Gericht Düsseldorfer Hilfskoch soll 20 Jahre lang Kinder missbraucht haben

Düsseldorf · Ein 37-Jähriger steht seit Freitag erneut vor Gericht. Er hatte einen Schweizer Jungen acht Tage in seiner Gewalt. Seine erste Tat soll er bereits in einem Kinderheim begangen haben.

Der Angeklagte am Freitag vor Gericht.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Die Entführung des damals zwölfjährigen Paul aus der Schweiz sorgte im Juni vor zwei Jahren international für Aufsehen. Nach acht Tagen stürmte ein SEK die Wohnung von Werner C. in Düsseldorf-Hassels und befreite den Jungen, der von dem 37-Jährigen sexuell missbraucht worden war. Der Hilfskoch wurde für die Tat zu fünf Jahren Haft verurteilt. Schon während des Prozesses meldeten sich weitere Opfer. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, dass der Mann über 20 Jahre lang immer wieder Kinder missbraucht haben soll. Seit Freitag muss sich Werner C. dafür vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten.

Bereits im Mai 1995 soll es in einem Kinderheim der Diakonie zu den ersten Übergriffen gekommen sein. Der damals 14-Jährige soll sich abends in das Zimmer einer Siebenjährigen geschlichen und sie in ihrem Hochbett in drei Fällen vergewaltigt haben. Vier Jahre später hat der Hilfskoch angeblich einen damals 13-Jährigen sexuell missbraucht. Im Sommer 2007 sei es zu Übergriffen an zwei Zehn- und 13-Jährigen Jungen gekommen. Und vor drei Jahren hat Angeklagte sich nach den Ermittlungen in zehn Fällen an einem Zwölfjährigen vergriffen.

Rechtsanwalt Wolfgang Steffen, der damals auch Paul im Prozess vertreten hatte, nimmt als Nebenkläger für zwei der Betroffenen an dem Verfahren Teil. Eines der Opfer hatte in der Zeitung das Haus wiedererkannt, in dem auch der Schweizer Junge festgehalten wurde.

„Meine beiden Mandanten möchten in dem Verfahren nicht selbst aussagen“, erklärte Steffen. Das könnte ihnen erspart bleiben, denn Werner C. hat ein Geständnis abgelegt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird das rund fünf Stunden lange Video gezeigt, in dem der 37-Jährige angeblich alle Vorwürfe der Staatsanwaltschaft einräumt. Ob geklärt werden kann, warum die Taten über einen so langen Zeitraum unentdeckt blieben, ist ungewiss.

Werner C. hatte Paul damals über das Videospiel Minecraft kennengelernt. Nachdem er dem Jungen als Administrator immer wieder kleine Geschenke machte, gewann er das Vertrauen des Zwölfjährigen. Schließlich überredete der Hilfskoch ihn, mit nach Düsseldorf zu kommen. Hier verbrachte Paul acht Tage in der Hasselser Dachgeschosswohnung und wurde immer wieder sexuell missbraucht. Dass der Angeklagte, der ein Geständnis abgelegt hatte, am Ende nur zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, hatte vor allem bei der Familie des Opfers für Unverständnis gesorgt. Bis dahin war Werner C. allerdings nicht vorbestraft.