Rheinbahn-Chaos Zu viele Ausfälle: Rheinbahn stellt in diesem Jahr 149 neue Fahrer ein

Düsseldorf · Arbeitsdirektor und Rheinbahn-Vorstand Klaus Klar nennt im Interview die Gründe für die Personalnot und sagt, wie die Lage verbessert sich noch in diesem Jahr wird. 

Die Rheinbahn will in diesem Jahr 149 neue Fahrer einstellen. Archivbild.

Foto: Rheinbahn

Bei der Rheinbahn fallen Bahnen und Busse aus. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Wir sprachen mit dem Vorstand und Arbeitsdirektor des Verkehrs-Unternehmens, Klaus Klar.

Herr Klar, die Rheinbahn hat aktuell Personalmangel unter dem natürlich die Kunden leiden, weil manche Busse und Bahnen einfach nicht kommen. Was ist los?

Klaus Klar: Wir haben einen Linienverkehrsausfall von ein bis zwei Prozent. Das gilt für die letzten drei- bis dreinhalb Monate. Das ist zuviel. In der Regel fällt nur ein halbes Prozent aus.

Was sind die Gründe für die aktuell schlechte Lage?

Klar: Es gibt betriebliche Gründe, beispielsweise durch Falschparker oder Baustellen, es gibt technische Probleme an den Fahrzeugen und es gibt personelle Probleme. Da gibt es nichts zu schwindeln.

Klaus Klar ist Arbeitsdirektor bei der Rheinbahn. Foto: Rheinbahn

Foto: Rheinbahn

Wie sehen die aus?

Klar: Wir halten im Jahr 32 000 Stunden Reserven auf den Betriebshöfen. Dann springen die Mitarbeiter vor Ort ein, wenn jemand verschläft oder plötzlich krank wird. Aber diese Reserve ist aufgebraucht, weil die Anzahl der Ausfälle gestiegen ist. Auch die unserer Subunternehmer.

Wie wirkt sich das aus?

Klar: Wir haben mehr als 39 Prozent der Fahrten an Subunternehmer vergeben. Die ziehen plötzlich ihre Leistungen zurück, weil denen die Leute verlorengehen. Die wurden dann von Flixbus oder Paketunternehmen abgeworben. Und wenn die Subunternehmer ihre Leistungen zurückfahren müssen ebenfalls unsere eigenen Fahrer einspringen.

Und von denen sind zurzeit viele krank?

Klar: Ja, wir haben einen Krankenstand von 11 Prozent. Das ist seit einem Jahr so und das ist zu hoch. Das Durchschnittsalter unserer Fahrer liegt bei hohen 48,9 Jahren. Wir haben, um sie zu entlasten lange Dienste außer an Veranstaltungstagen abgeschafft und andere Pausenregelungen getroffen.
Mein Vater war 35 Jahre lang Busfahrer, ich weiß, was das für ein Hammerjob ist. Deshalb: Wir kümmern uns um die Mitarbeiter. Aber es gibt leider Leute, die sich lange krank melden und unser Unternehmen brutal ausnutzen. Hier haben wir seit einem halben Jahr eine härte Gangart eingeführt. Das mache ich auch auf den Mitarbeiterversammlungen deutlich.

Ist es richtig, dass zurzeit auch Büromitarbeiter als Fahrer einspringen?

Klar: Ja, ich erwarte sogar, dass sie bei Spitzen draußen an die Basis gehen. Einige machen das von sich aus, andere brauchen dafür einen deutlichen Hinweis.

Wie wollen Sie mehr Fahrer gewinnen, wenn es auf dem Arbeitsmarkt zu wenige gibt? Sie hatten ja 2012 auch mal Studenten als Aushilfsfahrer ausgebildet.

Klar: Die Studenten konnten wir nicht halten. Ich habe mich aber gerade mit dem Chef der Düsseldorfer Arbeitsagentur, Roland Schüßler, getroffen. Wir wollen ein Programm für alleinerziehende Frauen anbieten. Wir bezahlen den Führerschein und regeln einen Kita-Platz. Ich denke, da finden wir einige Interessierte.
Ich bin sowieso dafür, dass die Rheinbahn weiblicher wird.

Was tun sich außerdem, um das Fahrerproblem bald zu lösen?

Klar: Wir haben rund 60 Rentner, die auf 450-Euro-Basis für uns weiterfahren. Und wir haben in diesem Jahr bereits 83 Fahrer eingestellt. Bis Dezember folgen 66 weitere.

Wie wollen Sie das schaffen, wenn die so rar sind?

Klar: Die Rheinbahn hat ein gutes Image. Wir bekommen viele Initiativbewerbungen. Wir haben heute 1455 Fahrer.
Zum Vergleich: 2010 waren es 1215. Da haben wir wegen der Taktverdichtungen und Linienverlängerungen deutlich nachgelegt. Wir werden auch wieder mehr selbst ausbilden, dafür zwei neue Fahrlehrer einstellen. Ende des Jahres werden wir 30 Stellen über Plan bei den Fahrern haben.