Düsseldorf Grabdiebe: „Es wird alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist“
Diebstahl statt Totenruhe auf Friedhöfen: Besonders Metallgegenstände sind bei Grabdieben beliebt.
Düsseldorf. Im alten Ägypten wurden Verstorbene einst mit reichhaltigen Beigaben bestattet. Grabräuberei war ein lukratives Geschäft, von dem ganze Familien leben konnten. Im 21. Jahrhundert bringen Diebstähle auf Friedhöfen höchstwahrscheinlich weniger „Gewinn“, ein generelles Problem sind sie auch in Düsseldorf dennoch. „Ganze Beete, einzelne Schalen oder Messing- und Bronzeplatten — es wird eigentlich alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist“, sagt Christiane Vell, Geschäftsführerin der Friedhofsgärtnerei Josef Vell am Nordfriedhof.
Vor allem Metallgegenstände, wie beispielsweise Fassungen für Grablichter, verschwinden häufig. Statt die Toten ruhen zu lassen, wird skrupel- und rücksichtlos eingesammelt, was später gewinnbringend abgesetzt werden kann. „Die Diebe von Grablaternen beispielsweise haben Vereinbarungen mit Schrotthändlern. Es beschränkt sich aber nicht nur darauf“, erzählt Christiane Vell. „Einer der Bestatter hat einmal einen Kranz, den er für eine Beerdigung auf dem Nordfriedhof angefertigt hat, zwei Tage später auf einem anderen Friedhof wiederentdeckt. Es passieren die verrücktesten Dinge.“
Die Diebe liegen dazu offenbar sogar tagsüber auf der Lauer. „Mitarbeiter der Gärtnerei hatten begonnen, ein Grab zu bepflanzen und kamen für eine Frühstückspause in den Laden zurück. Als sie die Grabfläche fertig gestalten wollten, waren die zuvor gepflanzten Blumen genau in dieser Zeit gestohlen worden“, sagt Christiane Vell. Für viele Angehörige der Toten sind die Diebstähle inzwischen gar ein so ein massives Ärgernis, dass sie sich irgendwann dazu entschließen, das entsprechende Beet einfach zupflanzen zu lassen.
Zur Anzeige gebracht werden Diebstähle auf den Düsseldorfer Friedhöfen allerdings selten, wie Polizeisprecher Markus Niesczery auf Anfrage bestätigt: „Die Polizei hat diesbezüglich nur sehr niedrige Fallzahlen. Die Dunkelziffer ist gewiss sehr groß, aber es werden wenig Taten erfasst und die Ermittlungsansätze sind gering.“
Mehr als Anzeige zu erstatten, bleibt den Angehörigen der Verstorbenen ohnehin in der Regel nicht übrig. „Gerade deshalb ist das Thema Diebstähle auf Friedhöfen für die Polizei als unauffällig einzustufen“, sagt Niesczery. „Vor vier oder fünf Jahren gab es einmal eine Diebstahl-Serie im Süden der Stadt. Dort wurden größere Bronze-Gegenstände entwendet. Wenn es einen Tatverdächtigen gibt und die Beamten eine Wohnung durchsuchen, tauchen gestohlene Gegenstände auch schon mal wieder auf.“
Diebstähle auf Friedhöfen sind „immer ein Thema“, sagt Christiane Vell. „In letzter Zeit ist es wieder massiver geworden.“
Doch gerade weil sie so gut wie nie zur Anzeige gebracht werden und es wenig Ansätze gibt, die entsprechenden Fälle auch auflösen zu können, landen diese Delikte so gut wie nie auf den Schreibtischen der Polizei.