Düsseldorf Flüchtlingsheim: Brand aus Frust über das Essen gelegt?
Zwei Bewohner sollen die Halle in Düsseldorf angesteckt haben. Gestanden haben sie bisher nicht. Zeugen wollen die Tat beobachtet haben.
Düsseldorf. Was die Ermittler der Düsseldorfer Kripo 24 Stunden nach dem verheerenden Brand in der Flüchtlingsunterkunft neben der Messe herausbekommen haben, klingt unglaublich. Demnach soll sich eine Gruppe Männer — selbst Muslime, die sich aber nicht an den Fastenmonat Ramadan halten — über das mit Rücksicht auf die vielen fastenden Muslime reduzierte Mittagessen aufgeregt haben. Zeugenaussagen zufolge drohten sie damit, die Unterkunft abzufackeln. Kurz darauf stand sie lichterloh in Flammen. Acht Männer hatte die Kripo noch am Dienstag festgenommen und verhört. Vier bis fünf von ihnen gehören laut Kriminaldirektor Dietmar Kneib zu einer Gruppe, die schon länger unzufrieden mit der Unterbringung in der ehemaligen Lagerhalle der Messe ist. „Es gab eine Vorgeschichte“, erklärt Kneib. Konflikte, auch versuchte Brandstiftungen. Am Dienstagmittag bei der Essensausgabe soll es dann zu einem Streit gekommen sein, weil den Männern das Angebot nicht ausreichte. Zeugen berichten, dass einer im Anschluss eine brennbare Flüssigkeit — möglicherweise Spirituosen — über eine Matratze schüttete und sie anzündete.
Verdächtige hatten vor dem Brand schon ihre Taschen gepackt
Zwei Männer sollen wegen des Verdachts auf besonders schwere Brandstiftung in Untersuchungshaft. Obwohl in der Halle zur Tatzeit auch Menschen schliefen, wertet die Staatsanwaltschaft die Tat nicht als versuchten Mord. „Für die anderen ist die Entlassung beantragt“, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück. Einige gelten zwar als Mitwisser — einer ist wegen Taschendiebstählen und anderen Vergehen als Intensivtäter bekannt. Aber nicht als Mittäter. Hinter Gittern sitzen daher vorläufig nur zwei angeblich 26-jährige Nordafrikaner. „Gesichert ist das nicht zweifelsfrei“, so Herrenbrück. Die Männer hatten sich als Syrer und Iraker ausgegeben — was sich im Verhör als Erfindung entpuppte. Es soll sich um den Brandstifter und den Rädelsführer der Gruppe handeln.
Beide waren wegen ihres verdächtigen Verhaltens am Einsatzort aufgefallen — auch, weil sie im Gegensatz zu den vom Feuer überraschten Flüchtlingen gepackte Taschen bei sich hatten. Gestanden haben sie bei der Polizei bislang nicht. Wütend reagiert Olaf Lehne, Vorsitzender des Düsseldorfer DRK, das die Halle betrieb, auf die Ermittlungsergebnisse. „Wir versuchen, auf alles Rücksicht zu nehmen“, erklärt er gegenüber unserer Zeitung. „Aber wir sind kein Hotelbetrieb!“ Er habe „null Verständnis“ für die Täter, die den Tod vieler Menschen wegen einer Lappalie in Kauf genommen hätten. Sozialen Sprengstoff gab es unter den 282 Männern — Christen und Muslime — in der Riesenhalle bereits zuvor reichlich. Die Polizei rückte in diesem Jahr zu 89 Einsätzen dorthin aus — darunter 15 Körperverletzungen und vier versuchte Brandstiftungen. Die Zusammensetzung der Bewohnerschaft, die fehlende Privatsphäre — es sind Probleme, die der Düsseldorfer Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch bewusst sind: „Wir wollen diese Art der Unterbringung nicht nutzen. Aber wir müssen.“ Allein im Mai habe die Stadt 770 Menschen neu aufnehmen müssen.