Es gibt immer weniger Tankstellen
In Unterbilk haben jetzt zwei Betriebe die Zapfsäulen stillgelegt. 2017 waren es stadtweit vier. Verbraucher haben längere Wege und weniger Service.
Vor knapp einem Jahr war die freie Tankstelle an der Elisabethstraße in den Schlagzeilen. Der Betreiber hatte den Tankbetrieb samt Inventar bei Ebay im Internet für 550 000 Euro zum Kauf angeboten. Das hat wohl nicht geklappt. Die bekannte freie Tankstelle an der Hauptverkehrsstraße, die es seit Jahrzehnten gab, ist geschlossen. Die Zapfsäulen sind abgebaut. Die Autofahrer, von denen viele von der Schließung überrascht worden waren, müssen nun anderswo tanken.
Das gilt auch für die Stammkunden von Heiko Gabriel. Er war lange Betreiber der Esso-Tankstelle an der Bachstraße, eine Tankstelle dort gab es bereits seit 1957. Gabriel hatte dem Express gegenüber erklärt, dass der Mineralölkonzern den Standort schließen wollte und die Pacht gekündigt hatte. Vor Ostern war Schluss. Das Grundstück im immer stärker wachsenden Wohnviertel soll verkauft werden.
Während die Zahl der zugelassenen Pkw immer weiter steigt (in Düsseldorf sind es aktuell mehr als 344 500), sinkt die Zahl der Tankstellen. Das größte Tankstellensterben gab es zwar bundesweit in den 70er Jahren. Doch das Netz dünnt immer weiter aus. Inge Bantz, stellvertretende Leiterin des Düsseldorfer Umweltamtes, nennt Zahlen: „1998 hatten wir noch 139 Tankstellen, 2008 waren es 95 und jetzt sind es noch 75.“ Vom erneuten Tankstellensterben will man noch nicht sprechen. Doch Umweltamtschef Thomas Loosen stellt fest, dass „allein im letzten Jahr vier Tankstellen stillgelegt wurden, während es in den Jahren davor keine waren.“
2017 hat die Tankstelle an der Benrather Straße im Parkhaus am Carlsplatz geschlossen. Weitere Betriebe, die aufhörten, befanden sich an der Reinhold-Schneider-Straße, der Arnheimer Straße und an der Reisholzer Straße. Für die beiden letztgenannten Gebäude ist laut Umweltamt der Rückbau oder der Abriss beantragt. Sollen die Grundstücke neu genutzt werden, müssen immer mögliche Verunreinigungen des Bodens oder des Grundwassers geprüft werden. Dort, wo es — wie beispielsweise an der Bachstraße — bereits vor dem Tankstellenbetrieb Gewerbe gab, werden auch mögliche Altlasten untersucht.
Die Gründe für die Aufgabe von Tankstellen sind unterschiedlich. Die Umweltauflagen haben sich für die Betriebe in den vergangenen Jahrzehnten erhöht. Die Einhaltung wird von den Mitarbeitern des Umweltamtes kontrolliert. Kleinere freie Betriebe haben sich die Investitionen oft nicht leisten können und mussten aufgeben.
Zudem entscheiden aber bei den Marken-Tankstellen die großen Mineralölkonzerne über das Überleben eines Standortes. „Die Pächter sind da das schwächste Glied in der Kette“, sagt Roman Suthold Leiter Verkehr und Umwelt des ADAC Nordrhein. Denn die Pächter verdienen nicht viel am Verkauf des Kraftstoffes, sondern an dem, was sie auch zusätzlich verkaufen. Kleine Lebensmittelläden sind es heute. „Doch was sie im Sortiment haben müssen, geben die Konzerne vor.“ Auch müssten sie laut Suthold, die Produkte über diese bestellen. Der Markt sei hart umkämpft. Das Interesse an größeren Tankstellen an Hauptausfallstraßen wachse, so der ADAC-Experte.
Ein Trend zulasten der Verbraucher. Sie fahren nun weitere Wege zur Tankstelle, haben längere Wartezeiten. Und: „Der Service wird weiter zurückgefahren, da sind oft nur noch Kassierer“, beschreibt Roman Suthold die Erfahrung vieler Tankstellenkunden. Sie sollten sich im Internet über nahegelegene Betriebe und Preise informieren.
In Düsseldorf wird es weitere Schließungen geben. Für die Grundstücke an der Roßstraße, an der Völklinger Straße (nahe S-Bahnhof) und an der Grafenberger Allee werden bereits neue Nutzungen diskutiert.