Eine Nacht im Bar-Universum der Stadt
Zur ersten „Nacht der Bars“ bot sich eine Tour durch die Szene an. Die WZ war im Hafen und in Pempelfort unterwegs.
Düsseldorf. Zur „Roten Nacht der Bars“ am Samstag haben sich gleich 16 Läden der Stadt rausgeputzt. Viele Düsseldorfer nutzten am Samstagabend die Gelegenheit zum eifrigen Bar-Hopping. Bei dem Streifzug durch die Szene gab es Geheimnisvolles und Alternatives zu entdecken — an mitunter ungewöhnliches Orten.
Pempelfort, eine unscheinbare Seitenstraße im Wohngebiet. Beschaulich und mucksmäuschenstill ist es hier, auch Samstagsabends. Zumindest bis man die massive, neongestreifte Eingangstür von Haus Nummer 26 öffnet. Wenn sie denn aufgeht. Einlass muss man sich hier per Klingel verschaffen, und das kann mitunter dauern. Doch das Warten lohnt. Drinnen wird man sofort erfasst von einer abgefahren Atmosphäre, die das kunstvoll-futuristische Interieur samt verspielter Deckenskulptur und riesigen, lasziven Lippen über der Bar umgibt. An der Theke und auf den schwarzen Ledersofas knubbeln sich Gäste jeglicher Couleur, die Atmosphäre ist entspannt, neue Kontakte schnell geknüpft.
Das Personal, piekfein in Uniform gekleidet, sorgt freundlich und engagiert dafür, dass sich jeder in diesem dunkel-schummrigen, eigenwilligen Bar-Universum zurechtfindet und wohlfühlt. Egal, ob hausgemachte Limonade, Molekular-Cocktail oder eine der vielen ausgefallenen Eigen-Kreationen (alles um 10 Euro): mit Spirituosen wird hier nicht gegeizt. Das Auto also lieber Zuhause stehen lassen — auch wegen der ungünstigen Parksituation.
Geht es noch eine Nummer kleiner und intimer? Es geht. Gerade mal 30 Quadratmeter misst die Square Bar in Derendorf. Der Platz ist zwar überschaubar, und doch: „Wir sind offen für jeden“ und „Vorm Tresen ist jeder gleich“ lauten die in der Karte in schwarzen Großbuchstaben festgehaltenen Hausregeln. Und tatsächlich: Die kleinste aller Bar-Locations mit Shabby-Chic-Möbeln und wenig Schnickschnack punktet als unaufgeregt-augenzwinkernde Alternative für all diejenigen, denen es anderswo zu affektiert und überspannt zugeht.
Aus den Boxen tönt hier pausenlos Fifties-Kitsch, dazu passend wacht ein Konterfei von James Dean aufmerksam über den Ort des Geschehens, der früher mal ein Schaffnerhäuschen war. Die Karte überzeugt mit einem überschaubaren, dafür umso ausgefalleneren Line-Up aus Cocktail-Eigenkreationen (9-12 Euro), die auch auf der kleinen Außenterrasse serviert werden.
Szenenwechsel. Statt in kleinen Stadtteil-Gassen ist das mehr als doppelt so große, zweistöckige Lido mitten im Hafenbecken angesiedelt. Die einzigartige Lage sorgt dafür, dass es in dem modern-beleuchtenden Glaskubus ausschließlich Fensterplätze samt Panoramablick gibt. Als Kontrast zur durchgestylt-puristischen Einrichtung geben gedämpftes Licht und die Klänge der Düsseldorfer Jazzband „Lipstick & Ties“, die jeden Samstagabend spielt, ein wohlig-warmes Gefühl.
Gäste haben bei mehr als 70 verschiedenen Whiskey, Rum- und Ginsorten, hauseigenem Champagner und über 200 Cocktails (8,50 Euro) die Qual der Wahl. Wer noch fahren muss, kann englische Curiosity-Cola (4 Euro) oder wienerischen Meinl-Kaffee (3 Euro) kosten. Im Vergleich zu den beiden vorherigen Bars ist das Publikum älter, Preise und Schicki-Micki-Faktor höher — was bei der exponierten Lage aber nicht überrascht.