Fast 1000 Fälle: Polizei kämpft gegen Gepäckdiebe
Immer öfter werden Reisende bestohlen. Die Polizei reagiert mit mehr Präsenz und verdeckter Observation.
Düsseldorf. An einem Samstag wie heute in der Ferienzeit fliegen tausende Menschen vom Düsseldorfer Flughafen aus in den Urlaub. Im Kopf Sonne und Strand — aber keinen Gedanken an Straftäter, die aus der Entspanntheit der Reisenden ihren Profit schlagen wollen. „Die Passagiere bieten so Tatgelegenheiten, die man nirgends sonst hat“, sagt Polizeisprecher Markus Niesczery (Bild 2). Immer öfter schlagen Gepäckdiebe am Airport zu. Jetzt reagiert die Polizei.
Von einer „Schwemme von Tätern“ während der Reisezeit spricht Niesczery. 2011 gab es am Flughafen 830 Anzeigen wegen Gepäckdiebstählen, 2012 waren es dann schon 969. „2013 hat sich dieser Trend fortgesetzt“, sagt Niesczery. „Wir haben festgestellt: Wenn wir nicht gegensteuern, bekommen wir noch einmal eine wesentliche Steigerung.“
Deshalb hat die Landespolizei, die für die Sicherheit im Terminal zuständig ist, im Februar ein spezielles Einsatzprojekt aufgelegt — ähnlich dem „Projekt Anstiegsdelikte“, mit dem die Polizei im Stadtgebiet schon länger unter anderem die Einbrüche bekämpft. Im Terminal sind jetzt zum einen mehr uniformierte Beamte zu sehen. „Damit erreicht man primär einen Verdrängungseffekt“, sagt der Polizeisprecher. „Wir reden hier ja von international organisierten Täterbanden.“ Das heißt: Sehen die Diebe zu viel Polizei, steigen sie ins Flugzeug und reisen zum nächsten Airport weiter, um günstigere Gelegenheiten zu suchen.
Doch das Problem anderen Städten aufzuhalsen, ist nicht das Ziel des Polizeiprojektes. Niesczery: „Nachhaltigkeit erreicht man nur durch Festnahmen, die für den Täter auch in der U-Haft enden.“ Deshalb werden ständig wechselnde Beamte in Zivil zur Observation eingesetzt. Denn: Die Täter entdecken selbst verdeckte Kräfte rasch und verziehen sich. „Es sind hochspezialisierte Täter, die arbeitsteilig vorgehen“, erklärt Markus Niesczery. „Und wir müssen sie auf frischer Tat erwischen, um eine lückenlose Beweiskette zu erreichen.“ Dennoch zeige das Projekt erste Erfolge: „Wir haben jetzt immer wieder qualifizierte Festnahmen tätigen können.“
Eng arbeitet die Landespolizei mit der Bundespolizei zusammen. Deren Beamte sind ebenfalls präsent im Terminal. Vor allem aber sind ihnen im eigenen Zuständigkeitsbereich — dem Fernbahnhof am Flughafen — in einem anderen Kriminalitätsbereich bereits große Erfolge gelungen: dem Taschendiebstahl. Rund 300 Fälle gab es an dem Bahnhof, der jeden Tag von vielen Reisenden frequentiert wird, im vergangenen Jahr. „Wir werden vermutlich keine Steigerung haben“, sagt Achim Berkenkötter von der Bundespolizeiinspektion am Airport.
Zu verdanken ist das neben der Präsenz vor allem den spezialisierten Taschendiebstahlsfahndern, die dort dauerhaft im Einsatz sind: Allein bis Mai dieses Jahres vollstreckte die Bundespolizei zehn Haftbefehle. „Wir haben zwei Gruppen fast komplett zerschlagen, die hier für viele Taten verantwortlich waren — auch dank der guten Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft“, erklärt Berkenkötter. Nur so könne man die Tatzahlen nachhaltig senken.
“ Reportage, Kommentar: S. 18