Düsseldorfer Schauspielhaus Empörung über Geisels Theaterpläne
Eine Welle der Entrüstung schwappt durch die Stadt — weil sich OB Geisel für das Schauspielhaus auch eine andere Nutzung vorstellen kann.
Düsseldorf. So viel Prügel ist selten. Oberbürgermeister Thomas Geisel spielte am Wochenende den vorsorgenden Finanzchef und fragte, ob die Stadt wirklich wieder viele Millionen Euro in die Sanierung des Schauspielhauses stecken solle. Das brachte ihm Hohn von der CDU und von seinem Koalitionspartner FDP. Als er aber nachschob, man könne den Theaterbau doch auch anders nutzen, etwa für ein Konferenzzentrum (die WZ berichtete), brach eine Welle der Empörung los. Dass die Opposition ihm vorwirft, er sei von allen guten Geistern verlassen, dürfte Geisel nicht überraschen. Aber dass es nun selbst aus der eigenen Partei massive Kritik gibt, müsste ihm zu denken geben.
Philipp Tacer, SPD-Ratsherr und Mitglied im Aufsichtsrat des Schauspielhauses, lobt den „wunderschönen“ Pfau-Bau als eine überzeugende architektonische, städtebauliche Lösung. Diese Meinung werde weltweit geteilt, sonst hätte sich nicht Microsoft als einer der größten Konzerne der Welt dafür entschieden, dieses Motiv als Hintergrundbild auf allen Window-PCs anzubieten.
Er erinnert daran, dass sich die SPD (vergeblich) gegen den Abriss des Tausendfüßlers und gegen ein neues Luxus-Kaufhaus gestellt hatte. Jetzt erklärt Tacer: „Wir wollen keine Innenstadt, in der nur Kommerz regiert. Die Kultur hat hier ihren festen Platz, auch wenn man sparen muss.“ Er möchte auch keine spekulativen Zahlen über irgendwelche Sanierungs-Summen, sondern eine Auskunft von Fachleuten.
Der Fraktionssprecher der Grünen, Norbert Czerwinski, nennt ein Kongresszentrum im denkmalgeschützten Schauspielhaus „absurd“. Das Schauspielhaus sei ein „intellektueller Hotspot“. Dass die Sanierung teurer wird als erwartet, sei ärgerlich. „Das hätte man sinnigerweise alles vorher wissen müssen.“ Aber es führe kein Weg daran vorbei. Czerwinski: „Ich möchte, dass es zum 50. Jahrestag 2020 wieder erstrahlt.“
CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen mault, man habe schon viele Oberbürgermeister gehabt, die nicht besonders kulturaffin waren. Aber so ein „Kulturbanause“ sei selten. Es sei eine „bodenlose Unverschämtheit“, das Schauspielhaus schließen und ein beispielsweise ein Kongresszentrum daraus machen zu wollen. Conzen: „Da kommt mir die Galle hoch.“
Auch Besucher der gestrigen Vorstellung im Theaterzelt sind entsetzt von der Diskussion. „Das Schauspielhaus soll auf jeden Fall so bleiben, wie es von Anfang an war“, sagt Gudrun Schmitz. Sie ist mit ihrem Mann seit 1972 Abonnentin. „Man hat extra einen neuen Intendant geholt — wenn er gewusst hätte, dass so eine Diskussion entsteht, wäre er sicher nicht gekommen.“ Auch Eva Schneehorst-Pfeifer schockieren die Ideen: „Man hätte viel früher handeln müssen. Wenn es jetzt viel zu sanieren gibt, dann muss man eben das Geld investieren — und zwar so, dass so schnell nichts mehr marode wird. Das Haus hat internationalen Rang.“ Bernhard Fleer denkt ähnlich. „Das Gebäude ist architektonisch und geschichtlich als Theater von großer Bedeutung. Daher muss es erhalten werden.“
Deutliche Worte finden auch die Erben von Schauspielhaus-Architekt Bernhard Pfau. Im Namen der Familie sagte Sprecherin Melanie Plaizier: „Man sollte nicht das Schauspielhaus zur Disposition stellen, sondern Herrn Geisel mit seinen Ansichten.“