Düsseldorf Fluggastkontrollen: „Die Sorgfalt bleibt auf der Strecke“
Bei den Sicherheitsschleusen gibt es weiterhin Personalengpässe. Doch die Firma Kötter leugnet das Problem. Und die Bundespolizei sanktioniert es nicht — seit neun Monaten.
Düsseldorf. Das ist schon ein starkes Stück: Seit sage und schreibe neun Monaten gibt es an den Sicherheitsschleusen des Flughafens erhebliche Personalengpässe. In der Spitze fehlten bis zu 150 Mitarbeiter am Tag. Bei einem Krisentreffen mit allen Beteiligten im Juli soll die beauftragte Sicherheitsfirma Kötter zugesagt haben, 150 neue Mitarbeiter einzustellen. Doch nach Angaben der Gewerkschaft Verdi fehlen aktuell immer noch 90 Kräfte.
Dass es an den Kontrollstellen trotzdem nur selten zu längeren Wartezeiten kommt, liegt auch daran, dass der Flughafen flexibel agiert: Bei Engpässen werden Passagiere über andere Terminals umgeleitet. Auch kann es sein, dass Flugzeuge andere Gates als geplant ansteuern. Was freilich kein Dauerzustand sein kann. Doch Kötter leugnet das Problem. In einer aktuellen Pressemitteilung heißt es: „Die Fluggast- und Gepäckkontrollen an den Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn laufen — auch nach jüngsten Feststellungen unseres Auftraggebers Bundespolizei — planmäßig.“
Mit dieser Sichtweise steht das Unternehmen allerdings allein da. Laut Express beklagt die Gewerkschaft der Polizei, dass wegen des Personalmangels „die Sorgfalt auf der Strecke bleibt“. Und die Bundespolizei teilt mit, sie gehe davon aus, dass Kötter alles tue, um die Personalsituation zu verbessern. „Das Problem scheint nicht gelöst zu sein“, sagt auch Flughafensprecher Christian Hinkel.
Doch warum tut sich Kötter so schwer damit, neues Personal zu finden? „Weil man kein Geld für die Ausbildung neuer Mitarbeitern in die Hand nimmt“, sagt Özay Tarim von Verdi. Kötter stelle nur Leute ein, die vorher arbeitslos waren und einen Bildungsgutschein von der Arbeitsagentur bekommen. „Hier wird ein an sich gutes Instrument missbraucht“, sagt Tarim. Sein Vorwurf: Kötter verdient an jeder Ausbildung mit, denn die findet in der hauseigenen Kötter-Akademie statt. Die Preise sind nicht ohne: Eine Ausbildung zum Luftsicherheitsassistent kostet — wenn sie von der Arbeitsagentur finanziert wird — fast 3000 Euro. Für externe Dritte bislang sogar fast 4000 Euro. Kötter will sich auf Anfrage dazu nicht äußern.
Auch Klüh, am Düsseldorfer Flughafen für die Personal- und Warenkontrollen zuständig, lässt die Ausbildung neuer Mitarbeiter laut Verdi vielfach durch Bildungsgutscheine finanzieren. Es gebe einen regelrechten „Drehtüreffekt“, beklagt Tarim. Neue Mitarbeiter würden oft nur befristet eingestellt — und nach Ablauf der Zeit durch frisch ausgebildete Leute ersetzt. Tarim: „Der Vorteil für den Arbeitgeber ist, dass die befristet Angestellten in der Regel seltener krank sind, weil sie auf eine Anschlussbeschäftigung hoffen. Außerdem haben sie weniger Urlaub.“ Er fordert: „Es muss Schluss sein mit diesen prekären Arbeitsbedingungen.“
Doch die Auftraggeber halten sich mit entsprechenden Vorgaben vornehm zurück. Der Flughafen teilt nur mit, er habe keinen Einblick in die Vertragslaufzeiten und Dienstzeiten einzelner Klüh-Mitarbeiter. Und die Bundespolizei hat die seit neun Monaten dauernde Unterbesetzung bei Kötter bis heute nicht sanktioniert. Es gebe kein „vorwerfbares Verhalten“, teilte das zuständige Beschaffungsamt vier Wochen nach einer entsprechenden WZ-Anfrage mit.