No-Filter-Tour Rolling Stones in Düsseldorf: Uli sieht Jagger und seine Kollegen zum siebten Mal live
Vor dem Konzert wird klar: Die größten Rock’n’Roller der Welt sind die enormen Eintrittspreise noch wert. Zumindest den Fans, die in Düsseldorf dabei sind.
Düsseldorf. Am Nachmittag hat sich das Warten für die unzähligen Fans, die seit Stunden vor dem Hotel Breidenbacher Hof in der Düsseldorfer Innenstadt stehen, tatsächlich gelohnt. Dann steigt Frontmann Mick Jagger, 74, aus einem dunklen Van, er lächelt breit, wie nur Jagger das kann, winkt einmal, bekleidet mit Baseball-Cap, dunkler Jacke und Nike-Turnschuhen — und verschwindet schnell im Foyer. Wenig später an der Düsseldorfer Arena beginnt der Traum vieler Stones-Fans an diesem nassen Herbstabend in Düsseldorf. Die britischen Rock-Legenden faszinieren. Noch immer.
Und vielleicht auch immer ein bisschen mehr. Schließlich könnte es ja das letzte Mal sein, wie Patric aus Essen lachend vor dem Südeingang der Arena sagt. Patric hat die ultimative Stones-Familie mitgebracht: Sohn Douglas ist 13, Tochter Alanis erst 9. In der Schule in Essen hat man Verständnis, dass die Kleine am nächsten Tag etwas später kommen wird. „Die Stones“, sagt Patric, „werden auch in 30 Jahren noch ein Thema sein. Und dann kann auch meine Tochter sagen, dass sie die alten Säcke noch live gesehen hat.“
Seine Frau Anja hat der 51-Jährige mitgerissen. Sie strahlt — und freut sich „besonders auf Mick Jagger“. Natürlich. Auch Keith Richards kommt bei der kleinen Umfrage gut weg. Da nimmt die Familie aus Essen es auch hin, dass für den Familienausflug allein für die Tickets fast 1000 Euro über die Ladentheke gegangen sind. Rund 240 Euro hat ein Ticket gekostet, immer wieder kommen noch Schwarzhändler und wollen letzte Karten an die Frau oder den Mann bringen, aber es wird bis kurz vor das Konzert nicht leichter.
Die Preise fallen. Die meisten, die heute hier sind, sind zwischen 50 und 70 Jahre alt — da ist man nicht zwingend spießig, aber die Eintrittskarte liegt dann doch schon eher seit Monaten auf der heimischen Kommode. Wie bei Bernhard (63) aus Gelsenkirchen und Sohn Kamil, Englischlehrer aus Gelsenkirchen. Was im Fußball nicht geht, schaffen die Stones: Blau-Weiß und Schwarz-Gelb zusammen im Stadion, vereint in der Zuneigung zu den Stones. „Das ist meine Jugend“, sagt Bernhard, und die Augen leuchten. Zusammen waren die beiden auch schon vor drei Jahren beim Stones-Konzert in Düsseldorf. Seither sind die Karten noch einmal rund 75 Euro pro Ticket teurer geworden. Die Stones werden immer teurer, sagt einer, aber „nicht immer besser“. Besonders gut kommt dieser Zwischenruf nicht bei vielen von denen an, die meistens in zivil kommen.
Hin und wieder tragen sie auch die berühmte Stones-Zunge auf dem Shirt. Wie Uli (58) aus Issum am Niederrhein. Zum siebten Mal sieht er Jagger und seine Bandkollegen Richards, Ron Wood und Charlie Watts. Zum ersten Mal 1995 in Hockenheim, dann in Stuttgart, Köln und Oberhausen („damals mit ACDC, ein Wahnsinnskonzert“) und jetzt zum dritten Mal in Düsseldorf. Er hat im Internet bereits diverse Konzertmitschnitte gesehen, kürzlich hat er sich die DVD vom Havanna-Konzert gekauft. „Es wird Bombe“, sagt er und kauft sich am Merchandise-Stand gleich noch mal ein Shirt. Wieder die Zunge, natürlich.
Brigitte und Michael (beide 65) sehen die Stones zum ersten Mal, sie kommen aus Leipzig, leben jetzt in Fulda. „Früher haben wir sie verbotenerweise gehört, jetzt sehe ich sie endlich“, sagt Brigitte. Und Wolfgang (66) ist mit Tochter Franziska (31) aus Leverkusen gekommen. In seiner Band „St. Etienne“ spielen sie seit Jahrzehnten die Stones-Klassiker, der Gitarrist ist voller Vorfreude, die Tochter feiert noch in der Nacht ihren Geburtstag. Das wird ein runder Abend, der mit „Sympathy for the Devil“ beginnt und wie fast immer auf dieser Tour wohl nach rund 20 bis 22 Songs enden wird.
“ Einen ausführlichen Konzertbericht lesen Sie am Mittwoch in der Printausgabe der Westdeutschen Zeitung.