Ein Besuch im „Europapark Frust“

Lach- und Schießgesellschaft zeigt, wie absurd es in Europa und der Welt zugeht.

„Ach wäre das schön, wenn uns mal wieder einer die Richtung zeigt“, heißt es gleich zu Beginn des Abends, „denn wir sind verloren“. Verloren in einem Europa, in dem seit dem Brexit niemand mehr dazugehören will und in einem Deutschland, in dem es schon lange keine Mitte mehr gibt. Existiert Europa noch, wenn plötzlich alle wieder austreten? Ja, tut es.

„Exitopa“ tauft das Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft unsere Gemeinschaft, wenn sich jeder nur noch das herauspickt, was ihm gefällt. In Zeiten des Internets, in denen jeder genau die Informationen bekommt, die er gerade sehen will, ist es schwierig, wirklich informiert zu sein. Das „www“ wird zur weltweiten Wahrheit, auch wenn diese bei jedem anders aussieht.

Obwohl, oder vielleicht gerade weil man heute so viel mitbekommt von den Ereignissen in Europa, kann man der Frustration kaum noch entkommen. Diese Frustration bringen Caroline Ebner, Norbert Bürger, Sebastian Rüger und Frank Smilgies in „Exitenzen“ auf die Bühne, entführen den Zuschauer in den „Europapark Frust“ und beweisen damit, wie zeitgemäß das Kabarett auch heute ist. Helikoptereltern berichten von ihren wütenden Töchtern, die als Folge der Übermutterung dem IS beitreten. In der Sesamstraße empfangen derweil Schnecke Finchen, Grobi und Graf Zahl weibliche Gäste aus Indien und Ägypten und fragen diese gleich nach ihren persönlichen Erfahrungen mit Vergewaltigungen und Beschneidung, nur um sie kurz darauf in Abschiebehaft zu schicken.

Was ernst klingt, bringt das vierköpfige Ensemble auf absurde, sehr witzige Art auf die Bühne. Skurril, anarchisch und sehr politisch spielen die vier Kabarettisten mit eben den Themen, denen man aktuell kaum entkommen kann. Gefühlt den größten Applaus gab es im Kom(m)ödchen für Sebastian Rügers Persiflage des aktuellen US-Präsidenten, der nicht nur fast wie das Original klingt, sondern sich auch selbst übersetzt. Aber auch der Vortrag von „Professor Brettschneider“, Dozent für Asozialpädagogik über besagte Helikoptereltern, gespielt von Frank Smilgies, erntete großes Gelächter. Trotz Übertreibung spielt das Stück mit dem Bezug zur Realität. Gerade deshalb ist es so skurril.

Nach der gelungenen Premiere dürfte das Ensemble der legendären Lach- und Schießgesellschaft eine Tour mit vielen zufriedenen Zuschauern vor sich haben.