Frauen sind im Karneval nur Beiwerk

Interview: Die letzte Kamelle ist geworfen, der Hoppeditz schläft. Zeit, ein paar Zöpfe abzuschneiden, meint Venetia Miriam.

Venetia Miriam, Sie haben in der Session nicht immer einen glücklichen Eindruck gemacht...

Venetia Miriam: Das stimmt. Ich habe mir manches anders vorgestellt. Ich wollte den Karneval und die Stadt als Botschafterin repräsentieren. Leider ist der Karneval in Düsseldorf eine Männergesellschaft und die Venetia oft nur schmückendes Beiwerk.

Wann fiel Ihnen das zum ersten Mal auf?

Miriam: Wir waren im Café Heinemann. Da lagen Schlüsselanhänter auf dem Tisch, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Darauf war nur Prinz Udo. Ich war weggeschnitten. Das hat mich schon etwas irritiert.

Hatten Sie denn keine Chance, da gegenzusteuern?

Miriam: Viele wichtige Entscheidungen sind an mir vorbei gegangen. Ich wurde gar nicht erst gefragt. Während der Prinz regelmäßig informiert wurde, hätte man mich manchmal ins Messer laufen lassen. Beinah hätte ich in der Klüh-Sitzung Verona Pooth auf die Bühne gebeten, obwohl sie gar nicht im Saal war. Eine vernünftige Absprache fand nicht statt, bevor wir loszogen. Bei der Prinzenkürung wusste ich zum Beispiel nicht einmal, was Udo sagen wollte. Da hätte man sich auch absprechen können. Ich hätte mir da manchmal mehr Unterstützung gewünscht.

Fühlten Sie sich insgesamt schlecht behandelt?

Miriam: Ich bin 34 Jahre alt, eine gestandene Frau und Rechtsanwältin. Als Venetia erwartet man von mir, dass ich auf der Bühne gut aussehe. Da habe ich keine Lust, mich vorher auf der Toilette umzuziehen. Da hat jeder auftretende Künstler mehr Komfort. Ich habe dann pro Tag auch nur noch ein Kleid angezogen. Oft war auch der Zeitdruck so groß, dass ich kaum hinterher kam.

Woran lag das?

Miriam: Der Prinz redet immer zuerst. Und wenn Udo überzogen hatte, konnte ich kaum noch etwas sagen. Aber da ich die einzige Frau war, haben mir alle am Ende immer die Schuld gegeben, wenn wir zu spät waren. Ich hätte mir einfach etwas mehr Respekt gewünscht und wollte nicht reduziert werden auf die Dekoration.

Gab es denn keine Unterstützung vom Prinzen?

Miriam: Der war sehr mit sich selbst beschäftigt. Er hat ja auch zwischendurch noch gearbeitet. Ich habe zwei Monate lang in meinem Beruf ausgesetzt. Dass mir da manche Witze des Prinzen nicht gepasst haben, kann man ja verstehen.

Sie meinen "Alle Frauen im Himmel ist Friede auf Erden"?

Miriam: Zum Beispiel. Die Prinzgardisten fanden das sehr lustig. Für mich sind solche Bemerkungen sehr unangnehm gewesen.

Was würden Sie ändern, wenn Sie CC-Präsidentin wären?

Miriam: Die Rolle der Venetia muss neu definiert werden. Auch sie sollte die Chance haben, mal witzig sein zu dürfen und nicht immer nur aufzusagen, für welchen Zweck gesammelt wird. Wir sind nicht nur Mutter Theresa, sondern können Spaß haben und feiern. Außerdem könnte eine Mitglieder der Prinzenbegleitung eine Nachschulung bekommen und lernen, wie man mit Frauen umgeht.

Und sonst?

Miriam: Als Präsidentin des Venetienclubs bitte ich Angela Erwin , dass sie zuküntig wartet, bis die Venetia dem Oberbürgermeister die Krawatte abchneidet und das nicht selbst tut. Ganz gleich, ob die Venetia Miriam oder Ricarda heißt. So steht es im Protokoll.

Werden Sie denn Mitglied im Venetienclub?

Miriam: Ich bin noch nicht gefragt worden. Aber ich habe schon eine Idee für das neue Sessions-Motto: Schlage die Trommel und fürchte dich nicht. Das ist übrigens ein Heine-Zitat.