Ein Jan Wellem für den Bundespräsidenten

Bei der Visite von Joachim Gauck in Düsseldorf stand die Sicherheit des Gastes im Vordergrund. Am Rathaus warteten bis zu 100 Neugierige, um einen Blick auf ihn zu erhaschen.

Düsseldorf. Wenn der Bundespräsident kommt, dann wird nichts dem Zufall überlassen. Für alles gibt es einen Plan: Um 9.35 Uhr landet Joachim Gauck am Montag mit einer Sondermaschine am Düsseldorfer Flughafen.

Seine gepanzerte BMW-Limousine mit dem Kennzeichen 0-1 — extra aus Berlin angereist — wartet schon. Auf seinem Weg in die Stadt eskortieren ihn sieben „weiße Mäuse“, Kradpolizisten in weißer Staatsbesuch-Kluft. Die Danziger Straße wird zeitweise gesperrt, so wie jede weitere Straße auf dem Weg zum Stadttor.

Von der dortigen Staatskanzlei aus ist um kurz nach 10 Uhr gut zu besichtigen, wie kein Auto mehr aus der Tunnelröhre Richtung Süden kommt. Und um genau 10.13 Uhr betritt der Bundespräsident den Raum in der elften Etage mit einem unaufgeregten „Morgen“, um sich ins Gästebuch der Landesregierung einzutragen.

Was dort vorher schon für ein Trubel herrschte, bekommt Gauck bei seinem offiziellen Antrittsbesuch in NRW gar nicht mit. Ab 8.30 Uhr mussten Journalisten, die dem Eintrag ins Buch beiwohnen wollen, sich im Stadttor anmelden. Alle Taschen wurden in einem Raum gesammelt und von Sprengstoffspürhunden abgesucht.

Ein Journalist kommt direkt vom Flughafen, allerdings eine Stunde zu spät — er darf nicht mehr mit zu den Besuchen in Staatskanzlei, Landtag und Rathaus, weil sein Gepäck nicht mehr abgeschnüffelt werden kann. „Sicherheitsstufe eins“, sagt eine Mitarbeiterin achselzuckend zu dem Mann.

Dem Eintrag ins Buch der Landesregierung folgt ein Besuch im Kabinett — dann geht es weiter zum Rathaus. Polizisten in gelben Leuchtjacken, Ordnungsamt und die Reiterstaffel riegeln die Gasse vor dem Roten Teppich ab.

Oberbürgermeister Dirk Elbers und seine Frau Astrid empfangen Gauck gemeinsam, der allerdings solo reist: Seine Lebensgefährtin Daniela Schadt ist erkrankt. Dann geht es zum offiziellen Teil in den Jan-Wellem-Saal, wo OB Elbers eine kleine Werbeansprache für seine Stadt hält, ihre Schuldenfreiheit, Wirtschaftskraft, aber auch den erfüllten Rechtsanspruch bei der Kinderbetreuung hervorhebt.

„Ich freue mich darüber, dass ich hier sein kann“, antwortet Gauck ruhig und leise — immerhin war er im Juli schon zur El-Greco-Schau da und kenne die Liebe der Stadt zur Kunst. Und er lobt die Investitionen in Familien: „Wenn es Ihnen gelingt, hier Beispiele zu schaffen, ist das bedeutend fürs ganze Land. Erzählen Sie davon.“

Dann trägt er sich ins Goldene Buch der Stadt ein. „Joachim Gauck“. Mehr nicht. Schnickschnack gibt es rund um seinen Besuch ja auch genug. Aber eine kleine Jan-Wellem-Statue vom OB gibt es als Geschenk dann doch noch.

Auf dem Marktplatz säumen derweil trotz des Regens bis zu 100 hartnäckige „Fans“ mit Schirmen den Roten Teppich. Darunter auch Helga und Helmut Slama aus Eller, die Gauck schätzen, weil er „etwas Humanes und sehr Menschliches in seinen Einschätzungen hat“. — „Wir sind nur neugierig“, sagt Uwe Brammertz aus der Eifel, der zufällig in das präsidiale Getümmel geraten ist.

Auch der Düsseldorferin Erika Körbs hatte ein Polizist auf Nachfrage, für wen die Absperrungen seien, nur geantwortet: „Für ’nen Politiker.“ Aber dann hat sie den Bundespräsidenten gesehen. „Er hat gewunken“, sagt sie begeistert. „Und es war ein sehr natürliches Winken“, fügt ihre Begleiterin Doris Darmstadt hinzu. Auch für Monika Fischer hat sich das Warten gelohnt: „Jetzt haben wir den auch mal in natura gesehen . . .“

Bei anderen führt der Anblick Gaucks zu Enttäuschung. Ein Paar aus Italien steht mit Fotoapparat am Roten Teppich: „Wir glauben, dass Angela Merkel kommt!“ Als man sie aufklärt, schauen sie unverwandt: „Gauck? Wer?“

Ein gelungener Tag ist es für Cordula Seidel. Die Düsseldorferin harrt in erster Reihe an der Absperrung aus und schüttelt tatsächlich die Hand des Bundespräsidenten. „Ich habe ihm gesagt: Schön, dass Sie da sind“, verrät sie danach. Darüber freut sich eben auch ein Staatsoberhaupt.