Grüne Schulen Schulen und Kitas werden grüner

Düsseldorf · An den Schulen entstehen im Zuge von Fridays for Future mehr Projekte zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Schon in Kitas werden Kinder an die Themen herangeführt.

Tim Hüwe, Mathelehrer am Leibniz-Montessori-Gymnasium, war mit seiner sechsten Klasse bei einer Klima-Demo dabei.

Foto: Fatima Krumm

Mülltrennung, das kennen die meisten Kinder von zu Hause. Aber warum gibt es mehrere Mülltonnen für den Abfall und wieso spielt es eine Rolle, ob die Plastikverpackung nun wirklich im gelben Sack landet? Und wie kann es eigentlich sein, dass es sich auf den Lebensraum der Wale und Delfine auswirkt, wenn die Eltern in der Obstabteilung zur Plastiktüte greifen? In der Gemeinschaftsgrundschule Knittkuhl gehen die Schüler diesen Fragen intensiv nach. Helena aus der vierten Klasse zaubert ein Plakat hervor und liest vor, wie lange Müll im Meer bleibt: „Eine Windel überlebt 450, eine Plastiktüte 20 Jahre. Und ein Pappkarton hat sich nach zwei Monaten aufgelöst.“

An vielen Düsseldorfer Schulen hat sich im Zuge der „Fridays-for-Future“-Bewegung das Umweltprofil geschärft. In Projektwochen, Arbeitsgemeinschaften oder Unterrichtseinheiten werden die Themen Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit, aber auch Mitbestimmung und politisches Engagement behandelt. Die städtische Montessori-Schule ist als einzige Düsseldorfer Grundschule beim internationalen Streiktag am 24. Mai mit auf die Straße gegangen. „Seit mehreren Jahren gibt es in allen Klassen den Klassenrat und das Schülerparlament. Wir ermutigen unsere Kinder dazu, dass es richtig und wichtig ist, eine eigene Meinung zu haben, diese zu äußern und für sie einzustehen“, sagt Schulleiterin Sandra Gehrke. „Daher wollten wir den Kindern auch die Gelegenheit geben, einmal mitzuerleben, wie Menschen lautstark mit ihrer Meinung auf die Straße gehen und demonstrieren.“ Seitdem gibt es an der Schule „Gretas fünf Minuten“ – darin wird besprochen, was jeder Einzelne tun kann, um das Klima zu schützen.

Auch am Schloß-Gymnasium Benrath wurde die Teilnahme an der Demo im Mai einmalig als Exkursion und außerschulischer Lernort deklariert. „Ich befürworte zwar nicht die Bewegung Fridays for Future, aber definitiv die Idee, die dahintersteht“, sagt Schulleiter Raimund Millard. Und aus diesem Grund ist ihm sehr daran gelegen, dass auch eine von Schülern der Oberstufe ins Leben gerufene Reihe zur politischen Bildung nach deren Abgang weitergeführt wird: ein Debattierklub. Jede Woche treffen sich Schüler in der Mittagspause, um verschiedene Themen politisch zu beleuchten. Ein Mitinitiator versteht „debate“ als neutrale Diskussionsplattform. „Natürlich steht sie mit Fridays for Future in Verbindung. Zumal uns die Idee auf dem Weg zur Demo gekommen ist. Aber sie sollte nicht von einer politischen Stoßrichtung geprägt sein“, sagt der 18-Jährige. Auch eine Podiumsdiskussion gab es auf Initiative der Schüler bereits. Vor der Europawahl wurden die Jugendverbände der im Bundestag vertretenden Parteien in die Schule eingeladen. Am Donnerstag steht die nächste Podiumsdiskussion an. Ab 18.30 Uhr diskutieren Schüler mit Landtagsabgeordneten über den Klimaschutz. (Kasten)

Rückenwind bekommen die Schulen bei der Schärfung ihres Umweltprofils auch von der Stadt. So gibt es auch finanzielle Starthilfe für den Bau eines Schulgartens zum Gemüseanbau, für die Realisierung insektenfreundlicher Gartenprojekte oder eines Insektenhotels. Die Dieter-Forte-Gesamtschule hat bereits vor einigen Jahren die städtische Unterstützung in Anspruch genommen. Der idyllische Schulgarten hat sich seitdem gut entwickelt, Gemüse und Pflanzen sprießen, sogar ein grünes Klassenzimmer mit Tafel und eine Holzterrasse als Rückzugsmöglichkeit für Schüler sind hinzugekommen.

Ökostrom und ein Nachhaltigkeitsamt in der Kita

Das Thema Nachhaltigkeit hat sich auch die Paulusschule in Düsseltal auf die Fahne geschrieben. Im „Paulus-Lädchen“ verkaufen Schüler nachhaltig hergestellte Schulutensilien wie Hefte mit dem Blauen Engel, Lineale aus Bio-Plastik und auffüllbare Stifte. Außerdem achten als Umweltdetektive ausgebildete Schüler neben der richtigen Mülltrennung vor allem darauf, dass an der Schule Energie eingespart wird. „Wenn das Fenster offen ist, wird die Heizung natürlich ausgemacht“, nennt Nike (9) ein Beispiel. Auf den Lichtschaltern kleben rote Punkte – das Motto: „Rot nur zur Not“.

Dass sich der Fleiß nicht nur positiv auf die Umwelt auswirkt, sondern auch im wörtlichen Sinne auszahlt, wird am Ende des Schuljahres deutlich: Die Hälfte des eingesparten Geldes wird der Schule gutgeschrieben. Im Schuljahr 2016/2017 waren es mehr als 2000 Euro. An dem städtischen Programm „Mit Energie gewinnen“ nehmen mittlerweile rund 50 Schulen teil.

Aber auch schon die ganz Kleinen werden an die Themen Umwelt- und Klimaschutz herangeführt. Die Elterninitiative Kinderladen in Unterbilk hat mit städtischer Starthilfe einen Garten angelegt, in dem die Kinder Gemüse und Beeren wachsen sehen. Ein Imker kam in die Einrichtung und erklärte den Kindern, was er macht und warum die Bienen so wichtig sind. Auch die Themen Mülltrennung und Recycling werden spielerisch thematisiert und schlicht vorgelebt – aus Abfällen entstehen Kunstwerke, beim wöchentlichen Marktbesuch auf dem Friedensplätzchen sehen die Kinder, dass Plastiktüten gar nicht notwendig sind, weil alles im Bollerwagen und in den mitgebrachten Beutel verstaut werden kann.

Der Kinderladen, bei dem sich Eltern aktiv einbringen und verschiedene Funktionen und Ämter übernehmen, will 2020 auf Ökostrom umstellen. Auch ein Nachhaltigkeitsamt ist in Planung. „Darin sollen alle Ideen zusammenlaufen, wie wir unsere Abläufe in der Kita im Sinne des Umweltschutzes noch weiter optimieren können“, sagt Leiterin Monika Schröder-Klein.