Düsseldorf Flüchtlingsberaterin erfährt viel Unterstützung in Oberbilk
Dorothee Großkraumbach koordiniert den Alltag und Ämtergänge von 154 Menschen in der Unterkunft an der Moskauer Straße.
Düsseldorf. Es ist ruhig an diesem sonnigen Morgen in der Flüchtlingsunterkunft an der Moskauer Straße. Kaum jemand hält sich auf dem Außengelände auf. Ein schlichtes Büro im Container ist in dieser Modulbauanlage der Arbeitsplatz von Dorothee Großkraumbach. Die Angestellte des Deutschen Roten Kreuzes ist seit Eröffnung der Anlage Anfang November leitende Flüchtlingsberaterin für die hier lebenden 154 Menschen.
Mehr als 40 Prozent kommen aus Albanien. Einige von ihnen sprechen Italienisch. Da fällt Großkraumbach die Beratung leicht. Sie spricht die Sprache fließend. Die diplomierte Soziologin mit Schwerpunkt Migrationssoziologie hat in Rom studiert und später dort sieben Jahre gelebt. Schon in der italienischen Hauptstadt hat sie mit Flüchtlingen und mit Zwangsprostituierten gearbeitet.
Großkraumbach betont jedoch: „Wenn es eben geht, spreche ich hier mit den Flüchtlingen Deutsch.“ Viele würden schon einiges verstehen. „Gerade die Menschen aus dem arabisch-persisch Sprachraum besuchen die Deutschkurse und organisieren sich gut“, sagt sie.
Großkraumbach spricht von einer homogenen Gruppe. Viele kamen aus einer provisorischen Unterkunft in Holthausen. Doch in Oberbilk müssen sich die Menschen selbst verpflegen. „Das ist eine Herausforderung für sie“, stellt die DRK-Frau fest. So gab es Startersets mit Hausrat- und Hygieneartikeln ebenso wie Zettel mit den Adressen von günstigen Geschäften und Discountern in der Nähe.
Dorothee Großkraumbach, Sozialberaterin in der Flüchtlingsunterkunft Moskauer Straße
Ob Institutionen wie das Tanzhaus NRW oder Oberbilker Bürger, sie alle spendeten Töpfe und weitere Haushaltsartikel. Großkraumbach ist begeistert, kann aber aus Platzgründen nichts mehr annehmen. Doch es sind nicht nur Sachspenden, die angeboten werden. Die Sozialberaterin erfährt sehr viel Hilfe aus dem Stadtteil.
Da sind einzelne Ehrenamtler, die beispielsweise den Gruppenraum der Anlage mit einer Kinderspielecke bestückt haben. Oder eine Frau, die im neuen Jahr ein Müttercafé in der Unterkunft anbieten will. Neu ist auch ein Fitnessabend im angrenzenden IHZ-Park. Gute Kontakte gibt es zu Familientreffs und Jugendeinrichtungen sowie zum Lessing-Gymnasium. Das möchte den Kindern nachmittags Sportkurse anbieten. Lehrer haben sich zudem bereiterklärt, den Schülern Nachhilfe in Deutsch und Mathe zu geben.
Dorothee Großkraumbach weiß dieses Engagement zu schätzen. Die Mutter von zweijährigen Zwillingen hat in ihrer Elternzeit selbst ehrenamtlich beim DRK mit Flüchtlingen an der Lacombletstraße gearbeitet. Nun baut sie für „ihre“ Unterkunft ein Netzwerk auf, stellt aber fest: „Es soll kein Druck entstehen, wir können den Flüchtlingen nur Angebote machen.“
Auch wenn es bislang an der Moskauer Straße keine größeren Zwischenfälle gab, ist die Arbeit für die Beraterin nicht immer einfach. Man werde natürlich mit den Schicksalen der Menschen konfrontiert. Und in dem Moment, in dem sie das sagt, wird es lauter vor ihrer Bürotür: Ein Albaner hat in der Nacht seine beiden Geschwister, die plötzlich in Düseldorf waren, in seinem Zimmer aufgenommen. Das ist verboten. Die Polizei ist vor Ort, muss die Personalien der so genannten Fremdschläfer aufnehmen.
Dorothee Großkraumbach vermittelt pragmatisch. Sie erklärt dem Albaner, dass dies eine ernste Angelegenheit sei. Doch sie gibt ihm auch Hoffnung. Seine Familie sei bislang nicht aufgefallen, habe sich gut in der Unterkunft integriert. Man müsse sich hier aber an die Regeln halten. Die Sozialberaterin spricht sachlich, bleibt dabei freundlich. Man glaubt es ihr, wenn sie für die Flüchtlingsunterkunft an der Moskauer Straße feststellt: „Die Leute fühlen sich hier wohl.“