Düsseldorf Frachter kracht in Passagierschiff: 180 Passagiere sitzen fest

Düsseldorf. Gustau Nacarino kann schon wieder scherzen: „Ich war gerade aufs Oberdeck gegangen, um ein paar Fotos zu machen bei eurem tollen deutschen Sonnenschein“, erzählt er. Tatsächlich nieselte es am Montagmorgen aus einem dunkelgrauen Himmel, als der Spanier gegen 10.20 Uhr allein auf dem Oberdeck der „Astrid“ stand, um vom Rhein aus im Vorüberfahren ein paar Bilder von Düsseldorf zu machen.

Foto: Gustau Nacarino

Plötzlich sah er, wie ein Frachtschiff seinen Kurs änderte und genau auf das Schiff zusteuerte, auf dem er selber stand.

Nacarino, von Beruf Fotograf, richtete sofort das Objektiv in die Richtung, umgriff seine Kamera fest und hakte sich mit einem Arm an der Rehling ein. Dann löste er aus, sooft es ging. Und stellte später der WZ seine Fotos zur Verfügung.

Düsseldorf: Verletzte bei Schiffskollision auf dem Rhein
18 Bilder

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Der Unfall wirkte auf Nacarino abwegig, der Frachter sei kurz vorher noch auf ganz normalem Kurs gewesen. Was er nicht wissen konnte: An dem Güterschiff war offenbar in dem Moment ein Teil der Steuerung ausgefallen. Gegenüber der Wasserschutzpolizei sagte der Kapitän hinterher, das so genannte Bugstrahlruder habe plötzlich nicht mehr funktioniert.

Es unterstützt das Hauptruder am Heck durch einen starken seitlichen Wasserstrahl bei Kurvenfahrten. Durch den plötzlichen Ausfall ist das Schiff fast ruckartig vom Kurs abgekommen. Nach dem Zusammenstoß hätte es fast ein zweites Mal gekracht. Der Frachter verfehlte ein passierendes Güterschiff nur knapp.

Auf der „Astrid“ befanden sich rund 180 Passagiere aus Spanien. Fernando Cubillo erlebte den Moment in seiner Kabine. Der Fahrgast machte gerade mit seiner Frau Gymnastikübungen, als er von dem Aufprall umgeworfen wurde. Glücklicherweise landete er weich auf dem Bett, seiner Frau gelang es gerade noch, sich auf den Beinen zu halten. „Wir wussten im ersten Moment überhaupt nicht, was passiert ist“, erzählte das Paar aus Madrid hinterher. Im Zimmer gingen einige Gläser zu Bruch, auch der Fernsehapparat landete auf dem Boden.

Andere Passagiere hatten weniger Glück, viele stürzten durch die Wucht des Aufpralls. Drei von ihnen mussten mit Verdacht auf Knochenbrüche ins Krankenhaus gebracht werden. Acht weitere kamen mit leichten Verletzungen davon: Schürfungen und Prellungen.

Die Gruppe war von Amsterdam nach Basel unterwegs. Das Schiff mit dem stark eingedrückten Bug wurde zunächst festgesetzt und von Experten begutachtet.

Am Nachmittag durfte es seine Fahrt fortsetzen, Ziel: eine Reparaturwerkstatt in Köln. Der Frachter wurde unterdessen in den Neusser Hafen gebracht, er hatte ein Leck am Bug und muss repariert werden.