Geschichte Düsseldorfs berühmtestes Buch ist Weihnachten wieder im Fernsehen

Düsseldorf · „Die Feuerzangenbowle“ stammt vom Düsseldorfer Autor Heinrich Spoerl. Der Roman wird immer wieder neu aufgelegt, dabei wäre er beinah nie erschienen. Über die schwierige Entstehungsgeschichte.

Aufnahme aus dem Jahr 1952: Der Schriftsteller Heinrich Spoerl präsentiert „Die Feuerzangenbowle“.

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Der Film „Die Feuerzangenbowle“ kommt 1944 ins Kino und entwickelt sich zum Klassiker. Bis 1945 verkauft der Autor der Geschichte, der Düsseldorfer Heinrich Spoerl, mehr als eine halbe Million Exemplare seines Romans. Doch bis zu diesen Höhepunkten seines Erfolgs hat Spoerl einen Weg voller Rückschläge hinter sich bringen müssen. Das beschreibt Stefan Born im Nachwort zur neuen, der 106. Auflage des Buchs, die soeben erschienen ist.

Zunächst ist Spoerls Weg noch gar nicht der des Schriftstellers. Der Sohn des Fabrikanten Johann Heinrich Spoerl macht Abitur an der Oberrealschule am Fürstenwall, studiert die Rechtswissenschaften in vier Städten, promoviert über „Gemischte Verträge“ und wird schließlich Anwalt am Amts- und Landgericht in seiner Heimatstadt. Doch die Zeiten sind hart. Ende der Zwanziger und Anfang der Dreißiger bestimmt die Weltwirtschaftskrise das Leben der Menschen. Diese Not hat für Heinrich Spoerl einen Vorzug. Sie bringt ihn dazu, endlich Beruf gegen Berufung zu tauschen, an seinen statt an Gesetzestexten zu arbeiten.

Bei seinem ersten Versuch, diesen Wechsel zu schaffen, sucht Spoerl Hilfe bei Hans Reimann. Der Mann ist als Schriftsteller und Unterhaltungskünstler in Berlin erfolgreich. Spoerl schickt ihm die Komödie „Der beschleunigte Personenzug“ und schlägt ihm vor, dass sie sich alle Einnahmen teilen, wenn Reimann seine Erfahrung und seine Kontakte nutzt, das Werk herauszubringen.

Die beiden treffen sich und spielen diverse weitere Ideen durch, am liebsten wollen die beiden Drehbücher schreiben und einen Film daraus machen. So entsteht 1930 ein Manuskript namens „Der Flegel“ über einen „Pennäler, der eine ganze Penne auf den Kopf stellt“, schreibt Spoerl. Er liest das Manuskript zwei Mal im kleinen Kreise vor und berichtet, dass er „einen Dauererguss an Heiterkeit erzielt“ habe.

Aus dem erhofften Film wird dennoch nichts. Die Filmverleiher hatten gerade eine extrabittere Erfahrungen hinter sich. „Der Blaue Engel“, die Verfilmung von Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“, fiel bei der Zensur durch und erhielt Jugendverbot. Ähnliches fürchteten die entscheidenden Personen, die Spoerls Manuskript lasen, auch für die Lehrerparodie, die der Düsseldorfer da geschrieben hatte. „Seit dem ,Blauen Engel‘ schlittern die Leute“, berichtet Spoerl einem Kollegen.

Die Wege Spoerls und Reimanns führen deshalb ab 1932 wieder auseinander. Spoerl arbeitet den Stoff um, es soll ein Roman daraus werden. Er schickt Reimann seine Arbeit, der schickt Änderungsvorschläge zurück, Spoerl antwortet auf 13 Seiten, auf denen er die Änderungsvorschläge kritisiert. Reimann antwortet „Ich überlasse Dir vertrauensvoll die definitive Fassung“. Er selbst veröffentlicht als Drehbuchautor gemeinsam mit dem Regisseur Robert Adolf Stemmle einen Film namens „So ein Flegel“. Spoerls Urteil über den Film: „Grauenhaft.“

Er sammelt mit seinem Roman zunächst weiter Absagen. Die Verlage reagieren ähnlich wie die Filmfirmen. Die entscheidende Hilfe kommt schließlich von seiner Frau Gertrud. Sie ist mit Trude Droste befreundet, Heinrich Droste wiederum ist der Verleger der Düsseldorfer Tageszeitung „Der Mittag“. Und so kann Spoerl vom 19. April bis 26. Mai 1933 eine Fortsetzungsgeschichte im „Mittag“ veröffentlichen. Die Geschichte heißt „Die Feuerzangenbowle“. Der Zeitungsverlag beginnt bald darauf, auch Bücher herauszugeben, das erste jemals dort veröffentliche Werk ist die „Feuerzangenbowle“, auch die eingangs erwähnte 106. Auflage erscheint dort.

Auch danach verläuft der Weg nicht gerade und eben: Bis zur Verfilmung vergehen noch einmal elf Jahre. Und nach Spoerls Tod veröffentlicht Hans Reimann eine Autobiografie, in der er behauptet, er sei der Hauptverfasser der „Feuerzangenbowle“. Es kommt deshalb sogar zum Prozess. Das Landgericht Hamburg stellt schließlich fest, dass Reimann nicht Miturheber des Romans ist.

„Die Feuerzangenbowle“ wird 1970 noch einmal verfilmt. Die Besetzung mit Walter Giller, Uschi Glas und Theo Lingen lässt bereits erahnen, dass der Zeitgeist damals leider gerade so beschaffen war, dass ein Werk von eher einfachem Humor im Stile der Lümmel-Filme entstand. Daran änderte leider auch der Regisseur nichts. Er heißt Helmut Käutner, ist heute Namensgeber des Filmpreises der NRW-Landeshauptstadt, weil er 1908 hier geboren worden war. Damit schließt sich aber immerhin auf die schön-zufällige Weise der Kreis der Geschichte von Düsseldorfs berühmtesten Buch.