"Ein Klavier für alle. Bitte spielen Sie": Bach im U-Bahnhof
Drei Klaviere für alle stehen beim „Asphalt“-Festival an der Heine-Allee und in Oberbilk. Sie kommen prima an.
Düsseldorf. So unterschiedlich gut kann man Klavier spielen — und trotzdem seine Zuhörer erfreuen. Unten im U-Bahnhof Heine-Allee am Gleis klimpert Anton (9) die berühmten ersten Takte aus Beethovens 5. Symphonie („Ta ta ta taa“). mehr kann er noch nicht. Nach ihm setzt sich Eleonora (11) auf den Schemel und spielt die Noten, die gerade auf dem Pult liegen: „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel. Und eine Etage darüber begeistert Irina Gembitzkaja mit einem selbst komponierten Walzer Menschen, die eigentlich vorbeihasten wollten, dann aber lieber verweilen und lauschen: „Ich studiere Querflöte und Klavier an der Robert-Schumann-Musikhochschule und finde es toll, dass hier einfach Pianos stehen“, sagt die St. Petersburgerin.
„Ein Klavier für alle. Bitte spielen Sie“ steht auf den Instrumenten, die im Rahmen des Asphalt-Festivals aufgestellt wurden. Zwei im U-Bahnhof an der Heinrich-Heine-Allee, ein weiteres am Oberbilker Markt. Geplant ist, dass die Instrumente im Rahmen der Aktion „Stadtklavier“ bis zum Ende des Festivals am 23. Juli stehen bleiben sollen. „Aber wir sind völlig überwältigt von den zahlreichen begeisterten Reaktionen“, freut sich Festival-Sprecherin Marita Ingenhoven.
Bis zum Start von „Asphalt“ war unklar, ob die ungewöhnliche Aktion überhaupt stattfinden konnte, denn es fehlten noch Genehmigungen. Die drei Klaviere hatte der Verein gekauft und auf eigene Kosten wieder in einen guten Zustand bringen lassen.
Am Ende hat sich die Mühe gelohnt. Marita Ingenhoven: „Wir haben etliche Kommentare auf Facebook bekommen. Teilweise verabreden sich die Leute, um gemeinsam zu spielen.“ Schon jetzt wird überlegt, ob die Instrumente vielleicht sogar dauerhaft stehen bleiben können. Darüber wird zurzeit mit der Rheinbahn geredet.
Lob für die Aktion „Stadtklavier“ gab es aus berufenem Munde. Manfred Spies, der in den achtziger Jahren mit seinen gesellschaftkritischen Plakataktionen bundesweit Schlagzeilen machte und später den Tannenbaum eröffnete, war angetan: „Man muss die Kunst zu den Menschen bringen.“ Der 76-Jährige setzte sich spontan ans Klavier und legte los. Vor der bildenden Kunst spielte Spies übrigens damals in einer Bluesband.