Yukon Quest Düsseldorferin Kerstin Schley beim Hundeschlittenrennen in Alaska

Düsseldorf · Kerstin Schley hat sich bei minus 40 Grad dem 100-Meilen-Hundeschlittenrennen „Yukon Quest“ gestellt. Dabei ist sie eigentlich eine wahre Frostbeule.

Kerstin Schley auf einem Hundeschlitten.

Foto: Kerstin Schley

15 Schlittenteams. Unvorhersehbare Wetterbedingungen bei bis zu 40 Grad unter dem Gefrierpunkt. 1000 Meilen bis zum Ziel, entlang des Yukon River in Alaska, durch verschneite Wälder und über steile, vereiste Berge. Fast keine erholsamen Nächte an mehr als zehn Tagen umgeben von Schnee und Eis, allein, nur mit den Hunden als treue Begleiter.

Das fasst den Yukon Quest, das härteste Hundeschlittenrennen der Welt, schon ganz gut zusammen. Und genau hier wollte die Düsseldorferin Kerstin Schley hautnah dabei sein.

Die meisten denken bei dem Begriff „Urlaub“ eher an Sonne, mit einem Cocktail in der Hand am Strand liegend.

Die Schlittenhunde müssen bei Rennen in Alaska viel aushalten. Genau wie die Menschen, die den Schlitten lenken.

Foto: Kerstin Schley

Das ist bei Kerstin Schley ganz anders. Sie stürzt sich am liebsten kopfüber in Abenteuer und fühlt sich bei Schnee und Eis pudelwohl: „Ich sag immer: Kennst du einen Strand, kennst du alle. Das ist bei den Schneelandschaften ganz anders. Das ist auch nicht vergleichbar mit dem grauen Matschschnee hier in Deutschland, den weißen Pulver- oder Zuckerschnee wie in Alaska oder Kanada gibt es hier gar nicht.“

Eine besondere Schwäche hat Schley für die Gletscher. Gerade an den Farben kann sie sich nicht satt sehen: „Es sind die Farben, die mich so begeistern. Dieses unglaubliche Blau, der weiße Schnee in der Sonne, einfach eine atemberaubende Landschaft.“

Die Düsseldorferin Kerstin Schley bei minus 40 Grad in Alaska.

Foto: Kerstin Schley

Bei dem Yukon Quest dabei zu sein, war für sie schon lange ein Traum, der im Februar endlich wahr geworden ist.

Einen Tag vor dem Rennen half Schley zunächst dabei, den Startbereich aufzubauen. Das klingt erstmal leichter, als es ist. Die Banner mit den dicken Fäustlingen an den Händen anzubringen, dauert nämlich ewig.

Wenn dann während des Rennens die Schlittenfahrer mit ihren Hunden an den Checkpoints ankamen, war Kerstin Schley zur Stelle, um die Teilnehmer zu empfangen: „Man schreibt erstmal die Zeit der Musher auf, checkt ab, ob ihr Equipment vollständig ist und hilft dann beim Einweisen, wer wo parkt.“

Die Musher kommen ganz unterschiedlich an, weshalb die Helfer zwischendurch zwar längere Pausen haben, dafür aber jederzeit bereit sein müssen. Da sie wegen der Kälte aber ohnehin, auch nachts, alle zwei Stunden die Autos anmachen müssen, damit diese nicht den Geist aufgeben, ist das nur halb so wild.

Wenn die Musher bei den Checkpoints ankommen, sind sie völlig erschöpft. Kein Wunder, bei vier bis fünf Stunden Schlaf auf zehn Tage verteilt. Und das, wo Müdigkeit bei dem Rennen doch einer ihrer größten Feinde ist und auf der Strecke sehr gefährlich werden kann. Oft haben die Teilnehmer schon von diversen Halluzinationen berichtet, das bestätigt auch Schley: „Einer hat erzählt, er hätte die ganze Zeit einen Radfahrer neben sich gesehen. Die Musher tauschen sich auch untereinander darüber aus, so nach dem Motto ‚Na, was hast du denn so gesehen?’ Das kann auch ganz lustig sein.“

Auf der anderen Seite sagt Schley: „Halluzinieren ist deshalb gefährlich, weil es zum Beispiel passieren könnte, dass jemand ein Bett halluziniert. Es kann dann sein, dass sich der Teilnehmer auszieht und hinlegt, was bei minus 40 Grad nicht so super ist.“ Am meisten hätten die Musher aber Angst vor den Wildtieren. Manche wurden zum Beispiel schon von Wölfen verfolgt.

„Ich friere eigentlich immer“, sagt Kerstin Schley lachend. „Ich bin auch die Erste, die ruft, dass mal bitte jemand das Fenster schließen soll, weil mir kalt ist. Deshalb lachen mich auch immer alle aus, wenn sie hören, dass ich freiwillig bei minus 30 Grad durch die Gegend laufe. Aber es gibt da entscheidende Unterschiede. Die Kälte dort ist trocken und nicht so feucht wie hier bei uns in Deutschland.“

Schley weiß mittlerweile, wie man mit den Temperaturen klar kommt: „Außerdem zieht man sich dementsprechend an. Mit drei bis vier weiteren Schichten unter der Skihose, beheizbaren Socken und Wärmepads in den Handschuhen fühlt man sich zwar wie ein Michelinmännchen, aber kalt ist einem kaum.“

Kerstin Schley hatte direkt am Anfang großes Glück – sie durfte 1,5 Meilen bei der Teilnehmerin Olivia Shank auf dem Schlitten mitfahren. Zufällig fand sie dann noch heraus, dass Shanks Großvater einer der Gründer des Yukon Quest ist und Olivias Ehemann schon zwei Mal bei dem Rennen als Gewinner ins Ziel gekommen ist.

Mit Olivia Shank hat Schley immer noch Kontakt. Generell würde sie außerdem jedem empfehlen, dieses Ereignis mal mitzuerleben: „Die einzige Schwierigkeit ist halt die Kälte. Damit muss man eben umgehen können.“

Beim nächsten Yukon Quest möchte Kerstin Schley wieder mit dabei sein, diesmal dann von der kanadischen Seite aus.