Düsseldorf 300 Jahre Kirche im Handspiegel

Künstler-Allüren waren Thema beim Jubiläum der Josephskapelle.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Bei Oberin Gisela Maria Amian geht das Herz weit auf, sobald sie von ihrer Kirche, der Josephskapelle spricht. Persönliche Erinnerungen über die Marotten des Freskenmalers Wolfram Köberl sprudeln aus ihr heraus. Die 87-Jährige hat Köberl in den 80ern und 90ern bei der Neugestaltung der Kirche begleitet, sie kennt die Geschichte der Kapelle, als wäre sie selbst dabei gewesen. Vor 300 Jahren wurde das Gotteshaus am Rheinufer geweiht. Die Stiftung St.-Josephs-Kapelle feierte jetzt das Jubiläum mit Veranstaltungen wie Führungen.

Nur zu solchen Gelegenheiten, zu Konzerten und zu Messen, können Besucher das Innere betreten. Ansonsten steht die Tür offen, am Gitter hinter dem Eingang jedoch ist Schluss. „Das liegt an der Lage nahe des Burgplatzes, direkt am Rhein, sagt Klaus Schulgen vom Vorstand der Stiftung. „Wir müssen das Haus vor Vandalismus schützen.“

Das war nicht immer so. Erst in den 80er Jahren haben Stadt, Orden, Diözese und Sponsoren viel Geld in die Hand genommen. Oberin Gisela weiß davon zu erzählen: Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kapelle sollte eine Deckenbemalung erhalten. Als Künstler waren damals Beuys-Schüler im Gespräch. Doch Oberin Gisela war nicht einverstanden. Mit einer kleinen Gruppe suchte und entdeckte sie Wolfram Köberl. Der Künstler hat für die Fresken ein Konzept mit neobarocken Figuren entworfen.

„Zwischendrin haben wir ganz schön gezittert, weil wir ewig nichts mehr von ihm gehört haben. Also sind wir zu ihm gefahren — und waren überwältigt von den Skizzen“, erzählt die Oberin. Sie kennt alle Details. Damit der Nacken vom Blick an die Kirchenkuppel nicht steif wird, erhalten Besucher ihrer Führungen einen Handspiegel.

Vor allem ältere Menschen interessieren sich für ihre Geschichten. Denn im Vergleich zu früher wird das Gotteshaus heute wenig genutzt — vor allem Spaziergänger wagen meist per Zufall einen Blick hinein, genießen einen Moment der Ruhe. Auch die Jugendagentur der Katholischen Kirche ist ab und zu dort. Und Menschen, die die Kirche von früher kennen.

Und die Kapelle hat viele Veränderungen erlebt. Los ging es mit den Karmelitinnen, die die Klosterkirche gebaut haben. Doch dann starb der Orden aus. Kloster und Kirche gingen in den Besitz der Töchter vom Heilgen Kreuz über. Auch Oberin Gisela gehört diesem Orden an, der heute aus gerade einmal vier Schwestern besteht. Die Kapelle war Teil des Theresienhospitals, bis zur Schließung vor zehn Jahren. Das Gotteshaus gehört seither zur Gemeinde St. Lambertus — eine Stiftung kümmert sich um den Erhalt. Die muss mehrere tausend Euro pro Jahr für laufende Kosten aufbringen. Die Mitarbeiter hoffen daher, dass viele die Kapelle wieder entdecken. Ein Weg sind Veranstaltungen — Oberin Gisela steht bereit.