Wirtschaft Düsseldorfer Traditionsunternehmen Zamek schließt
Düsseldorf · Für die 90 Mitarbeiter kam das Ende überraschend. Der Zamek-Geschäftsführer erklärt, warum das Werk keine Zukunft hatte.
Wer beim Düsseldorfer Traditionsunternehmen anruft, hört in der Warteschleife noch den Werbespruch, den in den 70er und 80er Jahren fast jeder kannte. „Mit Zamek fängt die Mahlzeit an“. Den 90 Mitarbeitern, die noch in dem Reisholzer Werk beschäftigt sind, droht jetzt das Aus. Am Freitag wurden zu einer Versammlung gebeten. Dort teilte die Firmenleitung mit, dass die Produktion in Düsseldorf eingestellt wird. Zamek-Geschäftsführer Johannes Book erklärte, dass es sich um „geordneten Rückzug handele“, weil die Produktion in Düsseldorf wirtschaftlich nicht mehr darstellbar sei.
„Das kam für die Mitarbeiter aus heiterem Himmel“, erklärte Zayde Torun, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, „viele Mitarbeiter hatten die Kündigung einen Tag später mit der Post bekommen und wurden freigestellt.“ Ausgenommen seien die Schwerbehinderten, weil bei deren Kündigungen das Versorgungsamt ein Mitspracherecht hat. Torun: „Den Beschäftigten wurde auch geraten, erst gar nicht vor dem Arbeitsgericht zu klagen. Es gebe sowieso keine Abfindung.“ Man werde aber trotzdem eine Sammelklage einreichen. Die Produktion soll in ein bis zwei Monaten eingestellt werden.
Die Gewerkschafterin hält es für sehr unfair, dass die Beschäftigten so spät informiert wurden: „Sie hätten sonst Zeit gehabt, sich um einen neuen Job zu bewerben.“ Ein Teil der Mitarbeiter habe nur eine Kündigungsfrist von einem Monat. Andere hatten wegen der langen Beschäftigung im Unternehmen nach der Insolvenz vor fünf Jahren eine Kündigungsfrist von sieben Monaten eingeklagt. Was aus ihnen wird, wenn das Werk geschlossen ist wird, sei noch unklar. „Wir gehen davon aus, dass die Produktion in Dresden weitergeführt wird“, so Zayde Torun. Das Werk dort wurde von der Firma Haco übernommen und soll unter dem Namen Zamek Food Solutions firmieren.
Zamek-Geschäftsführer Johannes Book widerspricht der Darstellung der Gewerkschaft. Die Belegschaft sei immer darüber informiert worden, dass es dem Unternehmen wirtschaftlich nicht gut geht: „Zuletzt haben wir die Würze von Dresden nach Düsseldorf gebracht. Das machte einfach keinen Sinn mehr.“ Außerdem sei das Werk in Düsseldorf völlig veraltet und marode. Hinzu komme, dass immer mehr Discounter Markenware verkaufen: „Im vergangenen Jahr haben wir Aldi als Kunden verloren, weil dort Maggi in den Regalen steht. Das war für uns ein schwerer Schlag.“
Bei Härtefällen soll den
Mitarbeitern geholfen werden
Book geh davon aus, dass die meisten Beschäftigten schnell eine neue Stelle finden: „Es gibt allerdings einige Härtefälle wie eine 62 Jahre alte Frau, die bis jetzt an der Maschine stand.“ Diesen Mitarbeitern wolle man helfen. Auch die Kündigungsfristen würden eingehalten.
Das 1932 von Bernhard Zamek gegründete Unternehmen gehörte zu den Pionieren der Fertiglebensmittel-Hersteller und erfand den Brühwürfel. Die Suppen und Soßen aus der Tüte waren bundesweit ein Begriff. Mit Heino wurde ein „Original-Kaiserschmarrn“ aus der Tüte aufgetischt. Auch im Sport Sponsoring engagierte sich die Firma. Die Fortuna lief im Zamek-Trikot auf und auch die DEG wurde viele Jahre lang unterstützt.
2013 wurde dann bekannt, dass die Produktion von Düsseldorf nach Polen verlegt werden soll, nachdem Zamek mehrere Jahre lang Millionenverluste gemacht hatte. Das scheiterte aber. Ein Jahr später kam dann die Insolvenz, 125 Mitarbeiter in Düsseldorf wurden entlassen. Vor vier Jahren hatte Johannes Book mit seiner Firma Dricon das angeschlagene Familienunternehmen übernommen. Da waren Ben Zamek, der Sohn des Firmengründers, und seine Frau Petra bereits ausgeschieden Seitdem wurde es ruhig um die Firma. Darum kam die Ankündigung der Werksschließung zu diesem Zeitpunkt überraschend.