Düsseldorf Endlich in Rente, aber was dann? „Profis“ geben Tipps

Gäste des Zentrums Plus der Awo erzählen, wie sie mit der vielen freien Zeit umgehen.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Solange es noch selbstverständlich ist, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, scheint die Aussicht auf jede Menge Freizeit recht verlockend. Die Realität sieht oft anders aus. Nicht selten wissen frischgebackene Rentner erst einmal so gar nichts mit sich anzufangen. „Der Kontakt zu den Arbeitskollegen bricht ab, die alten Freunde sterben langsam weg.

Man rutscht leicht in die Einsamkeit“, sagt Inge Wehrmeister vom Zentrum Plus der Arbeiterwohlfahrt an der Siegstraße. Wichtig sei deshalb, sich frühzeitig um eine Beschäftigung zu kümmern. Das kann ein Ehrenamt, eine Mitgliedschaft im Sportverein oder eben ein Besuch des Zentrums Plus sein, wo man „Menschen mit ähnlichen Interessen treffen kann“.

Insofern hat Karin Köhn-Rommel (69) alles richtig gemacht. „Ich habe das Ende meiner Berufszeit sehr genau geplant.“ Früher war Köhn-Rommel in der Werbung tätig. Heute arbeitet sie am Magazin ImPuls des Zentrums Plus in Unterbilk mit, ist zugleich Leihoma und fühlt sich „pudelwohl“. Auch Angelika Lindloff (70) rät Menschen, die in den Ruhestand gehen, aktiv zu bleiben: „Ich selbst konnte mir nie vorstellen, zu Hause zu sitzen und die Wohnung zu pflegen.“

Gerhard Bast (71) hat am Anfang seines Rentnerdaseins alle Dinge gemacht, die er immer schon machen wollte. „Ich bin zum Beispiel zum Braunkohleabbaugebiet gefahren und habe mir dort einen Sonnenaufgang angesehen“, erzählt er. Dass sei zwar nicht so doll gewesen, wie er sich das immer vorgestellt habe, „aber ich habe es gemacht“. In ein Loch sei er nach Ende des Berufslebens nicht gefallen, „aber die Verwandtschaft sah das ein wenig anders.“ Irgendwann landete auch Bast im Zentrum Plus, wo er unter anderem Fotos für ImPuls schießt. „Ich habe dort ein Stück Heimat gefunden.“

Fotograf Gerd Spans musste nach einem schweren Schlaganfall frühzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden. Eine schlimme Zeit für ihn und seine Frau. Doch Spans gab nicht auf, kniete sich schließlich mit derselben Energie wie früher in die Arbeit, ins Renterdasein. „Ich bin Profirentner geworden“, sagt er von sich selbst. Heute fotografiert Spans viel im Stadtteil oder schreibt Geschichten — und fühlt sich gut. Trotzdem würde er niemandem raten, , früher in den Ruhestand zu gehen als nötig. „Es ist immer besser, noch einen Job zu haben“, sagt der 77-Jährige.