Bürgerbeteiligung in Düsseldorf Hoffen auf mehr Vertrauen in Polizei und Ordnungsamt

Düsseldorf · Im Rahmen eines fünfteiligen Workshops wollen die Ordnungskräfte mit den Menschen in Oberbilk intensiv in den Austausch treten.

Kaum ein Stadtteil in Düsseldorf spiegelt den Multi-Kulti-Charakter derart wider wie Oberbilk, wo Menschen verschiedenster Nationen auf engem Raum wohnen.

Foto: Marc Ingel

Immer wieder schwappen Trends aus den USA über den großen Teich nach Europa und damit auch nach Deutschland. Diesmal haben sich die Düsseldorfer ein in den USA etabliertes Workshop-Format abgeschaut, um das Verhältnis zwischen Polizei, Ordnungsamt und Bevölkerung in Oberbilk nachhaltig zu verbessern. Dafür war der Leiter des kommunalen Ordnungs- und Servicedienstes (OSD), Wolfgang Lukoschat, sogar beim FBI in Boston.

In Zusammenarbeit mit der Bergischen Universität Wuppertal wurde ein Projekt mit dem sehr sperrigen Namen „Entwicklung eines quartiersbezogenen Austausch- und Lernprogramms zur Förderung des wechselseitigen Verständnisses von Polizei, Ordnungsdienst und Stadtgesellschaft“ aufgelegt. Zum Glück kann das Projekt mit „EQAL“ abgekürzt werden. „Warum orientieren wir uns an den USA, einem Land, in dem das Vertrauen in die Polizei nicht besonders ausgeprägt ist?“, fragt Jacqueline Oppers, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Wuppertal.

Auch so wird die Polizei bisweilen in Oberbilk gesehen.

Foto: Marc Ingel

„Wir nehmen die Idee der Workshops auf, kopieren das aber nicht eins zu eins auf Oberbilker Verhältnisse. Ich habe sozusagen einen Schnupperkurs bei den US-Polizeibehörden vor Ort gemacht und festgestellt, dass deren Workshops sehr einseitig verlaufen. Wir werden hier aber wechselseitig und interaktiv arbeiten. Vor allem auch die Bürger sollen der Polizei etwas mitgeben können.“

Auf den Austausch freut sich Polizeidirektor Thorsten Fleiß am meisten. „In Oberbilk wohnt eine Community, die von einem stark migrantischen Anteil geprägt ist. Und bei denen ist das Vertrauen in die Polizei erfahrungsgemäß nicht sonderlich groß“, so Fleiß. „Deshalb wollen wir in den Dialog treten, dadurch Vorbehalte, Missverständnisse, Irritationen abbauen und eben das Vertrauen in die Polizeiarbeit stärken.“

Grundlage für die Entwicklung der Inhalte für die fünf Workshops, die an Dienstagen zwischen dem 10. September und 8. Oktober (jeweils 18 bis 21 Uhr) durchgeführt werden, waren auch Antworten auf bestimmte Fragen von Oberbilkern. Im April waren dafür 8000 Fragebögen verschickt worden. Bis zum Befragungsende im Juni hatten fast 1300 Bürger darauf geantwortet. „Weil Oberbilk ein sehr vielfältiger Stadtteil ist und viele Einwohner einen Migrationshintergrund haben, haben wir diese Befragung mehrsprachig aufgesetzt“, erklärt Oppers. Zum Workshop sind Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte eingeladen, an dem kostenfreien Austausch- und Lernprogramm teilzunehmen. In den interaktiven Workshops wird über Aufgaben und Zuständigkeiten von Polizei sowie OSD aufgeklärt, Einblicke in die Arbeit gegeben und über Erwartungen und Bedarfe gesprochen.

Zur Info-Veranstaltung
kamen nur rund 20 Teilnehmer

Bei der Informationsveranstaltung über EQAL waren die letztlich nur gut 20 Teilnehmer, die eindeutig alle keinen Migrationshintergrund besaßen, durchaus angetan von dem Programm. Aber Skepsis über die Erfolgsaussichten und über die Themenwahl wurden durchaus schon geäußert. „Was uns in Oberbilk umtreibt, ist das Drogenproblem“, meint eine Teilnehmerin. „Die Kriminalität, die vom Hauptbahnhof in den friedlichen Stadtteil hineindrängt.“ Und die Drogenproblematik werde in den Workshopthemen bisher nicht direkt angesprochen.

Die Hoffnung, dass sich auch Migranten für die Workshops anmelden, wollte sich Fleiß nicht nehmen lassen. „EQAL ist ein Experiment und wird zum ersten Mal durchgeführt. Irgendwo müssen wir ja anfangen“, so der Polizeidirektor.