sich: „Die Miete – 14 Euro pro Meter – habe ich lange raus.“

Inge Reischer: „Die Standgebühr kommt komplett der Bürgerinitiative Flingern zugute, die das Straßenfest organisiert. Ich nehme sehr gern hier teil, weil der Flohmarkt nicht so kommerziell ist und es einfach großen Spaß macht. Die Teilnehmer verkaufen praktisch ihre Sachen aus dem Keller.“ Mindestens 100 Euro hat jede der Frauen bereits eingenommen („Erst abends wird gezählt“). Gemeinsam mit Nachbarin Julia Wolff haben sie kaum Zeit durchzuschnaufen.

Die Trödler und Schnäppchenjäger sind nicht zu bremsen. „Verkaufen Sie das?“ fragt eine Dame, die sich für Sabina Ducrées über den Stuhl hängende Strickjacke interessiert. „Nein, das ist meine“, sagt diese freundlich, aber bestimmt. „Da wollte schon einer meinen Stuhl kaufen“, meint sie lachend.

Manchmal kann sie sich aber auch nicht von Dingen trennen. In einem Schminkkoffer kramend („Ich bin auch Stylistin und habe noch viel aus Fotoproduktionen“) entdeckt sie plötzlich einige solcher Dinge, „die hier nicht sein dürfen“, wie sie bemerkt. Gerade sind dies Kosmetikprodukte von MAC und Yves Saint Laurent, die sie schnell „rettet“.

À propos Stylistin: „Ich hoffe, du weißt, wie man ihn trägt“, ruft Sabina Ducrée einem Herrn zu, der soeben zufrieden einen Panamahut erstanden hat und ihn stolz spazieren trägt. Laufen mehrere Verkäufe parallel, verkauft jede der drei Frauen auch Sachen der anderen. „So langsam kenn’ ich deine Preise“, ruft Sabina Ducrée – sie ist übrigens auch Inge Reischers Ex-Tangolehrerin – dieser lachend zu.

Ein orangefarbenes Retrotablett aus Kunststoff hat es einer Dame angetan. Sabina Ducrée ist bereit, sich für acht Euro von dem guten Stück zu trennen. „Das ist kein billiges Plastik“, startet sie ihre Überredungstaktik. Schnell nimmt diese Fahrt auf. „Wenn du mir zehn Euro gibst, dann kriegst du diese schöne Lampe dazu, die du auch als Tasche tragen kannst!“ Dieses Angebot lockt die Dame nicht. Mit sieben Euro weniger zieht sie zufrieden mit dem Tablett unterm Arm weiter.

„Geht das auch für 4,50 Euro? Die habe ich gerade in der Hand.“ Ein raffinierter Trick, mit dem ein Herr charmant lächelnd versucht, den Preis für ein Hängeregal aus weißem Textil zu drücken. Er hat Erfolg!