Orthopädie-Technik Einer der besten Handwerksmeister ist ein Grieche
Immer mehr Handwerker mit Migrationshintergrund machen ihren Meister. Athanasios Mahlelis wurde bei den Orthopädie-Technikern sogar Jahrgangsbester. Auf den Beruf kam er durch ein Praktikum in einem Krankenhaus.
Athanasios Mahlelis machte 2008 sein Abitur am Leibniz-Gymnasium im bilingualen Zweig, denn als Sohn griechischer Eltern besitzt der gebürtige Düsseldorfer die griechische Staatsbürgerschaft. Während der Schulzeit gab es für den erfolgreichsten Meisterabsolventen in der Orthopädietechnik allerdings noch keine Anknüpfungspunkte zum Handwerk. Aufmerksam wurde er auf den Beruf erst durch ein Pflegepraktikum, das er in dem Betrieb machte, der dann später auch sein Ausbildungsbetrieb werden sollte. Nach seinem Wehrdienst fiel der endgültige Entschluss, und er startete im Jahr 2010 in die Ausbildung in der „Orthopädietechnik Ginko“ – in Düsseldorf in direkter Nachbarschaft zum St. Vinzenz-Krankenhaus gelegen.
Vor sechs Jahren schloss er die Gesellenprüfung ab
Eine gute Wahl, wie sich an den Erfolgen des jungen Orthopädietechnikers ablesen lässt: Die Gesellenprüfung schloss er 2014 als Jahrgangsbester ab und wurde auch schon zur Sommerakademie der Bundesfachschule Orthopädietechnik (BuFa) eingeladen. Das ist eine Initiative des Bundesinnungsverbandes und der Bundesfachschule zur gezielten Nachwuchsförderung. Schon während der Ausbildung sollen interessierte und engagierte Auszubildende durch fachliche, praktische und soziale Herausforderungen in ihren Fähigkeiten gefördert werden, miteinander in Kontakt treten und unter Anleitung von qualifizierten Fachkräften an anspruchsvollen Aufgabenstellungen ihres Interessenbereiches arbeiten. Das Niveau entspricht dabei dem des beruflichen Alltags.
Um im nächsten Schritt neben der Meisterschule seinem Beruf nachgehen zu können – in Vollzeit – wählte er die Form der Abendschule. Trotz des anspruchsvollen Pensums würde er rückblickend im Großen und Ganzen nichts an seiner Entscheidung ändern. „Ich hatte das große Glück, dass mein privates Umfeld mich großartig auf meinem Weg unterstützt und begleitet hat und mir zu jeder Zeit verständnisvoll zur Seite stand“, bekräftigt der 32-Jährige.
Das Meisterstück war eine Unterschenkelprothese
Vom Beginn der Meisterqualifikation im August 2017 dauerte es gut zwei Jahre bis zum erfolgreichen Abschluss im November 2019. Er habe nicht damit gerechnet, Jahrgangsbester zu werden, aber sein Bestes gegeben, um die Prüfung so erfolgreich wie möglich abzuschließen, so Mahlelis. Sicher sei ihm die praktische Arbeit im Krankenhaus sehr zugutegekommen. Sein Meisterstück: eine Unterschenkelprothese und eine Lähmungsorthese im Sonderbau. In der Arbeitsprobe waren vier ganz unterschiedliche Teilaufgaben – statischer Aufbau einer Oberschenkelprothese, Herstellung eines Gipspositivs für eine Drei-Backen-Einlage, Nähen eines Überbrückungsmieders und Treiben einer Einlage aus Duraluminium – innerhalb eines Zeitraums von acht Stunden zu bewältigen.
„Jugendliche sollten sich bei ihrer Berufswahlentscheidung Zeit lassen und sich bei der Zukunftsplanung zu nichts drängen lassen und die Entscheidung nicht an andere abgeben. Sie sollten sich auf ihre Stärken konzentrieren und das für sich auswählen, was ihnen Freude bereitet.“ Die Einstellung des Orthopädietechniker-Meisters verrät: Da weiß jemand, wovon er spricht.
Die Entscheidung für ein Gesundheitshandwerk hängt von vielen Faktoren ab – die soziale Komponente spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn mit seiner Arbeit kann ein Orthopädietechniker die Lebensqualität von Patienten direkt und entscheidend verbessern. Athanasios Mahlelis hat an diesem Handwerk besonders die Verbindung zwischen dem zwischenmenschlichen Kontakt und den handwerklichen Herausforderungen interessiert: Entsprechend muss man für diesen Beruf eine Mischung aus Empathie und handwerklichem Geschick, räumlichen Denken und kommunikativer Kompetenz mitbringen. Auch heute noch gefällt ihm „der Kontakt zu Menschen und das Gefühl, jemandem geholfen zu haben“ besonders gut.
Sein Können setzt der Orthopädietechniker übrigens nach wie vor in der Firma Ginko in Düsseldorf ein. Es hat neben dem beruflichen auch noch einen privaten Grund, dass Athanasios Mahlelis sich in dem kleinen Familienbetrieb so wohl fühlt und vorhat, dort weiter zu arbeiten, auszubilden und aller Voraussicht nach irgendwann das Unternehmen weiterzuführen. Denn sein Chef ist auch sein Schwiegervater – und betrachtet ihn als die erste Wahl bei seiner Nachfolge.