Fit für den Kampf gegen die Flammen

Erstes Brandschutzseminar der Feuerwehr für Blinde und Sehbehinderte.

Düsseldorf. Acht Jahre ist es her, da fing ihre Küche Feuer. Helga Hermanns hatte vergessen, die Herdplatte auszustellen und bemerkte das Versäumnis zu spät — denn die Düsseldorferin verfügt nur noch über zwei Prozent ihrer Sehkraft.

Während ein solcher Wohnungsbrand schon für sehende Menschen ein Schock ist, welche die Flammen und deren Ausmaß zumindest gleich erkennen können, so stellt er Blinde und Sehbehinderte vor eine ganz andere Herausforderung.

Den Umgang mit dieser Situation erlernten 25 Mitglieder des Allgemeinen Blindenvereins am Samstag im Rahmen der ersten Brandschutz-Ausbildung der Feuerwehr für Blinde und Sehbehinderte in der Feuerwache Quirinstraße.

„Das Programm ist kein stumpfer Unterricht“, sagt Oliver Schulz, stellvertretender Wachvorsteher der Wache Quirinstraße. „Die Menschen sollen Feuer und Feuerwehr begreifen können.“

Daher sei die Schulung so gestaltet worden, dass es den Teilnehmern viel Raum lässt, um selbst Hand an Notfallkoffer und Equipment zu legen, um das Knistern eines brennenden Feuers mit den eigenen Ohren wahrzunehmen und dieses auch selbstständig zu löschen. „Es ist wichtig, dass sie das Ganze erleben.“

Regina Schmeing hat das Feuerlöschen bereits ausprobiert, erst mit einer Decke, dann mit einem Feuerlöscher. Jetzt tastet sie vorsichtig alle Utensilien ab, die sich in einem Notfallkoffer befinden.

Die Finger der 61-Jährigen wandern über Beatmungsmasken, Mullbinden und Ohrenthermometer. Feuerwehrmann Patrick Raukes erläutert geduldig die Funktion eines jeden Gegenstandes. „Man hört immerzu von Atemmasken und Feuerwehrschläuchen, kann sich aber nichts darunter vorstellen“, findet Schmeing. „Jetzt ist vieles klarer.“

Wieso eine Aktion, die auch blinde Menschen auf den Kontakt mit Feuer und Einsatzkräften vorbereiten soll, erst jetzt ins Leben gerufen wird, ist den Beamten selbst nicht ganz klar.

„Man hat immer daran gedacht, die Idee aber nicht weiter verfolgt“, erläutert Schulz. Fakt sei, dass in diesem Bereich bislang zu wenig getan wurde. Bei dem Pilotprojekt am Samstag werde es dementsprechend nicht bleiben: Geplant sei, die Aktion künftig zweimal pro Jahr anzubieten.

Auch Helga Hermanns, Vorsitzende des Allgemeinen Blindenvereins, befürwortet das. Die Schulung hält sie gerade vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen nicht nur für hochinteressant, sondern auch äußert sinnvoll. „Es ist toll, das alles einmal auszuprobieren. Ich fühle mich jetzt sicherer.“