Düsseldorf Einbruchsschutz soll Standard werden
Die Zahl der Einbrüche in Düsseldorf steigt und steigt — auch weil selbst Neubauten nicht immer sichere Fenster und Türen haben.
Düsseldorf. Jahr für Jahr erreicht die Zahl der Haus- und Wohnungseinbrüche bundesweit neue Höchststände. Auch in Düsseldorf vermeldete die Polizei in ihrer Kriminalitätsstatistik 2015 beängstigende Zahlen: So nahm die Zahl der Einbrüche mit 3108 gegenüber 2014 um fast 25 Prozent zu. Immerhin: In 44 Prozent der Fälle blieb es „nur“ beim Einbruchsversuch, heißt: Ans Ziel gelangten lediglich 1734 Einbrecher.
Das zeigt, wie wichtig es ist, Häuser mit einem soliden Einbruchsschutz auszustatten. Zwar fördert der Bund über die Kreditanstalt für Wiederaufbau Eigentümer und Mieter mit — insgesamt bescheidenen — Zuschüssen, und die Privaten investieren auch seit Jahren vermehrt in die Haussicherheit, doch vor allem die Versicherungswirtschaft beklagt, dass es keine einheitlichen Standards und Bauvorschriften gibt. „Einbrechern wird es in Deutschland immer noch zu leicht gemacht“, sagt Jörg von Fürstenwerth, der Chef des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. 2015 zahlten die Versicherungen 530 Millionen Euro für Einbrüche, eine Rekordsumme. Von Fürstenwerth fordert deshalb von der Politik, bei Neubauten flächendeckend Anforderungen für den Einbruchsschutz vorzuschreiben.
Bei der Düsseldorfer Polizei rennt er damit offene Türen ein: „Oft ist der Standard leider noch genauso hoch oder besser niedrig wie vor 30 Jahren“, sagt Kriminalhauptkommissar Reinhard Busch, ein erfahrener Berater beim Thema Einbruchschutz. Immerhin sei bei den Bauherren und den großen Bauträgerfirmen ein Bewusstseinswandel hin zu mehr Sicherheit spürbar, sagt Busch.
Angesichts der Kaufpreise und Mieten, die in den neuen Quartieren von Grafental bis Belsenpark, vom Quartier Central bis zur „Gartenstadt Reitzenstein“ aufgerufen werden, sollte man erwarten, dass mindestens Sicherheitstüren und -fenster der Widerstandsklasse RC 2 (siehe Info-Kasten) eingebaut werden. Selbstverständlich ist das aber keineswegs. Während die Autobauer seit Jahren die Wagen mit Sicherheitsextras vom Airbag bis zur Wegfahrsperre vollpacken, bieten manche Baukonzerne immer noch nur Sparprogramme, das gilt vor allem für Fenster und Terrassentüren, also die „Eingänge“, die Einbrecher in den meisten Fällen nutzen. Teilweise, so Busch, wurde erst dann nachgerüstet, als die neuen Bewohner sogleich von Einbrüchen geschockt wurden. „Täter mögen nagelneue Quartiere: erstens kennen sich die Bewohner noch nicht, zweitens sind oft noch Handwerker in den Häusern zugange, da fällt man weniger auf.“
Bei der Rheinwohnungsbau in Düsseldorf fühlt man sich auf der sicheren Seite: „Wir bauen schon seit Jahren mit der von der Polizei empfohlenen Widerstandsklasse RC 2 und das gilt auch bei Wohnungsmodernisierungen“, sagt Geschäftsführer Thomas Hummelsbeck. Dazu gehörten Fünffach-Verriegelungen an Haus- und Wohnungstür oder abschließbare Fenster mit einbruchshemmenden Beschlägen. Natürlich aber gebe es im Wohnungsaltbestand nicht diesen Standard.
Hummelsbeck sieht als größtes Einbruchsrisiko freilich immer noch die Sorglosigkeit von Hausbewohnern: „Viel zu viele drücken viel zu leichtfertig auf den Türöffner, ohne sich zu vergewissern, wer da ins Haus will.“ Manche von Rheinwohnungsbau errichteten Häuser hätten sogar Videokameras, „aber da muss man halt auch mal auf seinen Bildschirm schauen“, sagt er.
Dennoch: Vordringlich ist und bleibt die Einführung verbindlicher Baustandards für Einbruchschutz in Deutschland. Immer mehr Politiker fordern sie, jüngst auch Grünen-Chef Cem Özdemir (Grüne). In Holland zum Beispiel gibt es seit Jahren neue Wohnsiedlungen mit einem Sicherheits-Gütesiegel („Veilig Wonen“), die die Chancen für Einbrecher, ans Ziel zu gelangen, laut Studien um 50 bis 70 Prozent schmälern.