Ein Café lockt Flüchtlinge aus ihren Zimmern
Beim neuen Angebot der Beratungsstelle der SKFM können sich Mütter auch ohne Dolmetscher austauschen.
Düsseldorf. Zwölf Mütter mit ihren kleinen Kindern in einem Raum — und dennoch geht es ganz ruhig zu, fast leise. Das liegt aber nicht daran, dass die Frauen Flüchtlinge aus aller Herren Länder sind und meist keine gemeinsame Sprache sprechen. Sondern daran, dass heute im Mutter-Kind-Café im Flüchtlingsheim an der Heyestraße gebastelt wird: Bunte Kettchen, die aus den Buchstaben der Kindernamen betsehen.
Seit Ende letzten Jahres gibt es jeden Donnerstagmorgen diesen Treff, den die Familien- und Erziehungsberatungsstelle des Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) anbietet. „Auf die Idee brachten uns die Flüchtlingsbetreuer der Diakonie hier, sie berichteten, dass vor allem die Frauen meist nur auf ihrem Zimmer hocken“, sagt Petra Evertz, die Leiterin der SKFM-Beratungsstelle.
Die Idee hat gezündet. Es herrscht eine lockere, kameradschaftliche, fröhliche Stimmung in der Mütter-Kinder-Runde. Da ist Akhberet Goitom Kidane aus Eritrea, die alle der Einfachheit halber nur „Kiki“ nennen.
Sie ist seit zwei Jahren in Deutschland, seit einem Jahr an der Heyestraße: „Jetzt suche ich eine kleine Wohnung für mich und meinen anderthalb Jahre alten Sohn“, sagt sie.
Da ist sie nicht allein: Auch ihre Mitstreiterinnen aus dem Kongo, aus Syrien, Nigeria, Afghanistan, der Mongolei, aus Mazedonien oder Irak brauchen eine Wohnung — was auf dem leeren und teuren Wohnungsmarkt in Düsseldorf natürlich ein Problem ist.
Petra Evertz, Betreuerin
Viele der Frauen sind alleinerziehend, „manche haben sich von ihren Männern auch erst hier in Deutschland getrennt, als sie erfahren haben, welche Rechte Frauen in einem Land wie Deutschland haben“, berichtet SKFM-Mitarbeiterin Ulrike Prell. Einige sind auch schwer traumatisiert von schlimmen Kriegs- oder Fluchterlebnissen, die Mitarbeiter der Beratungsstelle im früheren Gerresheimer S-Bahnhof haben dafür Zusatzqualifikationen in Psychotraumatologie erworben.
Doch an diesem Morgen ist davon nichts zu spüren, „die Frauen haben Vertrauen zu uns gefasst, sie fühlen sich hier wirklich wohl“, sagt Petra Evertz.
Und auch untereinander haben sie Bande geknüpft, die Verständigung klappt ohne Dolmetscher, auf die man hier in diesem Kreis bewusst verzichtet — meist in Englisch, aber durchaus auch auf Deutsch.
Nur von sich aus kommen die meisten (noch) nicht donnerstags runter in den Gruppenraum: „Wir holen sie immer noch in den Zimmern ab, das ist ein nettes Ritual geworden“, sagt Evertz.