Düsseldorf Forscher kämpft um Doktortitel
Düsseldorf. Für Malte S. war es eine Herzensangelegenheit. Durch Zufall war der Historiker an ein Privat-Archiv gekommen, das sich mit dem Sklavenhandel Ende des 17. Jahrhunderts befasste.
Das war der Anstoß für eine 500 Seiten lange Doktorarbeit, die der Forscher 2011 vorlegte. Fünf Jahre später bekam er Post von der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität. Der Doktortitel wurde ihm wieder aberkannt, weil er Zitate anderer Wissenschaftler nicht ausreichend gekennzeichnet haben soll. Dagegen wehrt sich Malte S. seit gestern vor dem Verwaltungsgericht.
„Ich bin aktiv im Arbeitskreis historischer Schiffbau. Durch ein Mitglied bekam ich Zugang zu einem Privatarchiv“, schilderte der Historiker. Daraus wurde die Dissertation „Koloniale Experimente. Der Sklavenhandel Brandburg-Preußens im transatlantischen Raum 1668 bis 1718“. Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten dazu stammen noch aus der Kaiserzeit: „Ich wollte das Thema neu einordnen.“
Das hat Malte S. dann auch getan. Allerdings soll er pro Seite etwa drei bis fünf Zitate verwendet haben, die nicht immer korrekt gekennzeichnet waren. Außerdem soll er Textpassagen anderer Wissenschaftler nur geringförmig umgestellt oder oberflächlich umformuliert haben. Malte S. bestreitet, vorsätzlich gehandelt zu haben.
Ein anderer Historiker, der sein geistiges Eigentum in der Doktorarbeit wiedergefunden haben will, hatte Malte S. verklagt und auch die Heine-Uni informiert. Seine Klage im Zivilprozess hat der Mann inzwischen zurückgezogen. Trotzdem wurde dem 45-Jährigen der Doktortitel aberkannt. Das Urteil wird vom Verwaltungsgericht schriftlich verkündet.