Bauprojekt Großhalle und lichtes Entrée für die Messe Düsseldorf
Düsseldorf · Richtfest für die „Neue Messe Süd“: Die 140-Millionen-Euro-Investition soll Messe und CCD beflügeln.
Digitalisierung als Bedrohung? Nicht für die Macher der Messe Düsseldorf um Chef Werner Dornscheidt. Eine Herausforderung ist der digitale Wandel gewiss auch für sein Ausstellungsgeschäft, aber der alte Messehase Dornscheidt setzt weiter darauf, dass direkte Begegnungen von eminenter Bedeutung für die Branche bleiben. „Wir präsentieren weiter Innovationen, hier werden Ideen und Wissen geteilt — doch das braucht beste Infrastruktur und ein modernes Umfeld“, sagt Dornscheidt. Deshalb hat die Messe für ihr Gelände aus den 1970er-Jahren einen 650 Millionen Euro schweren Masterplan „Messe Düsseldorf 2030“ aufgelegt, um die in der Tat etwas angegraute Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Und das aus eigener Tasche, ohne jede Finanzhilfe von Stadt oder Land.
Nach dem Neubau der Hallen 6,7 und 8 sowie des Nordeingangs dreht sich nun alles um die „Neue Messe Süd“ für 140 Millionen Euro Hier die wichtigsten Fakten:
Was wird gebaut?
Nach dem Abriss der Messehallen 1 und 2 wird nun eine neue multifunktionale Großhalle 1 errichtet. Daran schließt sich der Bau des neuen Vordachs als verglastem Südeingang an der Ecke Stockumer Kirch-/Rotterdamer Straße an.
Wie ist der bauliche Stand der Dinge?
Die Halle 1 ist im Rohbau fertig, am Freitag wurde Richtfest gefeiert. Nun folgen der Innenausbau, die Tiefgarage und das repräsentative Vordach. In gut einem Jahr soll alles fertig sein.
Was bietet die Halle 1?
Vor allem gewaltig viel Platz. Das 159 Meter lange, 77 Meter breite und 20 Meter hohe Gebäude hat auf über 12 000 Quadratmetern Raum für 10 000 Besucher (in Reihenbestuhlung). Konzerte oder Sportveranstaltungen sollen hier aber nicht stattfinden. Dafür ist die Großhalle in kleinere Einheiten unterteilbar. Im ersten Stock gibt es außerdem sechs verglaste Konferenzräume (á 200 qm) Einer dieser Räume ragt hinüber in das Foyer des neuen Südeingangs.
Was macht den Eingang Süd aus?
Die Messe will sich mit dem großen, filigranen Glasdach ein repräsentatives Entrée schaffen. Und das muss sie auch, wenn man sich den „Brutal-Betonbau“ aus den 70ern an der Rheinseite anschaut. Das vom Düsseldorfer Architekten Jurek Slapa entworfene Dach mit einer Fläche von 7800 Quadratmetern ist 20 Meter hoch und läuft spitz auf den Rhein zu. Es steht auf 19 schlanken Betonstützen und besteht oberseitig aus 94 Rauten und Rhomben aus Glasfasergewebe; unterseitig lässt ein transluzentes Polyestergewebe das Tageslicht durchscheinen. Je nach Witterung bietet das Membrandach entweder Schutz vor der Sonne oder vor Regen.
Der 170 mal 82 Meter große Eingangsplatz bietet neben den Vorfahrten für Taxis und Busse auch viel Platz für Veranstaltungen im Rahmen von Messen.
Tangieren die Neubauten auch das Congress-Center?
Ja. Das benachbarte CCD für Kongresse, Tagungen und Firmenevents ist mit einem Übergang direkt an die Halle 1 angebunden. Es erhält ebenfalls, jedenfalls zum Teil, ein — dringend benötigtes — neues Gesicht und erweitert seine Kapazität auf bis zu 16 000 Personen.
Für die Stadt Düsseldorf, die 56,5 Prozent der Anteile an der Messe hält, zeigte sich Oberbürgermeister Thomas Geisel begeistert von den Bauten, mehrfach nannte er Halle und Vordach „grandios“: „Hier entsteht eine neue Landmarke, die Fortschritt und Kreativität ausdrückt und ein großer Gewinn auch für die Stadt ist“, sagte Geisel. Schließlich sei die Messe auch das Rückgrat von Hotellerie und Gastronomie.
Dennoch beteiligt sich die Stadt nicht an den Investitionen ihrer Tochter. Im Gegenteil: In diesem Jahr schüttet die Messe aufgrund guter Gewinne rund 24 Millionen Euro an ihre Gesellschafter aus, 18 Millionen davon gehen an die Stadt.
Dabei war 2017 (ebenso wie 2018) eigentlich kein starkes Messejahr, weil die großen Messen wie Drupa oder K fehlten. Dafür investiert die Messe weiter im Ausland. Am Freitag segnete der Aufsichtsrat die Etablierung zweier neuer Messen in China ab.