Düsseldorfer Hofgartenkonzerte: Ein sehr charmanter Auftakt

Der erste Teil der Reihe Jazz und Weltmusik im Park mitten in der Stadt zeigte deutlich, was daran so einmalig ist. Ein Stimmungsbild.

Foto: Peter Tümmers

Düsseldorf. Ein lauer sommerlicher Wind weht durch die Wipfel der Bäume im Hofgarten. Er trägt Aufmerksamkeit erregende Klänge durch den Park — man möchte den luftigen musikalischen Spuren folgen, sich in Richtung der Musik ziehen lassen. Woher kommt der emotional ausdrucksvolle Saxofonklang, die mitreißenden Rhythmen, woher der Gesang, der sich kaskadierend in den Klangteppich mischt?

Nähert man sich dem Pavillon im Winkel zwischen Jacobi- und Goldsteinstraße, etwas oberhalb des nördlichen Düsselarms, so zeigt sich ein äußerst imposantes Bild. Ist der dort stehende Musikpavillon an sich zwar eher ein Beispiel dafür wie es aussieht, wenn man alles dafür tut, einen historischen Park mit einer Bausünde akzentuieren zu wollen. Kurz: er versprüht den Charme eines Carports. Doch das, was sich an Sommer-Samstagen bei Jazz und Weltmusik am Hofgarten — zum 40. mal — um und im Pavillon zeitigt, ist das exakte Gegenteil von der Ausstrahlung dieses Klotzes. Es ist pures Leben, wahrhaftig Düsseldorfer Lebensart. Menschen sitzen, stehen, liegen um ihn herum; wie ein kleines kulturelles Volksfest mutet die Szenerie an, Picknick oder auch nur ein kurzer unverhoffter Besuch. Passanten bleiben stehen, horchen dem, was musikalisch auf der Bühne aufblüht, vergessen vielleicht sogar wohin sie eigentlich zu gehen beabsichtigten.

Kleine Stände sind aufgebaut, unter ihnen Infostationen von Organisationen wie Greenpeace oder Amnesty-International. Hier glaubt man wohl, das Zielpublikum für die eigene Sache zu finden. Aber die Menschen, die sich hier versammelt haben, sind vielfältig, wenngleich natürlich auch die örtliche Jazz-Szene sich zum Sit- und Standin trifft. Hier ist aber jeder willkommen, jeder wie er ist und wie er sich fühlt. Hier zeigt sich Jazz weniger als eine in sich geschlossene eingeschworene Spezialsphäre. Und allen geht es nur darum, sich von der Musik inspirieren, in ihrer Fantasie beflügeln zu lassen.

Zwei Formationen sind es diesmal, die ihren Sound in den Hofgarten entsendeten. Den Auftakt machten Eurasians 5, eine kompaktere Version der preisgekrönten Weltmusik-Band Eurasians Unity. Die übrigens in diesem Sommer ihre gleichnamige Debüt-CD veröffentlicht hat. Im Hofgarten sind Caroline Thon, Lukas Schwegmann und Alex Morsey aus Deutschland, Tamara Lukasheva aus der Ukraine und die Iranerin Negar Bouban dabei. Und sie schöpfen mit ihrer Musik aus einer schier unermesslichen Quelle an folkloristischer und kunstmusikalischer Ideenvielfalt. Dabei sind die fünf Musiker überaus entspannt, sowohl im Umgang mit den klanglichen Bausteinen als auch in ihrer angenehm unprätentiösen Art, ihre Musik zu präsentieren.

Dann folgte Jazzpool NRW mit „Sketches“ — inspiriert von Miles Davis und Gil Evans „Sketches of Spain“. Die Musiker, die sich mit ihrem Projekt — das sich diesmal der Kultur Spaniens verschrieben hat — präsentierten, dürften vielen Jazzfreunden ein Begriff sein. Peter Weiss natürlich, der Trompeter John Dennis Renken, Bassist Nico Brandenburg, der Pianist Roman Babik, Wolfgang Schmidtke am Saxofon und ihre spanischen Kollegen der Flötist Domingo Patricio und Gitarrist Albert Vila.

So feingesponnene Jazzkultur ist schon beeindruckend. Mit bisweilen impressionistisch anmutenden Klanggeweben, exquisiten Soli und großer Freude am Dialog, tauchten die sieben Musiker den Hofgarten in eine sommerlich-laue und anspruchsvoll durchzogene, mal bläulich, mal warm-gelb schimmernde Stimmung. Immer wieder nehmen sie expressive Fahrt auf; aus gemächlich voranschreitenden Stimmungsbildern entsprießen ziselierte hinauffahrende Phrasengefüge, die vielseitige Anknüpfungspunkte in sich bergen.

Am kommenden Samstag, 4. August, wiederholt sich diese musikalische Oase mitten im Herzen Düsseldorfs (im Hofgarten) aufs Neue. Dagadana und Aly Keita mit seinem Trio versprechen dann gute musikalische Unterhaltung.