IHK Erfinderlabor: Wie das Handwerk das Internet der Dinge nutzen will
Gemeinsam mit Programmierern haben Handwerker neue Innovationen mit Sensorentechnik entwickelt.
Wenn eine Heizung in einem großen Gebäude ausfällt, zum Beispiel in einem Altersheim, kann es oft lange dauern, bis der Schaden behoben ist. Der Handwerker kann erst eingreifen, wenn der Schaden bemerkt ist. Wenn dann die richtigen Ersatzteile nicht vorhanden sind, bleibt es länger kalt als nötig.
Dieses Problem hat auch Christian Klemm gesehen. Der 42-jährige Installateur und Heizungsbauer ist Geschäftsführer bei Niepmann GmbH in Düsseldorf. Er entwickelte die Idee zu einem Fernmeldesystem, das den Störfall frühzeitig erkennt und den Handwerker unmittelbar informiert. So kann der Handwerker reagieren, noch bevor der Kunde den Schaden merkt und ihn rechtzeitig beheben. „Die Handwerker können ihre Termine so besser planen und müssen nicht Feuerwehr spielen, wenn der Kunde den Schaden hat“, sagt Klemm. Das spart Zeit und Nerven. Das System kann auch bei Kälteschäden, beispielsweise bei Kühlsystemen, eingesetzt werden.
Sensorensysteme ermöglichen das Internet der Dinge
Klemms Idee ist nur eine von vielen, die am Dienstag in den Räumen der Handwerkskammer vorgestellt wurden. In einer sogenannten Hackerton, einem Erfinderlabor, haben Handwerker an zwei Tagen gemeinsam mit Programmierern der Universität Wuppertal an drahtlosen Sensorensystemen gearbeitet. Die Veranstaltung der Handwerkskammer Düsseldorf fand in dieser Form zum ersten Mal statt. Zuvor gab es schon ähnliche Veranstaltungen bei der IHK Koblenz. Das ganze Projekt stand im Zeichen des „Internet der Dinge“ (Internet of Things oder IoT), dessen Besonderheit in der Kommunikation von Gegenständen sowohl mit Personen als auch mit anderen Geräten via Internet liegt.
Digitalisierungsminister Pinkwart schaute auch vorbei
Die einzelnen Erfindungen sollen mittels Sensorensystemen vor allem Störfälle frühzeitig erkennen. Es wurden aber auch Projekte vorgestellt, die das Leben einfach etwas angenehmer gestalten sollen. So stellte eine Gruppe eine Soundscheibe mit Gestensteuerung vor. Die Scheibe mit eingebautem Lautsprecher kann beim Duschen Verwendung finden. Der Nutzer soll nur mit Handgesten die Lautstärke regulieren oder ein Lied auswählen können. Auch ein smarter Spiegel wurde vorgestellt, in den ein Bildschirm integriert ist, auf dem Videos oder Text angezeigt werden kann.
NRW-Wirtschafts- und Digitalisierungsminister Pinkwart besuchte das Erfinderlabor am Nachmittag und zeigte sich beeindruckt: „Das Potenzial fürs Handwerk, mit den Daten aus smarten Messfühlern und Drohnen mehr und zusätzlichen Nutzwert für private und gewerbliche Auftraggeber zu erzielen, ist immens.“ Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert ermunterte die teilnehmenden Firmenchefs, die auf den Weg gebrachten Neuerungen voranzutreiben, und empfahl allen Unternehmen, „die Chancen des Internets der Dinge unbedingt zu prüfen“.
Die Projekte, die vorgestellt wurden, befinden sich noch in verschiedenen Entwicklungsphasen.
Christian Klemm sieht optimistisch in die Zukunft seines Fernmeldesystems: „Dieses Jahr wird das Ding auf jeden Fall fertig.“ Erste Interessenten gäbe es auch schon. Die größte Herausforderung sei nun die Infrastruktur.
Das System soll nämlich nicht über das normale Stromnetz laufen, damit es auch noch bei Stromausfall und unabhängig vom Internet funktioniert, sondern über das Funknetz LoRaWAN (Long Range Wide Area Network), erklärt Klemm. Das werde jetzt der nächste Schritt werden.