Fahrzeug-Versteigerung: Land trennt sich von alten Schätzchen
Das Land gibt außer Dienst gestellte, gepfändete und sichergestellte Fahrzeuge ab. Heute ist es ab 8 Uhr wieder soweit.
Düsseldorf. Das erste Auto, das am frühlingshaften Mittwochmorgen unter den Hammer kommen soll, ist ein VW Golf V Variant, silberfarben, an den Türen ist auf einem blauen Klebestreifen noch leicht der Schriftzug „Bundesamt für Güterverkehr“ zu lesen. Das Startgebot liegt bei 3900 Euro.
Mit monotoner Stimme, aber routiniert nimmt Auktionator Klaus Kratz die Angebote entgegen. Bis auf 5700 Euro steigt der Preis innerhalb weniger Minuten, zuletzt hebt Eugen Sachartschenko seine Karte — und bekommt den Zuschlag. „Der ist für meine Frau“, sagt er mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck. Knapp 123 000 Kilometer hat der Diesel, der vor gut fünf Jahren erstmals zugelassen wurde, auf dem Tacho.
An jedem ersten Mittwoch im Monat versteigert die Oberfinanzdirektion des Landes in der Halle C3 an der Königsberger Straße 100 vor allem ehemalige Behördenfahrzeuge. Hinzu kommen sichergestellte und gepfändete Fahrzeuge, aber auch Erbschafts- oder Fundsachen. „Zu 90 Prozent sind das allerdings tatsächlich alte Behördenfahrzeuge“, sagt Herbert Bolten von der Oberfinanzdirektion NRW. Seit zehn Jahren ist er für die Auktionen verantwortlich. „Und grundsätzlich geht hier alles weg.“
Rund 670 Versteigerungen hat es bisher gegeben, die erste war im September 1952. Vom elektrischen Rollstuhl bis zum Porsche, vom Rasenmäher bis zur Jacht, vom ausgebrannten Unfallwagen bis zum Gefangenentransporter kam hier schon unter den Hammer, was im Land außer Dienst- oder sichergestellt, eingezogen oder beschlagnahmt wurde. Nordrhein-Westfalen ist das einzige Bundesland, das die Versteigerungen noch selbst vor Ort macht. „Das bietet sich an, da wir hier so viele Fahrzeuge so zentral haben“, sagt er.
Viele der Bieter kommen regelmäßig her, rund ein Viertel von ihnen sind professionelle Händler. Im beheizten Auktionsraum sitzen sie teilweise auf Anglerstühlen, in der Halle nebenan gibt es Kaffee und belegte Brötchen. Sachartschenko — kein Autohändler, sondern Malermeister — ist das dritte Mal aus Attendorn nach Düsseldorf gekommen. Das zweite Mal nimmt er ein Auto mit nach Hause.
Richard Jaeschke kommt dagegen schon seit zwanzig Jahren nach Düsseldorf, schätzungsweise 300 Fahrzeuge hat er hier im Laufe der Zeit ersteigert. „Ich bin schon gekommen, als die Versteigerungen noch an der Färberstraße stattfanden“, sagt der Autohändler aus Werl, der heute mit seinem Sohn Marc hier ist. Auf der ausgedruckten Versteigerungsliste haben sie sich interessante Fahrzeuge markiert.
Das erste Mal bekommen sie heute für einen Citroén 2CV, Baujahr 1985, den Zuschlag. Bei 2500 Euro lag das Mindestangebot, 5200 Euro bezahlen die Jaeschkes am Ende für die gepfändete Ente. „Mein Limit lag bei 6000 Euro“, sagt Richard Jaeschke. Im nächsten Jahr kann er den Wagen als Oldtimer zulassen.
„Dann kann ich den bestimmt für zehn-, zwölftausend Euro weiterverkaufen.“ Ob er den Wagen aber überhaupt wieder loswerden will, weiß er noch nicht. Erst einmal wollen er und sein Sohn sich auf die Suche nach einer passenden Rückbank machen, die noch fehlt. „Die holen wir uns im Internet“, sagt Marc Jaeschke.
Angebot Nummer elf auf der Liste ist ein gut acht Jahre alter Audi A8 W12 für mindestens 11 900 Euro. Ergün Celik gibt das erste Angebot ab, wird überboten, erhöht auf 12 100 Euro — und bekommt den Zuschlag. „Der hat sechs Liter Hubraum, so was kauft nicht jeder“, sagt der 35-Jährige. Auch er ist Händler und nicht zum ersten Mal hier. „Der ist top gepflegt. Und mit der Ausstattung geht der bestimmt nicht unter 15 000 Euro weg. Nur die Farbe ist natürlich etwas extravagant“, sagt er mit Blick auf den bronzefarbenen Lack.
Das durch die Auktion eingenommene Geld geht am Ende an die Dienststellen, von denen auch das jeweilige Fahrzeug kommt. Und manchmal gibt es sogar mehr als zuvor erwartet. „Hier werden teilweise Preise erzielt, da schlackerst du mit den Ohren“, sagt Bolten. „Wenn ein Gebot besonders hoch ist, merkt man das daran, dass es Applaus von den anderen Bietern gibt.“