Fünf Erkenntnisse von der Messe „New Heritage“

Kleidung, Möbel, Accessoires, Genussmittel und vieles mehr: Die Verbraucher-Messe überraschte mit Alternativen zum handelsüblichen Angebot.

Der Dortmunder Fotograf Thaisen Stärke hat sich auf die um 1850 entstandene Kollodium-Nassplatten-Methode spezialisiert.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Rund 120 Aussteller haben auf der Verbraucher-Messe „New Heritage“ auf dem Böhler-Gelände Kleidung, Möbel, Accessoires, Genussmittel und vieles mehr von Manufakturen gezeigt, die zum Teil traditionelles Handwerk wieder aufleben lassen. Hohe Qualität in Design sowie den verwendeten Materialen, Stil und Langlebigkeit standen dabei im Mittelpunkt. Das hat natürlich seinen Preis. Wir haben fünf Dinge entdeckt, die überraschen und Alternativen zum handelsüblichen Angebot sein können.

„Frauen brauchen glückliche Männer“: Davon ist Dirk Wahn, Sales-Manager von SlotFire überzeugt. Eine Holzrennbahn könnte da eine Möglichkeit sein, diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen. Schlanke 18,5 Kilo bringt die dreispurige Standard-Strecke auf die Waage. Von Hand gefertigt und auf Kundenwunsch auch individuell gestaltet. „Wir bauen auch Lieblingsstrecken nach, zum Beispiel Le Mans und die Spiegelberg in Salzburg“, erklärt Dirk Wahn. Die Schreinerei aus Leverkusen hat sich mittlerweile auf die Holzrennbahnen spezialisiert. Für das Zubehör können handelsübliche Spielzeug-Rennwagen verwendet werden. „Wir wollten keine Steckverbindungen mehr, die sich immer lösen, eirige Bahnverläufe oder störendes Geklapper“, sagt Dirk Wahn. Das hat allerdings auch seinen Preis, eine 22 Meter Strecke schlägt mit rund 2200 Euro zu Buche.

Ein außergewöhnliches Foto braucht seine Zeit: „Einen halben Tag muss man schon einplanen“, stellt Thaisen Stärke klar. Der Fotograf aus Dortmund hat noch das klassische Analogverfahren der Entwicklung gelernt, wollte den Arbeitsprozess aber noch weiter „entschleunigen“. So verlegte er sich auf die Kollodium genannte Nassplatten-Fotografie, wie sie um 1850 erstmals verwendet wurde. Dafür wird mit einem alten Fotoapparat zunächst ein Bild aufgenommen, das auf eine feuchte Glasplatte in einer Kassette projiziert wird. In einem Dunkelkammerzelt wird es auf der Scheibe fixiert und später mit Acryl eingefärbt. „Das Ergebnis ist immer ein Unikat“, sagt Thaisen. Charakteristisch für das Nassplatten-Verfahren sind kleine Störungen auf dem Bild, beispielsweise durch Staubkörner. Rund 200 Euro kostet so eine Aufnahme, die auf jeden Fall ein Blickfang ist.

Einen Rolls-Royce zu restaurieren, unterscheidet sich nicht wesentlich von der Möbel-Aufbereitung: Zumindest, wenn es um die Holzteile, wie das Armaturenbrett oder Türverkleidungen geht. Angefangen haben Stephan und Susanne Beek als Restauratoren von Antiquitäten. Irgendwann kam die Anfrage, ob sie denn nicht auch Holzteile von Oldtimern aufbereiten könnten. Das Krefelder Ehepaar legte Hand an und „seitdem haben wir im Winter meist Oldtimer in der Werkstatt, im Sommer dann die Möbel“, sagt Susanne Beek. Es seien vor allem die Mittelkonsolen und Armaturenbretter, die den größten Verschleiß an einem Oldie zeigen. „Vor allem, wenn sie viel der Sonne ausgesetzt sind“, weiß die Expertin. Der Preis ist dabei abhängig vom Aufwand.

Feuerwehrschläuche und ausgediente Seesäcke können Rücken schmücken: Marine und Militär haben einen hohen Verschleiß an Seesäcken, ebenso wie die Feuerwehr an Wasserschläuchen. Eine Wiener Schneiderei, ursprünglich spezialisiert auf die Anfertigung von Theater- und Opernkostümen, musste sich neu aufstellen, als die Auftraggeber eigene Werkstätten einrichteten. Durch Zufall kam man bei „Wien Zwölf“ auf die Idee, aus Seesäcken Rucksäcke zu schneidern. Sie sind leicht, robust und geräumig. Für die Schulterriemen kamen alte Feuerwehrschläuche zu neuen Ehren. Gefertigt wird nach alter Tradition von Hand. Je nach Größe, muss man für einen Upcycle-Rucksack ab 175 Euro anlegen.

Bienenwachstücher halten Lebensmittel frisch: Was tun mit der angeschnittenen Gurke oder der abgeriebenen Zitrone? Klassisch in Alu- oder Zellophan-Folie verpacken ist nicht gerade umweltfreundlich. Eine Alternative sind Tücher aus Bienenwachs, Kiefernharz, Bio-Baumwolle und Bio-Kokosöl. Sie eignen sich für alle Nahrungsmittel, mit Ausnahme von Fisch und Frischfleisch, da die Tücher nicht unter kochendem Wasser gereinigt werden und den Geruch annehmen können. Das Bienenwachs wirkt antibakteriell, die Tücher sind atmungsaktiv und beugen so Feuchte und Schimmelbildung vor. Unter klarem kaltem Wasser oder mit einem milden, alkoholfreien Spülmittel gereinigt sollen sie über ein Jahr anwendbar bleiben. Die Tücher gibt es in verschiedenen Farben und Größen, auch für Backwaren und als Abdeckung für Gläser, zwischen 10 und 25 Euro im Set.