Feministischer Energie-Riegel Tice im Zakk

Die Songs der Düsseldorfer Hip-Hopperin mit der souligen Stimme sind mal rau, mal gefühlvoll.

Hip-Hop made in Düsseldorf ist eine einzige Erfolgsgeschichte. Seit die Fresh Familee anno 1988 im Haus der Jugend mit dem ersten deutschsprachigen Gastarbeiterrap Geschichte schrieb, hat sich viel getan. The Landeshauptstadt bietet inzwischen die ganze Bandbreite zwischen dem punkigen Antifa-Hip-Hop der Antilopen Gang und dem bildungsfernen Muskulaturbuden-Gangsta-Rap von Farid Bang & Kollegah(s).

Neben diesen Nummer- 1-Hits-Verbuchern zeigt sich aber auch im Underground großes Potential. Da ist der ironische Japaner Blumio, der Fortuna-Flower JayJay, die Antigangsta-Rapper CiS und Theo aber vor allen die äußerst talentierte Tice. Markenzeichen: Asi-Dutt und volltätowierter linker Arm. Sie kommt wie ein Teeny daher, aber wenn sie ihre herbe Stimme aktiviert, merkt man(n), dass er es mit einer 32-jährigen Frau zu tun hat, die Höhen und vor allem Tiefen gelebt hat und keine Tränen vergießt.

Als Hatice wird sie 1985 in Ankara geboren, wächst als Tochter türkischer Gastarbeiter in einer Hochhaussiedlung von Velbert-Langenberg auf, siedelt aber noch vor der Volljährigkeit nach Düsseldorf um. Auch hier muss sie sich durchkämpfen.

Sie schreibt erregte Texte, lebt ihr (Liebes-)Leben, verliert den Halt, rappelt sich wieder auf und kommt aus allen Krisen gestärkt hervor. „Rap ist für mich der beste Psychiater. Das Schreiben könnte ich sogar mit einer Verhaltenstherapie gleichsetzen. Es ist für mich ein Ventil, womit ich alle meine Emotionen rauslassen kann. Früher war ich deutlich aggressiver. Was für andere der Boxsack ist, sind für mich Stift und Papier“, erklärt sie im Gespräch mit dem Online-Magazin BB21.

Tices Texte entspringen einer verletzten Seele. Mal sind sie gefühlvoll zerbrechlich („Bis auf den Grund“), dann wieder kämpferisch roh, („Die Nacht und ich“), oft auch beides gleichzeitig. Ihre Lieder sind Prismen aus Zartheit und Brutalität. Ambivalenz ist ihr Lebensgefühl. In ihren Songs geht um Nähe und Fremdheit, um Stärke und Schwäche. Tice ist gesegnet mit einer sicheren, dunklen und soulvollen Stimme, die sie durch allerlei Rauchwaren und Whiskey noch rauer werden ließ sowie mit einem Produzenten, der ihr sparsam eingesetzte, aber exzellente Sounds auf den zierlichen Leib schneidert.

Es existieren zwei CD-E.P.´s, einige Videos und zig Tracks online. Ihr stärkster Song „Baklava“ eröffnet auch die krude betitelte CD-Kompilation „New. Heimat. Sounds. Düsseldorf. 2017“, auf der sämtliche Citybeats-Sieger und weitere Newcomer aller Sparten versammelt sind. Süß wie Baklava, scharf wie Acl ezme: Wer Tices Lust an der Ambivalenz live erleben will, kann das bereits heute Abend im Zakk tun. Der feministische Energie-Riegel spielt als Support ihrer Berliner Schwester im Geiste Sookee. Einlass ab 19.30 Uhr.

www.tice-rap.de