Falschparker auf Radwegen im Visier
Diese und kommende Woche verteilt die Stadt verstärkt Knöllchen an Parksünder.
Düsseldorf. 695 Fahrradfahrer verunglückten im vorigen Jahr. Deutlich mehr als 2010, als 608 Radler bei Unfällen verletzt wurden — und auch neun Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2010.
Eine Entwicklung, auf die nicht nur die Polizei mit verstärkten Kontrollen reagiert: Das Ordnungsamt verwarnt diese und nächste Woche schwerpunktmäßig Falschparker auf Radwegen.
„Schwierig wird es gerade vor Banken, Bäckereien, Fast-Food-Restaurants“, erklärt Norbert Preiwuß, Leiter der Verkehrsüberwachung beim Ordnungsamt. Die Autofahrer argumentierten, sie hätten ja nur kurz gehalten. „Aber die Stehzeiten addieren sich schnell. Und Radfahrer brauchen nun einmal auch ihren Raum“, sagt Preiwuß.
Im gesamten Jahr 2011 verteilten seine Mitarbeiter 4761 Knöllchen an Falschparker auf Radwegen oder kombinierten Geh- und Radwegen. Allein während der zweiwöchigen Schwerpunktaktion, die im Frühjahr 2011 stattfand, waren es 289 — sechs Autos wurden abgeschleppt.
Im Rahmen der Aktion ist Monika Wimmer von der Verkehrsüberwachung am Mittwoch an der Steinstraße im Einsatz. „Hier ist es enorm“, sagt sie. Dabei hat ein tragischer Unfall dort vor anderthalb Jahren deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass Autofahrer auf Radler achten: Ein Lkw-Fahrer wollte im Juni 2010 von der Steinstraße in die Kö abbiegen. Dabei übersah der Mann einen 64-jährigen Radler. Er wurde überrollt und lebensgefährlich verletzt, er verlor ein Bein.
Das erste Knöllchen von Monika Wimmer an diesem Tag kassiert ein Autofahrer, der seinen Wagen auf der Spur Richtung Berliner Allee abgestellt hat — mitten auf dem Radweg. Der Mann reagiert zerknirscht, als Wimmer ihm bei seiner Rückkehr das Schreiben in die Hand drückt.
„Da vorne ist eine Baustelle, der Radweg ist doch eh blockiert. Sonst hätte ich das nicht gemacht.“ 15 Euro muss er trotzdem zahlen — immerhin gilt auf dieser Seite der Straße zu allem Überfluss noch absolutes Halteverbot.
Innerhalb weniger Minuten erwischt Monika Wimmer gleich mehrere Radwege-Parker. Darunter ein Audi mit Düsseldorfer Kennzeichen, der ein Knöllchen bekommt, zwei Fahrer in Mini und Benz sitzen noch in ihren Autos und fahren auf eine Geste der Kontrolleurin mit hochrotem Kopf sofort los. Sie haben Glück: Wimmer will nicht um jeden Preis verwarnen. „Das Übel ist beseitigt, der Weg wieder frei — das zählt.“
Eine Autofahrerin aus Köln reagiert genervt: „Ich habe nur kurz Unterlagen geholt.“ Monika Wimmer bleibt hart: „Und wo sollen die Radfahrer vorbei?“ Die lapidare Antwort: „Außen rum.“ Dort wird es zwischen ihrem Wagen und der Verkehrsinsel mit einem Aufzug zum U-Bahnhof allerdings schon für die anderen Autos reichlich eng.
„Viele sind einfach gedankenlos“, erklärt Norbert Preiwuß. Mit der Aktion sollen deshalb die Bedürfnisse der Radfahrer ins Bewusstsein der Autofahrer gerückt werden. „Jedes Ausweichmanöver auf die Fahrbahn ist ein Risiko“, sagt auch Polizeisprecher Jochen Schütt. „Wir begrüßen die Aktion der Stadt daher.“