Schauspiel Theater im Zeichen der Baustelle
Düsseldorf · Das Schauspielhaus ist zur neuen Spielzeit in den Pfau-Bau am Gründgens-Platz gezogen. Wie funktioniert das?
Das Schauspielhaus hat seine neue Spielzeit eröffnet. Es ist die dritte unter Intendant Wilfried Schulz, und auch sie steht im Zeichen der Baustelle. Nur diesmal ist es nochmal etwas anders. Denn Schulz ist mit seinem Team Ende August in den Pfau-Bau am Gründgens-Platz gezogen. In eine Baustelle also. Bewusst. Schulz bezeichnete diesen Schritt einst als „Trick“. „Häuser muss man trockenwohnen. Wenn wir sagen, es gibt nach hinten keine notwendige Begrenzung, dann verzögert sich das alles immer weiter“, sagte er im April dieses Jahres. Aber arbeiten in einem Haus, das so aussieht, als ob darin kein Mensch arbeiten könne? Arbeiten, während Presslufthammer toben oder die Fassade renoviert wird? „Wir werden das fröhlich aushalten“, verkündete Schulz. Hat der Schauspielhaus-Chef recht behalten?
Es scheint so, denn Schulz wirkt glücklich. Mit der Intendanz sind nämlich noch weitere Gewerke ins Schauspielhaus zurückgekehrt: Dramaturgie, Verwaltung, Betriebsbüro, Schneiderei und Maskenbildnerei. Und sie alle arbeiten nicht in rudimentären, sondern renovierten Räumen. Denn die erste Bauphase des Sanierungsprojekts ist abgeschlossen: die sogenannte „technische Gebäudeausrüstung“ (Wasserleitungen, Elektrizität, Brandschutz). Zudem sei nun auch die Kommunikation anders als vorher: „Man hat seine Mitarbeiter um sich herum, trifft Schauspieler auf der Treppe, man muss nicht immer Sitzungen einberufen, um jemanden zu sehen“, so Schulz. Auch Chefdramaturg Robert Koall betont, er sei „wahnsinnig glücklich, wieder ein Theater zu haben.“ Zuvor hätte das Schauspielhaus-Team in dem Zweckbau in Oberkassel fern von aller Kunst gesessen: „Wenn ich keine Proben hatte, konnte ich auch eine Woche in diesem Büro zubringen, ohne einem Künstler über den Weg zu laufen.“
Und der Lärm der Baustelle? Im Moment sei er auszuhalten, zumal er etwas ferner vom Schauspielhaus ertönen würde. Dort, wo der Kö-Bogen II und die Tiefgarage errichtet werden. Davon abgesehen sei der Lärm aber ein Signal, dass die Sanierungen voranschreiten würden, sagt Schulz. Momentan befindet sich das Schauspielhaus noch in der zweiten Bauphase: die Sanierung von Dach, Fassade und Fenstern. Hierfür seien die Bauaufträge zum Teil vergeben. Der Grund liege darin, dass die Bauindustrie momentan viele Aufträge aus der Immobilienbranche erhalte. Bezüglich der dritten Bauphase, der Modernisierung des Zuschauerbereichs, seien die Bauaufträge eingereicht, es fänden aber noch keine konkreten Arbeiten statt, so der Intendant.
Schulz wird das große Haus am Gründgens-Platz in der neuen Saison aber auch intensiver bespielen lassen als bisher. Neben Sönke Wortmanns „Menschen im Hotel“ finden drei weitere Neuproduktionen statt: „Abiball“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, „Hamlet“ und „Fanny und Alexander“ von Ingmar Bergman. Außerdem werden die vergangenen Produktionen aus dem Pfau-Bau, „Lazarus“ und „Der Sandmann“, übernommen. Und vom Central wandert „Die Dreigroschenoper“ in die neu bezogene Stätte. Sieben Produktionen insgesamt. Pro Monat sollen zehn Vorstellungen im großen Haus laufen, also ein Drittel des Spielplans. Wichtig ist für Schulz, den Veränderungsprozess für die Zuschauer transparent zu machen. „Ich finde, wenn die Stadt, das Land und die Bürger dafür Steuern zahlen, und das Haus saniert wird, dann soll man sehen, was passiert und wie kompliziert das ist.“
Aber was wird mit dem Central, das entgegen aller Skepsis beim Publikum große Beliebtheit erlangt hat? Das Gebäude an der Worringer Straße wird zukünftig wieder so wie früher genutzt: als Proben- und Werkstattzentrum. Es gebe aber auch Ideen, das Central weiterhin als Spielstätte zu erhalten. Sie werden der Stadt, dem Land und dem Aufsichtsrat des Schauspielhauses vorgestellt und in diesem Herbst der Öffentlichkeit präsentiert.