Start-up Selbst entwickelte Hausaufgaben-App verschafft Düsseldorfer (17) viel Arbeit
Düsseldorf · Im Juli gewann Nils Reichardt mit seinen Kollegen 10 000 Euro Fördergeld – heute hat ihre App 400 aktive Nutzer. Und die Arbeit hört nicht auf.
Ein typischer Tag im Leben von Nils Reichardt sah im vergangenen Jahr oft so aus: 4.30 Uhr aufstehen, 15 Kilometer Lauftraining, dann Schule, danach Programmieren im „Startplatz“ im Düsseldorfer Medienhafen. Gegen 23 Uhr klappt er den Laptop zu – nach Hause fahren, schlafen, morgen weiter so. „Naja, nicht an jedem Tag“, sagt der 17-Jährige.
Fast ein Jahr ist es her, dass für ihn und seine Teamkollegen Jonas Sander aus Siegen und Henry Silderhuis aus Dresden eine Art Startschuss gefallen ist. Bei einer Veranstaltung des bundesweiten Vereins Startup Teens, das junge Gründer und Unternehmer bei ihren Vorhaben durch finanzielle aber auch fachliche Hilfe unterstützt, stellte er erstmals seine Idee, die App „Sharezone“ vor. Im Mai gewann sein Team schon die „Challenge“ des Vereins, der Sieg brachte 10 000 Euro Fördergeld – die WZ berichtete. Dazu kam die Förderung durch das Team im Startplatz – dort bekam Nils Reichardt einen Arbeitsplatz und inhaltliche Unterstützung. Seit diesem Schuljahr ist die selbst programmierte App nun online.
Die jungen Entwickler wollten ein alltägliches Problem lösen
Das Problem, das Nils Reichardt und seine Kollegen lösen wollen, war eigentlich banal, die Lösung in ihren Augen simpel. Wenn am Nachmittag einer der Mitschüler in der gemeinsamen Chatgruppe fragte, was denn an Hausaufgaben zu erledigen sei, kam meist keine Antwort. Offenbar hatte das niemand notiert. Die Idee: Eine App soll den Hausaufgabenplaner digitalisieren und auf das Smartphone holen.
In „Sharezone“ können sich jetzt Schüler, Eltern und Lehrer anmelden – E-Mail-Adresse oder Telefonnummer sind dazu nicht notwendig. Lehrer und Schüler können für die Kurse an den jeweiligen Schulen Gruppen erstellen und darin dann die Hausaufgaben oder etwa Klausurtermine eintragen. Das muss dann nur noch eine Person machen – alle anderen bekommen die Einträge angezeigt. „Das Smartphone erinnert mich im Laufe des Nachmittags an das, was ich noch erledigen muss“, sagt Nils Reichardt.
Im nächsten Schritt soll in der App Unterrichtsmaterial geteilt werden
Dazu soll noch ein File-Sharing-System kommen. Darüber kann dann auch Unterrichtsmaterial geteilt werden – falls mal ein Schüler krank ist. Außerdem sollen Eltern sich dort mit Lehrern austauschen können. „Viele Lehrer haben uns erzählt, dass ihnen die Kommunikation mit Eltern, die ja oft über die Schüler abläuft, zu kompliziert ist“, sagt Nils Reichardt. In der App soll es deshalb bald eine Art Schwarzes Brett geben, an dem Elternbriefe und Info-Zettel geteilt werden können – das spare auch Papier. Immer wieder haben Reichardt und seine beiden Kollegen Lehrer und Schüler befragt, was sie sich in so einer App wünschen würden – und sich dem angepasst.
Die App gibt es kostenlos für Android- und Apple-Geräte. Bisher gibt es 415 aktive Nutzer. Etwa 250 rufen die App jede Woche auf, circa 60 täglich. In Nils Reichardts Klasse am Lessing-Gymnasium nutzen eigentlich alle die App. „Bei den Lehrern ist es noch ein bisschen unterschiedlich. Die jüngeren finden sie toll, die älteren halten noch Abstand“, sagt er.
Mit dem Fördergeld sind die jungen Unternehmer bislang noch sparsam umgegangen. Noch 8500 Euro sind übrig – bisher haben sie nur einen neuen Laptop gekauft und Reisekosten gedeckt. „Wir haben ja noch kaum Ausgaben“, sagt Reichardt, immerhin seien zwei von ihnen noch Schüler. Ob er neben der ganzen Arbeit auch Zeit für Entspannung habe, für Sachen, die andere Jugendliche so machen? „Ja, Zeit hätte ich dafür schon. Aber ich will lieber weiter kommen“, sagt er.